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Um mehr Leben im Straßenverkehr zu retten fordert die "Initiative clevere Städte" eine Helmpflicht für Autofahrer und Fußgänger. Die Initiative beruft sich auf Statistiken. 2011 kamen in Deutschland auf jeden getöteten Radler 1,5 getötete Fußgänger und 4,5 getötete Autofahrer. Laut einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) von 2009 sei die Häufigkeit Kopfverletzung unter Radlern, Fußgängern und Autofahrern und -gefahrenen bei Schwerverletzungen oder tödlichen Unfällen nahezu gleich. Zwischen 64% und 68% bei Schwerverletzten und 85% bis 89% bei Getöteten seien Kopfverletzungen die häufigsten Verletzungen. Heinrich Strößenreuther von "Initiative clevere Städte":
Wenn man es also ernst meint und Kopfverletzungen reduzieren will, dann bitte Werbe- und Politik-Kampagnen starten, damit Autofahrer und Fußgänger Helme tragen. Was wir brauchen, sind deutlich niedrigere Geschwindigkeiten, mehr Können von Kraftfahrzeuglenkern, jährliche Fahrkönnenüberprüfungen und sichere und ausreichend dimensionierte Fahrrad-Infrastrukturen.
Wie kam es bislang zur Reduzierung der Helmfrage - neben Motorradfahrern - auf die Radfahrer? Das Auto konnte seine Dominanz im Straßenraum durch Verunglimpfung seiner Opfer erreichen. Waren es anfangs "Jaywalker", die den Autoverkehr störten, sind es heute "Kampfradler". Das eigene Fehlverhalten verdrängen Autofahrer allzu gerne, zeigen aber gern auf das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer. Zudem wird von allzu vielen der Vorrang des Autoverkehrs als Norm angesehen. Kontrolle von Kampfparkern oder Kampfrasern gilt als Abzocke, weswegen beispielsweise in Hamburg Rad- und Gehwege entlang vieler Straßenzüge seit Jahrzehnten dauerhaft zugeparkt sind. Zudem sind Tickets für Kampfparker in Deutschland im europäischen Vergleich spottbillig.
Gesellschaftlich nicht anerkannt ist das Helmtragen in den eigenen vier Wänden. Zwar passieren die meisten Unfälle im Haushalt, doch "Hausputz mit Sicherheitskopfbedeckung sei nicht üblich", so der Psychologe der Heliosklinik in Hattingen, die den Aktionstag "Ein Helm für jeden Kopf" veranstaltete. Bei diesem Aktionstag ging es lediglich darum, Schulkindern beim Radeln einen Helm zu verpassen, weil sich dabei der Kopf im Gegensatz zum Hausputz wirksam schützen lasse - so die Argumentation seitens der Klinik.
Opferbashing ist auch beliebt von Seiten angeblicher Verkehrssicherheitsakteure. Der Trick: Mit Verdrehung von Statistiken werden die Opfer gebrandmarkt, um so den Zwang zum Fahrradhelm zu legitimieren. Der Chef der Essener Verkehrswacht behauptete, dass 80 Prozent aller Verletzungen bei Fahrradunfällen Kopfverletzungen seien.
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