21. November 2018

Hamburg: Unsichtbarer Fakeradweg am Jungfernstieg soll 2020 beseitigt werden

Hamburg: Fake cycle track at Jungfernstieg to be eliminated in 2020
Aktualisiert am 26.11.2018

Velorouten 3 und 4, Jungferntieg: "Radweg" mit Stealth-Technologie - © Stefan Warda


Hamburgs Mahnmal für verfehltes Radwegdesign, der unsichtbare Fakeradweg auf der Wasserseite des Jungfernstiegs, soll übernächstes beseitigt werden. Dies berichtet das Abendblatt. Die Bauarbeiten sollen im August 2019 beginnen. Im November soll der Umbau vollendet sein.

Der unsichtbare Fakeradweg wurde 2005 unter einem CDU-geführten Senat angelegt. Ein Förderverein (Lebendiger Jungfernstieg e.V.)  sammelte damals Spendengelder für die Umgestaltung des Jungfernstiegs. Für den Fahrbahnbau war die Baubehörde verantwortlich, die Gestaltung der Gehwegfläche zwischen Fahrbahn und Binnenalster samt des unsichtbaren "Radwegs" wurde maßgebeblich von dem Förderverein bzw. der Stiftung Lebendige Stadt e.V. bestimmt.


Velorouten 3 und 4, Jungferntieg: "Radweg" mit Stealth-Technologie - © Stefan Warda


Behörde: "Deutliche Abgrenzung durch schwarze Steine"

Die damalige Baubehörde verteidigte den Bau des unsichtbaren "Radwegs". Auf Initiative von Stefan Warda wollte der Bezirk Mitte entgegen der ursprünglichen Landesplanung Radfahrstreifen anlegen. Dies wurde von der Baubehörde mit "mangelnder Verkehrssicherheit" und dem "hohen gestalterischen Anspruch" des Jungfernstiegs abgelehnt. Stadtentwicklungsbehördensprecher Volker Dumann verteidigte damals die Planung gegenüber dem Vorwurf mangelnder Erkennbarkeit: "Der Radweg wird aber deutlich durch schwarze Steine in der Breite eines Fahrbahnstreifens abgegrenzt."


Landesbehörde sah Ausbremsung des Radverkehrs vor

Zudem sollte der Radverkehr entlang des Jungfernstiegs deutlich ausgebremst werden, während für den restlichen Fahrzeugverkehr kein Tempolimit, sondern 50 km/h vorgesehen war: "Es soll erreicht werden, daß Radfahrer am Jungfernstieg langsam fahren. Daß das auf Radwegen wie dem geplanten funktioniert, ist wissenschaftlich erwiesen." Mit der Kritik am unsichtbaren "Radweg" konnte jedoch erreicht werden, dass die Radwegbenutzungspflicht mit Fertigstellung des neuen Jungfernstiegs 2005 aufgehoben wurde. Bis zum Umbau war der Radweg am Jungfernstieg ein einseitiger Zweirichtungsradweg, das Radfahren auf der Fahrbahn vor dem Alsterhaus verboten.


Velorouten 3 und 4, Jungfernstieg: Veranstaltung auf dem "Radweg - © Stefan Warda

Regelmäßige Veranstaltungen auf dem "Radweg"

Ein weiterer großer Nachteil des unsichtbaren "Radwegs" war die regelmäßige Fremdnutzung, wie z.B. für "Weihnachtsmärkte". Der "Winterzauber" belegt alljährlich mehrere Wochen lang den Radweg. Radfahrende müssen während solcher und anderer Sondernutzungen jeweils die Fahrbahn benutzen. Radfahstreifen galten bei Anlage des unsichtbaren "Radwegs" nicht als "verkehrssicher", das Fahrbahnradeln wegen regelmäßiger Sperrung des "Radwegs" von mehreren Monaten im Jahr wurde bei der Entscheidung für den "Radweg" vom damaligen CDU-geführten Senat in Kauf genommen.


Velorouten 3 und 4, Jungfernstieg: Veranstaltung auf dem "Radweg - © Stefan Warda




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