18. April 2014

Ulzburger Straße soll fahrradfreundlicher werden - Weniger Geisterradeln in Norderstedt

Ulzburger Straße in Norderstedt Should Be More Cycle Friendly
Aktualisiert am 21.04.2014

© hamburgize.com / Stefan Warda
Norderstedt, Ulzburger Straße - Zwangsgeister- und Gehwegradeln. Wer als Radler zu Zielen auf der rechten Straßenseite - hier z.B. der Supermarkt - will ist erheblich benachteiligt


Mit dem Umbau der Ulzburger Straße plant die Stadt Norderstedt deutliche Verbesserungen für den Radverkehr.

Dieses Jahr soll der Umbau der nördlichen Ulzburger Straße beginnen. Unter Radfahrern ist dieser Straßenzug nicht gerade beliebt. Denn ab Norderstedt Mitte hat die Ulzburger Straße eine nicht erlaubte Radverkehrsführung. Radfahrer sollen zwischen Rathausallee und Waldstraße auf dem westlichen Radweg im Zweirichtungsverkehr fahren - benutzungspflichtig. Ab Waldstraße Richtung Norden sollen Radfahrer im Gegenverkehr den westlichen Gehweg benutzen. Laut der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) ist eine solche Radverkehrsführung jedoch nicht zulässig.

Die Benutzung von in Fahrtrichtung links angelegten Radwegen in Gegenrichtung ist insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften mit besonderen Gefahren verbunden und soll deshalb grundsätzlich nicht angeordnet werden.

In der Ulzburger Straße sollen Radfahrer im Zweirichtungsverkehr zahlreiche Querstraßen, Grundstückszufahrten und Parkplatzzufahrten passieren. Genau dies soll mit dem Hinweis in der VwV-StVO vermieden werden. An der Kreuzung mit der Waldstraße hatte es einen Unfallschwerpunkt. Deswegen baute die Stadt Norderstedt dort letztes Jahr eine Lichtzeichenanlage ein. An anderen Querstraßen müssen Radler wegen abgesetzter schmaler Furten umständlich Slalom fahren und besonders aufmerksam auf querende Fahrzeuge und Fußgänger im Längsverkehr sein. Abgehende Querstraßen auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind von einseitigen Radverkehrsführungen oftmals gar nicht erreichbar - ein eindeutiger Planungsfehler und Spielraum für Fehlverhalten der Radler und Aggressionen der Autolenker. Mit dem teilweisen Umbau der Ulzburger Straße werden zuküftig zahlreiche Konflikte mit Fußgängern, entgegenkommenden Radlern und querenden Autos entfallen.


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Alter Kirchenweg: Beginn des Zwangsgeisterradelns - Ende des Radwegs auf der rechten Straßenseite


Zukünftig soll es zwischen Rathausallee / Alter Kirchenweg und Friedrichsgaber Weg / Harckesheyde auf beiden Seiten 1,5 Meter breite Radwege geben. In Bereichen mit Geschäften soll Tempo 30 gelten. In diesen Abschnitten sieht der derzeitige Stand der Rahmenplanung Designradwege ähnlich dem Hamburger Vorbild am Jungfernstieg bzw. dem Ballindamm vor der Europapassage vor (unsichtbare Designradwege). Die Ulzburger Straße hat eine Verkehrsbelastung von 22.000 -27.000 Autos. Der umzubauende Straßenteil hat eine Länge von etwa 1,9 Kilometern. Der Umbau soll 5,3 Millionen Euro kosten, in der zweiten Jahreshälfte beginnen und bis 2017 andauern.


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Rathausallee: Beginn des Zangsgeisterradelns mit Slalomherausforderung


Geisterradeln in Norderstedt: Das Bewußtsein schärfen

Die Polizei des Kreises Segeberg stellte Mitte letzten Jahres den Unfallbericht 2012 vor. Noch nie seien so viele Menschen im Straßenverkehr des Kreises gestorben. Bei zwei Dritteln aller Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, seien Radfahrer beteiligt gewesen. Für letztes und dieses Jahr sollten daher Radfahrer in den Mittelpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit gerückt werden. Radfahrer seien allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Täter, so Bernd Steiner, Unfallexperte der Polizeidirektion. Beklagt wird das bekannte Geisterradeln. Egal, ob Radfahrer nun gezwungenermaßen oder regelwidrig linke Radwege benutzen, die Risiken in einen Unfall mit Kraftfahrzeugen verwickelt zu werden sind wesentlich höher als auf dem rechten Radweg oder gar auf der rechten Fahrbahnseite. In diesem Zusammenhang zitierte das Hamburger Abendblatt den Unfallexperten:

Dort müssen wir das Bewusstsein schärfen.

Die Frage stellt sich sogleich: Bei wem muss das Bewusstsein geschärft werden? Beim Verkehrsplaner, der das gefährliche Geisterradeln planerisch vorsieht? Beim Polizisten, bzw. dem Beamten in der Straßenverkehrsbehörde, der das geplante gefährliche Geisterradeln abnickt, per Verkehrszeichen anordnet bzw. weiterhin duldet? Beim Autofahrer, der selbst beim angeordneten gefährlichen Geisterradeln nicht mit Radverkehr aus der vermeintlich "falschen" Richtung rechnet? Beim Radfahrer, dem bewusst gemacht werden soll, dass er auf exklusiv für ihn ausgewählten besonders gefährlichen Radwegen fahren soll, die ja eigentlich seiner eigenen Sicherheit dienen sollen?


