29. August 2019

Hamburg: Balloninstallation zur Einweihung des Pergolenviertelradwegs (zukünftige Veloroute 5N)

Hamburg: Balloon installation for the inauguration of cycle track through Pergolenviertel (future cycle route)
Aktualisiert am 30.08.2019
Zukünftige Veloroute 5 neben dem Limaweg im Pergolenviertel - © Stefan Warda

Neues Fahrvergnügen für Radfahrende in Hamburg

Mit einer Balloninstallation wurde gestern die Eröffnung  des neuen Radwegs für die zukünftige Veloroute 5N zwischen Saarlandstraße und Sengelmannstraße gefeiert. Der Radweg führt straßenunabhängig zwischen City Nord und dem Neubaugebiet Pergolenviertel. Die glatte Oberfläche und der nahezu kreuzungsfreie Ausbau bereitet Radfahrenden in Hamburg eine neue Qualität des Fahrvergnügens. Leider wird dem Radverkehr an der Kreuzung mit dem Dakarweg, einer Nebenstraße, keine Vorfahrt gewährt - so wie es in zahlreichen anderen Städten (z.B. Amsterdam) mittlerweile selbstverständlich ist.


Zukünftige Veloroute 5N / Dakarweg: Rechts-vor-Links-Regelung - © Stefan Warda

Dakarweg / Limaweg: Rechts-vor-Links-Regelung - © Stefan Warda

Amsterdam, bevorrechtigter Radweg an einer Straßenquerung - © Stefan Warda

Amsterdam, bevorrechtigter Radweg an einer Straßenquerung - © Stefan Warda

Amsterdam, bevorrechtigter Radweg an einer Straßenquerung - © Stefan Warda


Die neue selbständig geführte Wegeverbindung soll eine Länge von 1,2 Kilometern haben und ist bei einer Breite von vier Metern - abgesehen von der fehlenden Vorfahrtregelung am Dakarweg - in Radschnellwegqualität hergestellt. Die Wegeverbindung im Pergolenviertel ist zudem eine völlig neue Trasse, die es so noch nicht gab, während die meisten sonstigen Veloroutenabschnitte auf vorhandenen Wegen und Straßen verlaufen. Sie verläuft auf der Trasse einer ehemals geplanten Stadtautobahn zwischen Hamburg-Horn und Norderstedt, die jahrzehntelang im Flächennutzungsplan vorgehalten wurde. Die Gesamtkosten der neuen Strecke sollen 3,5 Millionen Euro betragen haben.


Veloroute 5 vorerst nur im Planungszustand

Der neue Radweg soll Teil der geplanten Veloroute 5 werden, die bislang nur zwischen Rathausmarkt und Ferdinandstor entlang des Ballindamms ausgewiesen ist. Die Veloroute 5 soll mit einer Länge von 28 Kilometern die längste Radialroute im Veloroutennetz werden und sich in Barmbek-Süd gabeln, wobei ein Ast nach Duvenstedt führen und ein zweiter Ast Flughafen, City Nord, Stadtpark und Pergolenviertel anbinden soll. Mit dem weiteren Ausbau der Infrastruktur und der Installation von Wegweisung und noch geplanten Piktogrammen soll die geplante Veloroute 5 (5N) zukünftig fertig gestellt werden. Ein gewaltiger Knackpunkt ist weiterhin der Radweg neben der Straße An der Alster in St. Georg, der als schmaler Zweirichtungsradweg mit zahlreichen zum Teil engen und unübersichtlichen Kurven bei Radfahrenden gefürchtet ist. Aber auch der "Radweg" in der Saarlandstraße, der Teil der Veloroute 5N werden soll, genügt keineswegs den ansprüchen des heutigen Radverkehrs. Mit einer Breite von deutlich weniger als einem Meter (überwiegend nur 60 - 70 cm!) und zahlreichen Schlaglöchern wirkt er abschreckend und lädt nicht zum bequemen Radfahren ein. Bei der jetzigen Breite ist er nicht einmal für Cargobikes oder Lasten- bzw. Kinderanhänger geeignet. Diese müssen auf die Fahrbahn ausweichen, wenn sie nicht regelwidrig auf den Gehweg ausweichen wollen. Den Anforderungen an eine Radwegbenutzungspflicht genügt er mangels Breite ebenso nicht. Ursprünglich sollten alle Velorouten bis 2020 vollständig fertiggestellt sein. Jedoch wird das anvisierte Ziel nicht erreicht werden. So wird beispielsweise die Veloroute 14 (Gehlengraben, Poppenbütteler Weg) bis dahin nicht fertig sein und auch nicht einmal Veloroutestandard genügen.


