Helmet propaganda works
Helmkampagne des BMVI - © Stefan Warda |
Die Helmpropaganda in Deutschland wirkt. Andauernde Kampagnen des Bundesverkehrsministeriums, zum Teil penetrante Kampagnen oder Aktionen von Polizei auf kommunaler oder Länderebene sowie die schuldzuweisende Berichterstattung über verunfallte Radfahrende scheinen ihre Wirkung zu entfalten: Laut BASt hat die Helmtragequote in Deutschland zugenommen. 2020 sollen 26 Prozent der Radfahrenden einen Helm getragen haben, der bislang höchste Anteil und mehr als doppelt so hoch als vor zehn Jahren. Im Jahr zuvor habe der Anteil noch bei 23 Prozent betragen, 2011 waren es dagegen noch elf Prozent gewesen. Während Helme bei Alltagsradfahrenden in unserem Nachbarland Niederlande verpönt sind und in der Verkehrssicherheitsarbeit keine Rolle spielen, dominiert in Deutschland zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Radverkehr mehr oder weniger die Helmpropaganda (neben Warnwestenpropaganda) anstelle einer landesweit deutlich besseren Infrastruktur, Tempolimits und anderen sicherheitsrelevanten Rahmenbedingungen.
Verkehrssicherheitsarbeit in den Niederlanden, ganz ohne Helm - © Stefan Warda |
Eine hohe Helmtragequote könnte sich in Deutschland bald nachteilig auswirken. Wenn die Mehrheit der Radfahrenden behelmt radeln würde, könnten Gerichte zukünftig unbehelmten Radfahrenden bei Unfällen mit Kopfverletzungen eine Mitschuld anlasten, auch wenn sie unverschuldet in einen Verkehrsunfall mit Autofahrenden geraten sind - beispielsweise durch Dooring, unterlassenen Schulterblick, mangelnden Seitenabstand, Ablenkung mit einem Mobiltelefon, usw. Die Autonation wirkt auch über die Helmpropaganda.
Übrigens lässt die BASt in ihrer Pressemitteilung die Helmtragequote der Autofahrenden oder Gehenden im Straßenverkehr unerwähnt. Kopfverletzungen sind unter diesen Verkehrsteilnehmenden ebenso recht häufig, nur bemüht sich in Deutschland keine Institution um eine entsprechende Helmpropaganda.
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