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Rathausallee: Chaotische Radverkehrsführung zwischen Stangenparade. Der Radfahrer muss vor der Ampel Grünlicht anfordern und blockiert dann gleichzeit den Querverkehr


Das Leitbild der autogerechten Stadt

Norderstedt hat eine besondere Affinität zum Geisterradeln. Als Relikt aus einer Zeit, in der dem Autoverkehr absoluter Vorrang eingeräumt wurde, sollte der Radverkehr den ungehinderten Verkehrsfluss des motorisierten Verkehrs nicht stören. Radfahrer wurden möglichst platzsparend an den Rand des Straßenraumes gedrängt. Als besonders platzsparend erwiesen sich einseitige Radwege, die in beide Richtungen benutzt werden sollen. Oder noch effektiver für den Autoverkehrsfluss: Gehwege, die Radler mitbenutzen müssen - im Zweirichtungsverkehr. Das Modell des einseitigen gemeinsamen Zweirichtungsgeh- und Radwegs gibt es in Norderstdt z.B. auf der Ulzburger Straße. Die Konstruktion der einseitigen Führung des Radverkehrs hat allerdings neben den Gefahren an Querstraßen und weiterem Querverkehr bei Grundstückszufahrten das Problem der Anbindung an das Straßennetz auf der Seite, auf der keine Radverkehrsführung vorhanden ist. Gegen diese autoverkehrsgerechten "Radwege" steht allerdings die Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung, die nicht ohne Grund innerstädtisch Linksradeln ausschließt.


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Rathausallee: Mast im Radweg

Einem Radfahrer ist kaum zu erklären, dass er einerseits wegen besonderer Gefahren linke Radwege nicht befahren darf, anderseits aber zahlreiche Verkehrszeichen im Stadtgebiet ihn zum Geisterradeln zwingen. Wenn jedoch großflächig Gebrauch vom gefährlichen "Radweg" gemacht wird, dann ist für den normalen Radler der Damm gebrochen. Das Linksradeln gehört für ihn - egal ob legal oder illegal - zum akzeptierten Verkehrsverhalten. Für den Radfahrer sehen Radwege mit illegalem Geisterradeln auch gar nicht anders aus als Radwege (oder gemeinsame Geh- und Radwege für den Zweirichtungsverkehr) mit legalem Geisterradeln. Es ist der gleiche Belag, meistens sogar die gleiche Breite, nur die Verkehrszeichen, wenn sie denn überhaupt ausreichend erkennbar aufgestellt wurden, weisen auf das vorgeschriebene Geisterradeln hin. Auf manchen Norderstedter Zweirichtungsradwegen können Radler sich nicht einmal begegnen, ohne dass ein Radler regelwidrig auf den Gehweg ausweicht - oder an solchen Konfliktstellen regelkonform auf der Fahrbahn fährt. So sucht sich der Norderstedter Radler den für ihn bequemsten Weg aus und fährt nach Belieben mal links und mal rechts, ganz unabhängig vom Gegen- und Querverkehr - ohne jegliche Reue. Schuld daran ist die Stadt, die den Radler auf gefährliche und sogar illegale Wege führt. Es ist also klar, wo zunächst das Bewusstsein geschärft werden muss.


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Waldstraße: Schaltschrank auf dem Radweg - mit diversen Einbauten auf den Radwegen soll die Aufmerksamkeit der Radler erhöht werden. "Fahrradstadt Norderstedt": Dieser Service wird Autofahrern nicht geboten

An anderen Stellen fehlen direkte und legale Radwegverbindungen vor allem an Kreuzungen. Auch dies veranlasst Radler falsch zu fahren, z.b. auf linken Radwegen, weil rechts herum an zahlreichen Norderstedter Kreuzungen keine Radfurten vorgesehen werden, damit der Autoverkehr möglichst ungestört bleibt und Vorrang geniesst. Dennoch richtet die Stadt dort nicht einmal Zweirichtungsverkehre ein, obwohl an zahlreichen anderen Radwegen das legalisierte Falschfahren eingerichtet ist. An anderen Stellen hat es wiederum nur einseitige Radwege, die allerdings keine Zweirichtungsradwege sind (Berliner Allee). Wer dort auf der rechten Seite keinen Radweg hat muss auf der Fahrbahn fahren. Doch das wissen nur die wenigstens Radler, und daher wird regelwidrig auf Gehwegen geradelt, weil abgehende Querstraßen über vorhandene Radverkehrsführungen nicht erreichbar sind. Dieses System ist für Laien kaum zu durchschauen, daher sollte die Polizei nachsichtig mit den überforderten und gegängelten Radfahrern sein.


