Quelle: KVB |
In Kopenhagen gibt sich der bekannte Radverkehrsblogger und Fahrradbotschafter Mikael Colville-Andersen geschockt über die Rotlicht-Kampagne der Stadt Köln, der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sowie der Kölner Polizei. Nach Colville-Andersen werden Fußgänger mit der Kölner Kampagne verspottet. Die Kampagne reihe sich ein in das in den 1920er Jahren in Amerika erfundene Jaywalking-Konzept, mit dem die Straßen für den Autoverkehr befreit werden sollten. Fußgänger galten fortan als irritierende Hindernisse, während bis zu deren Verunglimpfung die Straßenräume vornehmlich den Fußgängern gehörten und Autofahrer das Fußgängergeschehen respekieren mussten.
Köln will unter dem Motto "Köln steht bei Rot!" und "Ich verpfeif dich" gegen Rotlichtsünder unter Fußgängern vorgehen. Mit im Gespann ist laut Kölner Stadtanzeiger sogar ein Pfarrer. Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers fordert gar die Erhöhung der Bußgelder für Jaywalker zur Verringerung der Unfallzahlen. Während Polizeipräsident Albers die Zunahme von Fußgängerunfällen durch deren Rotlichtverstöße erklärt, forderte dagegen Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW, zum Schutz von Fußgängern und Radlern grundsätzlich Tempo 30 in Städten.
10 000 Schwerverletzte in neun Monaten – das ist eine erschreckende Zahl. Mit Blitzen alleine werden wir dieses Problem nicht lösen, weil vor allem Fußgänger und Radfahrer oft bei Unfällen verletzt werden, bei denen die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten worden ist. Deshalb brauchen wir endlich eine ernsthafte Diskussion über Tempo 30 in den Innenstädten und Tempo 90 auf den Landstraßen.
Quelle: KVB / (c) Christoph Seelbach |
Gestorben wird zunehmend nicht mehr im Auto, sondern vor dem Auto
Sorge bereitete den Experten des GdP-Foums "Verkehrsunfallprävention ist mehr als Blitzen" vor allem die Beobachtung, dass unter den Verkehrsopfern immer mehr Radfahrer und Fußgänger zu finden sind. Während die PKW-Insassen durch die moderne Fahrzeugtechnik immer besser geschützt werden, sind Radfahrer und Fußgänger bei Unfällen schutzlos. Weil immer mehr Menschen Rad fahren und weil gleichzeitig immer mehr ältere Menschen zu Fuß unterwegs sind, bei denen ein Unfall viel gravierendere Folgen hat, als bei den Jüngeren, rechnet der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens sogar mit weiter steigenden Opferzahlen. Eine Prognose, die auch von den anderen Teilnehmern des Forums geteilt wird: Gestorben wird zunehmend nicht mehr im Auto, sondern vor dem Auto. Mertens sieht Radler und Fußgänger zunehmend benachteiligt.Autofahren ist so sicher wie noch nie. Wer zu Fuß geht, oder mit dem Fahrrad fährt, lebt aber gefährlich.
Laut einer jüngst veröffentlichen Studie des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) sind die Deutschen mehrheitlich für eine Reduzierung der Regelgeschwindigkeit von 50 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften. 51% der Befragten empfanden die Regelgeschwindigkeit als zu hoch, dagegen meinten nur 27%, das träfe nicht zu. Laut DVR sei zu erwarten, dass durch eine Absenkung der Regelgeschwindigkeit innerorts sowohl die Anzahl der Unfälle als auch die Unfallschwere deutlich verringert werden könne.
Quelle: DVR |
- Ampelmännchen im Sicherheits-Einsatz (Kölner Stadtanzeiger, 24..11.2014)
- Tempo 50 ist vielen Deutschen im Ort zu schnell (STERN, 18.11.2014)
- Cologne/Köln ridicules pedestrians in name of "safety" (copenhagenize.com, 27.11.2014)
- Vom Jaywalking zum Kampfradler (urbanist / Alle Macht den Rädern)
- Ramsauer in der Kritik - Radverkehrspolitik aus Architektensicht
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