29. Mai 2019

Bedroht: Regenbogen-Markierungen in Hamburg-St. Georg

Hamburg: No longer walking on the rainbow?


Danziger Straße / Rostocker Straße: Regenbogenmarkierung - © Stefan Warda


Vor nur fünf Tagen wurden neue Regenbogenmarkierungen in Hamburg-St. Georg vorgestellt. Sie sollten eine Alternative zu den in Tempo-30-Zonen nicht StVO-gerechten Fußgängerüberwegen sein, die auf Anordnung der Polizei entfernt werden mussten.


Brennerstraße / Lohmühlenpark: Regenbogenmarkierung - © Stefan Warda

Das Bezirksamt Mitte wollte mit acht Regenbogen-Markierungen auf die häufig von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden verwendeten Straßenübergänge aufmerksam machen. Alle für die Markierungen ausgewählten Standorte verfügten zuvor über Fußgängerüberwege. Die Regenbögen sollten laut Bezirksamt allen Verkehrsteilnehmenden bei der Umstellung helfen.

Bei der Auftragung der Regenbogen-Markierungen sollte es sich um eine einmalige Maßnahme mit Signalcharakter handeln. Durch die Aktion soll, über die Stadtteilgrenzen hinaus, an die erforderliche Vorsicht und Aufmerksamkeit im Straßenverkehr erinnert werden.


Danziger Straße / Rostocker Straße: Regenbogenmarkierung - © Stefan Warda

Danziger Straße / Rostocker Straße: Regenbogenmarkierung - © Stefan Warda

Danziger Straße / Rostocker Straße: Regenbogenmarkierung - © Stefan Warda


Doch auch die Regenbogenstreifen, die Gehenden das Queren der Straßen erleichtern sollen, entsprechen nicht der StVO. Wie auch schon beim Vorschlag von 3-D-Zebrastreifen in Hamburg-Bergedorf im vergangen Jahr gibt es Kritik von der Innenbehörde bzw. der Polizei. Wahrscheinlich müssen die Regenbogenmarkierungen entfernt werden, denn die Regenbogenüberwege geben Fußgängern keinen Vorrang vor dem Fahrbahnverkehr. Es könnte zu einem Unfall kommen, falls Autofahrende und andere Fahrzeugführende für Gehende nicht anhalten, Gehende aber vermeintlich glauben, der Regenbogen gäbe ihnen Vorrang. Vielleicht braucht es eine flexiblere StVO . . .


Rostocker Straße / Schmilinskystraße: entfernter Fußgängerüberweg - © Stefan Warda



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24. Mai 2019

Hamburg: Wer die Wahl hat, hat die Qual

Hamburg: Election day on Sunday


Plakatierung in Hamburg - © Stefan Warda


Am Sonntag dürfen Hamburgs Bürger entscheiden, welcher Partei sie ihre Stimme für welche Art von Verkehrspolitik schenken. hamburgize stellt dazu einige Kostproben vor.


FDP-Plakat in Altona - © Stefan Warda

"Das Leben ist zu kurz, um im Stau zu stehen: Machen wir unsere Stadt mobil." Mit Katarina Blume soll Altona besser werden - offenbar ohne Stau. Mit welcher Rezeptur, das bleibt auf dem Plakat allerdings offen. Auch wird keine Definition von Stau geliefert. Ist der Fußgängerstau vor der Ampel am Paul-Nevermann-Platz gemeint, der Stau der S-Bahnfahrgäste auf dem Bahnsteig in Altona vor der Rolltreppe, der Stau der Radfahrenden rund um die Sternbrücke, der Stau der Züge auf der Verbindungsbahn zwischen Altona und Hamburg Hauptbahnhof, oder was sonst?


