24. Mai 2021

Radentscheid stoppt "Fahrradweichen": Wie werden Hamburgs Kreuzungen der Zukunft aussehen?

After agreement with Radentscheid: How will intersections in Hamburg look in the future?

Aktualisiert um 21:58 Uhr

Jungiusstraße / Gorch-Fock-Wall: Radspur in Mittellage, 2021 fertiggestellt - © Stefan Warda

 

 

Wird der Ausbau der Hamburger Radinfrastruktur durch den Radentscheid ausgebremst?

Die Initiative Radentscheid Hamburg konnte bei einer Einigung mit dem Senat erreichen, dass zukünftig Radspuren in Mittellage nicht mehr zur Anwendung kommen sollen. In der ZEIT gab es Kritik an dieser Einigung. Damit würde der geplante Ausbau der Radinfrastruktur erheblich verzögert.

Laut einer kleinen Anfrage der Bürgerschaftsabegorndeten Heike Sudmann an den Hamburger Senat (Drucksache 22/3944) zu den Auswirkungen des Radentscheids auf den Fortschritt des Radverkehrsanlagenausbaus könne der Senat noch keine konkrete Antwort geben.  

"Es wurden alle in Planung befindlichen Projekte mit den Vereinbarungen aus der Drs. 22/106 abgeglichen und dahin gehend überprüft, ob eine Anpassung notwendig sein kann, und diese, wenn dies erforderlich erschien, einem erneuten Abwägungsprozess unterzogen. Im Fokus stand dabei die Überprüfung von Radfahrstreifen in Mittellage sowie die Berücksichtigung baulicher Trennungen zwischen Rad-und Kfz-Verkehr. Beispiele hierfür sind die Maßnahmen Esplanade, Max-Brauer-Allee, Holstenplatz und Elbchaussee. Ein Großteil der Planungen ist noch nicht abgeschlossen. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden noch keine baulichen Maßnahmen durchgeführt. Aussagen zu möglichen Mehrkosten bei den Baukosten, den Honoraren und Kosten der Ingenieurbürossowie zur km-Bilanz können noch nicht getroffen werden."

Wie genau die zukünftigen Kreuzungen aussehen werden, ist noch unklar. Bislang sei noch keine Kreuzung entsprechend der Einigung mit der Initiative nach den neuen Kriterien fertiggestellt. Möglichweise werde die Einigung Auswirkungen auf die geplangten Umbauten von Esplanade, der Elbchaussee, der Max-Brauer-Allee und des Holstenplatzes haben. 

 

Kreuzungsbeispiel aus Kopenhagen - © Stefan Warda

Kreuzungsbeispiel aus Amsterdam - © Stefan Warda

 

Laut Mopo sieht die Initiative Radentscheid keine Nachteile für den Ausbau der Radinfrastruktur durch die Änderung vorhandener Planungen.

"Eine schnelle Umsetzung mangelhafter Radinfrastruktur hilft genauso wenig wie eine rein quantitative Bewertung des Radwegausbaus. Da ist es besser, für gute Radinfrastruktur etwas länger zu planen und dann gute Radwege zu erhalten."

 

Auf die Bürgerschaftsanfrage von Heike Sudmann äußert sich der Senat auch zu den Sicherheitsbedürfnissen von Radfahrenden und erkennt an, dass etliche (oder potentielle) Radfahrende Radfahrstreifen in Mittellage meiden würden.

"Die in Hamburg realisierten Radfahrstreifen werden von einem Großteil der Radfahrenden akzeptiert und sind bislang nicht negativ in Erscheinung getreten. Jedoch hat der Senat erkannt, dass etliche Radfahrende sich dort nicht sicher fühlen und stattdessen auf dem Gehweg fahren oder ganz auf das Radfahren verzichten. Rechtsliegende Radfahrstreifen können das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen. Ein damit einhergehendes mögliches Unfallrisiko zwischen geradeaus fahrendem Radverkehr und rechts abbiegendem Kfz-Verkehr lässt sich durch vorgezogene Haltlinien des Radverkehrs und gegebenenfalls Grünvorlaufschaltungen reduzieren. Bei sehr starken Kfz-Rechtsabbiegeströmen ist grundsätzlich eine getrennte Signalisierung anzustreben; hier wäre auch ein Radfahrstreifen in Mittellage ungeeignet." 

 

 

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2 Kommentare:

  1. Wieder mal der alte Kampf zwischen subjektiver und objektiver Sicherheit. Dass Radverkehr rechts neben den Rechtsabbiegern zu führen totaler Unsinn ist, hat sich auch bei den Pedalküssern noch immer nicht herumgesprochen. Auch die vom Senat angeführte Sicherheit durch vorgezogene Haltlinien des Radverkehrs und gegebenenfalls Grünvorlaufschaltungen ist reine Augenwischerei, die nur hilft, wenn man die Grünphasen für den Radverkehr auf Sekunden pro Umlauf eindampft. Denn Radfahrer, die erst während der Grünphase den Kreuzungsbereich erreichen, haben dadurch keinerlei Sicherheitsvorteil. Die Fahrradweichen verlagern dagegen das Problem weit vor die Kreuzung an eine Stelle, wo die Kfz-Führer in der Regel aufmerksam fahren und nur das eine Problem "Radfahrer" beachten müssen. Ich habe dort weder als Kfz-Führer noch als Radfahrer besondere Probleme beim Kreuzen wahrgenommen. Allerdings müssen die Radspuren auch so breit sein, dass hinterher das Überholen durch Kfz (links und rechts) für Radfahrer nicht unangenehm oder far gefährlich ist.

    Für mich lässt sich das wie folgt zusammenfassen: die Radfahrstreifen und Schutzstreifen sind lediglich die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird, bevor man (ca. 2040) auf die vermutlich allzu nahe liegende Idee kommt, Radfahrer als Fahrzeugführer jedenfalls innerorts einfach auf der Fahrbahn fahren zu lassen - bei Tempo 30 für alle.

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  2. Genauso wie die Mittelstreifen führt auch Tempo 30 nicht zu einer Verbesserung der gefühlten Sicherheitslage. Eine Verbesserung wären eventuell mehr Radfahrer, bei denen man "mitschwimmen" kann.
    Kinder und unsichere FahrerInnen fahren einfach gerne getrennt vom Autoverkehr. Den Weg hin zu getrennten Ampelschaltungen und auch die Kopenhagener Lösung an der Elbchaussee finde ich daher grundsätzlich richtig.

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