Zukünftige Veloroute 5, Saarlandstraße: "Radweg", nicht für Cargobikes oder Anhänger geeignet - © Stefan Warda

Quantensprung im Radwegebau

Mit dem neuen Radweg begeht Hamburg einen Quantensprung im Vergleich mit bisherigen Radwegausführungen. Allein beim Vergleich mit ähnlich geführten Radwegen, die Teil von neu geplanten Velorouten sind, schneidet der Pergolenviertelradweg deutlich besser ab. Noch vor sechs Jahren wurde für die Veloroute 11 in Wilhelmsburg im Verlauf des Gert-Schwämmle-Wegs eine Mischverkehrsfläche gebaut, auf der Radfahren nur bei Schritttempo zulässig - trotz Ausweisung als stadtteilverbindende Veloroute!


Veloroute 11 bzw. "LOOP" auf dem Gert-Schwämmle-Weg - © Stefan Warda

Veloroute 11 / "LOOP", Gert-Schwämmle-Weg / Dratelnstraße: Mischverkehrsfläche, auf der Radfahren bei Schritttempo gestattet ist - © Stefan Warda

Noch deutlicher wird der Unterscheid zu weiter zurückliegenden Radwegeplanungen. Nicht weit entfernt vom jetzt angelegten neuen Radweg auf der Trasse einer eheamals geplanten Stadtautobahn gibt es straßenunabhängig geführte Radwege zu besichtigen, die etwa in den 1960er oder 1970er Jahren entstanden sind. Eine Wegeverbindung zwischen Stadtpark und City Nord, die den Jahnring unterquert - ähnlich der Querung des neuen Radwegs unter der Jahnbrücke - verdeutlicht drastisch, welchen Stellenwert der Radverkehr in der Planung noch vor rund fünfzig Jahren hatte und im Vergleich dazu heute  - bzw. bei der Instandhaltung. Durch die Unterführung führt ein Radweg, der für beide Richtungen benutzungspflichtig ausgewiesen, für den Gegenverkehr jedoch nicht ausreichend breit ist. Auf der Rampe von der Saarlandstraße zur Unterführung hat der Radweg nur eine Breite von 1,25 Metern, auf der Rampe parallel zum Jahnring hinunter zur Unterführung. Auf der Rampe wurde die durch Baumwurzeln und andere Erdbewegungen versetzten Betonsteine des Radwegs entfernt. Zurückgelassen wurde eine sogenannten Grandoberfläche, in die abfließendes Oberflächenwasser einen Canyon gegraben hat. Besonders kritisch sind jedoch mangels Sichtmöglichkeiten die Stellen, anderen Radfahrende aus der Unterführung hinausradeln. Der um die Ecke kommende Gegenverkehr kann nicht gesehen werden - ein Zusammenstoß vorprogrammiert.


Sehr schmaler Zweirichtungsradweg mit Benutzungspflicht unter dem Jahnring neben dem vier Meter breitem Gehweg - © Stefan Warda

Zweirichtungsradweg mit Benutzungspflicht unter dem Jahnring - © Stefan Warda

Zweirichtungsradweg mit Benutzungspflicht unter dem Jahnring - © Stefan Warda

Zweirichtungsradweg mit Benutzungspflicht unter dem Jahnring: Wer aus der Unterführung ausfährt, kann den Gegenverkehr so gut wie nicht rechtzeitig erkennen - © Stefan Warda


Balloninstallation vorzeitig abgebrochen

Ursprünglich war geplant die Balloninstallation zur Einweihung des Radwegs als "Weg der Lichter" bis zum 30. August zu belassen. Die weißen Leuchtballons sollten den Radweg nachts illuminieren. Vermutlich wegen des Regenwetters waren die Ballons jedoch schon gestern abend abgebaut werden.


Zukünftige Veloroute 5, Radweg neben dem Limaweg im Pergolenviertel - © Stefan Warda

Zukünftige Veloroute 5, Radweg neben dem Limaweg im Pergolenviertel - © Stefan Warda

Zukünftige Veloroute 5, Radweg neben dem Limaweg im Pergolenviertel - © Stefan Warda

Zukünftige Veloroute 5, Radweg neben dem Limaweg im Pergolenviertel: Die Ballons waren gestern abends schon abgebaut . . .  - © Stefan Warda



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1 Kommentar:

  1. Ist ja eine schöne Strecke, aber die Bettelampel über die Saarlandstraße macht das ganze Fahrvergnügen durch ewig lange Wartezeiten wieder zunichte.

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