CDU-Plakat - © Stefan Warda

"Wir wollen, dass jeder einen Parkplatz findet. Ob auf dem Weg in die City oder vor der eigenen Haustür." Mit der CDU sollen alle Hamburger direkt vor der eigenen Haustür einen eigenen Parkplatz finden. Wie ist dieser Anspruch in den dichtbebauten Quartieren in Eimsbüttel, Eppendorf, Hoheluft, Ottensen, St. Pauli oder Schanzenviertel wohl umsetzbar? Sind damit vielleicht Fahrradparkplätze gemeint, die in Altbauquartieren leichter zu organisieren sind als Tiefgaragen für Autos? Und in welchem Zeitraum soll für alle Altbauquartiersbewohner Hamburgs dieser Anspruch umgesetzt werden? Vielleicht aber sollen Hamburgs Bürger ja auch auf das eigene Auto verzichten und mit Carsharing vor der eigenen Haustür immer einen Parkplatz finden.


SPD-Plakat in Altona - © Stefan Warda

"Für weniger Verkehr und ein bezahlbares Altona für alle!" Die SPD möchte offenbar, dass Altonas Bürger mehr Zuhause bleiben und weitere Homeoffice-Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Datenverkehr wird dadurch allerdings zunehmen. Vielleicht aber ist mit "Verkehr" mal wieder nur der "richtige" Verkehr, also der Autoverkehr gemeint, der reduziert werden soll. Die anderen Verkehrsträger, also Fußverkehr, Radverkehr und der ÖPNV werden vermutlich dann zunehmen.


SPD-Plakat im Bezirk Mitte - © Stefan Warda

"1.000 neue Parkplätze in Hamburg-Mitte": Die SPD in Hamburg-Mitte möchte wahrscheinlich keine Fahrradstellplätze schaffen, sondern Platz fürs Autoblech. Nach dem Slogan soll es sich um zusätzliche Stellplätze handeln, die also nicht oberirdische Stellplätze in unterirdische Stellplätze verwandeln. Wo sollen diese Stellplätze in der beengten Stadt noch untergebracht werden? Sind etwa weitere P+R-Stellplätze an S- und U-Bahnhöfen gemeint, unterirdische Quartiersgaragen oder sollen Radwege, Grünflächen oder vorhandene Straßenflächen zu Parkraum umgewandelt werden? Zusätzlicher Platz für Stehzeuge wird mehr Autoverkehr generieren. Der Autoverkehr in Hamburg-Mitte soll möglicherweise bald noch mehr im Stau stehen.

Genaueres zu den Zielen aller Parteien in den Bezirken versteckt sich hinter den folgenden Links.
NahverkehrHAMBURG hat die Mobilitätsziele der Parteien in den sieben Bezirken zusammengestellt:


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22. Mai 2019

Premiere in Nordrhein-Westfalen: Erstes Teilstück des Radschnellweg Ruhr eröffnet

Northrhine-Westphalia: First section of fast cycle route "RS1" opened
Aktualisiert am 23.05.2019
Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1) - © Stefan Warda


Heute vor einer Woche wurde das erste Teilstück des Radschnellweg Ruhr eröffnet. Dieser erste echte Radschnellweg Nordrhein-Westfalens befindet sich in Mülheim.

Letzten Mittwoch wurde in Mülheim das erste Teilstück des Radschnellweg Ruhr (RS1) eröffnet. Der RS1 soll zukünftig auf einer Länge von 101 Kilometern zwischen Duisburg und Hamm verlaufen. Der erste Abschnitt ist etwa 1,2 Kilometer lang und verbindet die Innenstadt von Mülheim mit der Hochschule Ruhr West im Mülheimer Stadtteil Styrum. Der neue Radschnellweg verläuft auf der Trasse der früheren Rheinischen Bahn, ist asphaltiert und sieht bis auf eine Engstelle an einer Brücke eine Trennung von Fuß- und Radverkehr vor. Der Radverkehr entlang der neu ausgebauten Trasse genießt Vorfahrt an den zahlreichen Zufahrten.


Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1): Strecke im Verlauf der "Rheinischen Bahn" - © Stefan Warda

Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1): Ruhrbrücke im Verlauf der "Rheinischen Bahn" - © Stefan Warda

Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1): "Rheinischen Bahn" mit Anschluss zur Bergstraße - © Stefan Warda

Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1): Vorfahrt im Streckenverlauf der "Rheinischen Bahn" - © Stefan Warda

Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1): "Rheinischen Bahn" mit Anschluss zur Bergstraße - © Stefan Warda

Mülheim, Radschnellweg Ruhr (RS1): Ausbauende Richtung Duisburg an der Hochschule Ruhr West im Stadtteil Styrum - © Stefan Warda


Auf weiteren zwölf Kilometern der ehemaligen Rheinischen Bahn ist das Radfahren bislang - überwiegend - schon möglich, jedoch sind diese Abschnitte nicht als Radschnellweg hergerichtet. Zwischen Mülheim Innenstadt und Essen Innenstadt gilt für Radfahrende kein Vorrang auf der Trasse: An Zufahrten gilt die Rechts-vor-links-Regelung, die Strecke ist durch mehrere reine Gehwegabschnitte unterbrochen (Radfahren verboten), längere Abschnitte sind nicht einmal asphaltiert, beleuchtet oder werden durch Winterdienst befahrbar gehalten.


Mülheim, zukünftig geplanter Radschnellweg Ruhr (RS1): "Ruhrpromenade" auf der "Rheinischen Bahn" - © Stefan Warda

Mülheim, "Rheinische Bahn": Eine der zahlreichen Schiebestrecken im Verlauf des geplanten Radschnellwegs zwischen Stadtmitte und Stadtgrenze zu Essen - © Stefan Warda


Der überwiegende Teil der bislang schon zugänglichen Trasse ist als gemeinsamer Geh- und Radweg ausgewiesen. Es gibt aber auch Abschnitte mit einer baulichen Trennung - mit und ohne straßenverkehrsrechtliche Anordnungen. Bei den reinen Gehwegabschnitten handelt es sich um Verkehrsflächen ohne Trennung, für die keine straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen getroffen wurden. Es wäre sehr wünschenswert, wenn auch der Abschnitt zwischen Mülheim Innenstadt und Stadtgrenze zu Essen als Radschnellweg hergerichtet wird: durchgängig befahrbar und mit Vorfahrt an den Zufahrten - analog zum jüngst eröffneten ersten Radschnellwegabschnitt, sowie mit Beleuchtung und Winterdienst.


Essen, "Rheinische Bahn": Fast ausschließlich handelt es sich um Mischverkehrsflächen (gemeinsamer Geh- und Radweg) - © Stefan Warda

Essen, "Rheinische Bahn": Etwa die Hälfte der befahrbaren Strecke der "Rheinischen Bahn" ist nicht asphaltiert - © Stefan Warda




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12. Mai 2019

Sonderbarer Kampagnen-Slogan: "Fahr ein schöneres Hamburg"

Strange slogan for campaign in Hamburg




Seit dieser Woche wirbt Hamburg mit der Kampagne "Fahr ein schöneres Hamburg" für das Radfahren. Damit wurde um einige Jahre verspätet eine Maßnahme der "Radverkehrsstrategie für Hamburg" umgesetzt, die 2008 unter dem CDU-Senat beschlossen worden war.