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Waldstraße ohne Ampel
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Waldstraße mit Ampel

Einseitige kritische Radverkehrsführungen gibt es u.a. entlang
  • Berliner Allee
  • Friedrich-Ebert-Straße
  • Friedrichsgaber Weg
  • Ochsenzoller Straße
  • Tannenhofstraße
  • Ulzburger Straße


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Norderstedt, Ulzburger Straße: Fahrgastunterstand verloren auf dem Geh- und Radweg


 Unklare Radverkehrsführungen oder Lücken gibt es vor allem an Kreuzungen, z.B.
  • "Knoten Ochsenzoll" - Langenhorner Chaussee / Segeberger Chaussee / Schleswig-Holstein-Straße
  • Schmuggelstieg / Ohechaussee / Segeberger Chaussee / Ulzburger Straße
  • Ohechaussee / Ulzburger Straße
  • Ulzburger Straße / Steindamm
  • Friedrich-Ebert-Straße / Friedrichsgaber Weg

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Norderstedt, Ulzburger Straße / Breslauer Straße


Nicht nur im Umgang mit den Verkehrsführungen sind einigen Mitarbeitern der Stadt Norderstedt die Regelwerke nicht geläufig. Auch bei den Verkehrsregeln scheint es zu hapern. So gab es bis zum Frühjahr 2013 in der Ulzburger Straße einen benutzungspflichtigen Radweg, den Radfahrer wahlweise benutzen durften. Leider kann diese Stelle wegen der Beschwerde eines Radfahrers nicht mehr besichtigt werden. Das Zusatzzeichen wurde mittlerweile entfernt.


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Norderstedt, Ulzburger Straße / Steindamm: Fehlende Radverkehrsführung von der Ulzburger Straße in den Steindamm (gelbe Linie = Radfahrer; rote Linie = Fußgänger). Radfahrer müssen schon eine gesicherte Querungsstelle zuvor nutzen und ab dort trotz Gehwegbenutzungszwang parallel auf der Fahrbahn radeln, um anschließend radelnd in den Steindamm abbiegen zu können


Andere Städte sind wesentlich konsequenter mit deren Radverkehrsförderung und Radverkehrsführungen.
In Basel beispielsweise wird hauptsächlich auf Radstreifen gesetzt. Bei den markierten Radverkehrsführungen gibt es immer beidseitige Wege. Für ausreichende Querungsmöglichkeiten ist gesorgt. Aber auch bei straßenunabhängig geführten Radwegen gibt es plausible, direkte und unkomplizierte Führungen über Querstraßen.Gemeinsame Führungen mit dem Fußgängerverkehr gibt es dort auch nur an nicht straßenbegleitenden Wegen, somit wenig Konflikte mit Fußgängern, zügiges Radfahren und gute Sichtbeziehugen zum Kfz-Verkehr.
In Kopenhagen gibt es innerstädtisch nur zwei Radverkehrsführungsarten. Entweder müssen Radfahrer auf der Fahrbahn fahren - wenn es keine Radwege gibt, oder aber Radfahrer haben den rechten Radweg zu benutzen. Es gilt eine generelle Radwegbenutzungspflicht. Radwege werden immer auf beiden Straßenseiten angelegt. Gemeinsame Geh- und Radwege gibt es nicht straßenbegleitend, also nur in Grünanlagen. Auf gehwegen ist Radeln verboten.
In Hamburg hatte es vor einigen Jahren noch zahlreiche einseitige benutzungspflichtige Zweirichtungsradwege. Diese dienten der Förderung des Autoverkehrs, um zum Beispiel zusätzliche Autoparkplätze unterzubringen. Mittlerweile wurden in solchen Straßen entweder auf beiden Seiten Radwege angelegt (z.B. Landwehr zwischen Wandsbeker Chaussee und Hasselbrookstraße), oder aber die Benutzungspflichten wurden aufgehoben und die einseitigen Radwege dürfen nur in eine Richtung auf der rechten Seite befahren werden (z.B. Am Sandtorkai, Weg beim Jäger, Burgstraße).


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Norderstedt, Ulzburger Straße 453 - Kampfparker auf dem Geh- und Radweg

Das Modell des einseitigen Zweirichtungsradwegs ist veraltet und gilt zu Recht als gefährlich. Deswegen sollen Kommunen schon seit langem innerorts diese Radverkehrsführung nicht einsetzen. Die Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung drückt dies unmissverständlich aus: "Die Benutzung von in Fahrtrichtung links angelegten Radwegen in Gegenrichtung ist insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften mit besonderen Gefahren verbunden und soll deshalb grundsätzlich nicht angeordnet werden." Ein großer Nachteil ist darüber hinaus, dass einseitige Führungen nicht besonders leistungsfähig sind und bei zunehmendem Radverkehr an den Kreuzungen versagen. Städten mit steigendem Radverkehrsanteil ist daher dringend geboten plausible und einfach verständliche selbsterklärende Radwegführungen einzurichten. Kopenhagen könnte da ein Vorbild sein.


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Norderstedt, Ulzburger Straße 505 - Supermarktparkplatz
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Eschenkamp, Slalom als Fahrtraining für Radfahrer
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Eschenkamp
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Bahnhofstraße, Slalom



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