5-1 Es wird eine professionell konzipierte Kommunikations- und Imagekampagne angeregt, die ein positives Bild vom Radfahren vermittelt und den Stellenwert und die Akzeptanz des Radverkehrs im Verkehrssystem verbessert. Die Kampagne soll hamburgspezifische Merkmale aufweisen und auch die Nahmobilität in den Stadtteilen berücksichtigen. Die BSU wird die Anforderungen und die Vorgehensweise zur Durchführung einer solchen Kampagne konkretisieren. Eine Möglichkeit ist das Einbeziehen von Hochschulen im Rahmen von Ideenwettbewerben. 
5-2 Weitere Empfehlungen aus dem Fahrradforum für eine solche Kampagne sind:
• Die Kampagne soll Lust auf das Radfahren machen. • Auch die Autofahrerinnen und Autofahrer sollen über die Vorzüge des Radfahrens informiert und zum Umsteigen motiviert werden. 
Zur Verzahnung mit den Verkehrssicherheitsaktivitäten soll die Botschaft transportiert werden: „Fahrt mehr Rad, aber sicher.“
• Radfahrende Spitzenpolitikerinnen und -politiker sowie sonstige Prominente sollen als Vorbilder integriert werden.
• Auch die vielen ehrenamtlich Tätigen (in den Verbänden) sollen einbezogen werden. 
• Durchführung von Wettbewerben, z.B. zum „Fahrradfreundlichsten Stadtteil“.
• Integration des Themas „Diebstahl-Prävention“ durch Einbeziehen der Spezialdienststelle „Kriminalprävention“ des Landeskriminalamtes (LKA).
5-3 Im Sinne einer „Produktmarke“ für die Öffentlichkeitsarbeit zum Radverkehr in Hamburg sollten ein Slogan und/oder ein Logo eingesetzt werden. Diese Produktmarke kann im Rahmen der Kampagne entwickelt werden, sollte aber auch darüber hinaus als Klammer der verschiedenen Informations- und Kommunikationsmaßnahmen dienen. 
5-4 Es soll eine kontinuierliche Information über die Umsetzung der Radverkehrsstrategie und der diesbezüglichen Maßnahmen entsprechend dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ gewährleistet werden. Hierzu können vor allem Presseartikel, Flyer (z.B. zu hergerichteten Radrouten) und das Internet dienen. 
5-5 Zur Abstimmung der Vielzahl der bereits laufenden und zukünftig möglichen Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit, auch unterhalb der Ebene einer Kommunikationskampagne, soll ein Arbeitskreis unter Leitung der BSU gebildet werden.  Teilnehmer: Dienststellen und Verbände, die sich bereits in diesem Bereich engagieren. 
5-6 In den Bezirken können sich – entsprechend dem Hamburger Fahrradforum – „Bezirksforen“ bilden, die die Ansätze und Maßnahmen der Radverkehrsstrategie (Gesamtstadt) auf die Ebene der Bezirke und Stadtteile herunterbrechen und sie entsprechend ortsbezogen weiterentwickeln. 

Laut der "Radverkehrsstrategie für Hamburg" sollte die ehemalige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) verantwortlich für die Imagekamagne sein. An der Festlegung der Anferderungen und Vergehensweise sollten die Behörde für Bildung und Sport (BBS) und die Behörde für Inneres (BfI) beteiligt werden. Verantwortlich für die Produktmarke (Slogan, Logo) sollte die BSU sein. Die Kampagne hätte gemäß der "Radverkehrsstrategie für Hamburg" spätestens bis 2015 durchgeführt werden sollen.

Der Koaltionsvertrag der jetzigen Landesregierung hat das Thema wieder aufgegriffen und auf einen Bürgerschafts-Antrag an den Senat umgesetzt.

Die Koalitionspartner möchten in Hamburg ein Willkommensklima für den Radverkehr schaffen und eine langfristige, facettenreiche, moderne Kampagne starten, die die Vorteile des Fahrrads als ideales städtisches Verkehrsmittel ins Gespräch bringt. Dabei soll das positive Image des Radfahrens verstärkt werden und identitätsstiftend wirken. Eine solche Kampagne kann Radfahren inszenieren und erlebbar machen. Damit können Mobilitätsgewohnheiten hinterfragt und zum Umsteigen motiviert werden.

Für die jetzige Kampagne "Fahr ein schöneres Hamburg" hatte die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) eine Werbeagentur beauftragt. Schade, dass dabei solch ein sperriger Slogan entstanden ist.

Auf der neu geschalteten Seite fahrrad.hamburg sind einige Informationen zum Radverkehr in Hamburg gebündelt, z.B. aktuell zum Winterdienst.

Zum Vergleich zu "Fahr ein schöneres Hamburg" das vor zehn Jahren entstandene Video zur Kampagne "City of cyclists" der Stadt Kopenhagen.


Copenhagen - City of Cyclists from Mikael Colville-Andersen on Vimeo.



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