12. April 2020

Pop-up-Radfahrstreifen: Berlin macht es vor

Temporary bike lanes: Design guideline for Berlin

Aktualisiert am 13.04.2020
Senatsverwaltung Berlin - Regelpläne für temporäre Radverkehrsanlagen


Die Coronakrise hat nahezu überall in der Welt zu Veränderungen der Verkehrsmittelwahl geführt. Deutschland verzeichnet einen deutlichen Rückgang beim Autoverkehr, aber auch beim ÖV. Dagegen gibt es eine Zunahme beim Radverkehr. Zudem ist es nicht überall möglich die gebotenen Sicherheitsabstände von 1,5 Metern auf Gehwegen oder Radverkehrsanlagen einzuhalten. In der Hauptstadt wurde in relativ kurzer Zeit angemessen reagiert und Lösungen für den Radverkehr angeboten.

Am 25. März wurde im Verlauf des Halleschen Ufers eine gesonderter geschützter Verkehrsraum für Radfahrende geschaffen. Dazu wurde eine Fahrspur als Radfahrstreifen umgewandelt.



Weitere Radspuren folgten vor vier Tagen entlang der Petersburger Straße in Friedrichshain. Bislang gab es dort nur schmale, holprige Radwege (ohne Benutzungszwang) unmittelbar neben quergestellten Stehzeugen - keine überzeugende Lösung.





Gitschiner Straße und Lichtenberger Straße sollen auch schon mit neuen Radspuren ausgestattet worden sein. Weitere sind laut Tagesspiegel in mehreren Bezirken in Planung.
 
Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat Anfang April die "Regelpläne zur temporärer Einrichtung und Erweiterung von Radverkehrsanlagen" herausgegeben. Diese beinhalten Beispiele für Pop-up-Radfahrstreifen oder Radspurerweiterungen u.a. bei Baustellen oder aktuell aus Anlass der geänderten Verkehrsmittelwahl.

Mit dem neuen Angebot erhält Berlin sogar Aufmerksamkeit im Ausland. The Guardian berichtete gestern über unterschiedliche Maßnahmen, die Städte weltweit angesichts der Coronakrise getroffen haben - dabei auch über Berlins Pop-up-Radfahrstreifen.

In Hamburg gibt es bislang keine Maßnahmen, die den Beispiel Berlins oder anderer Städte in der Welt folgen und Fahrspuren in Radspuren umwandeln oder Bettelampelschaltungen ändern. Einzige Maßnahme im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist die Sperrung des Alten Elbtunnels an Wochenenden, der allerdings Teil der Veloroute 11 zwischen Wilhelmsburg ( - Harburg) und St. Pauli ( Altona / Innenstadt) darstellt. Radfahrende müssen an Wochenenden derzeit leider auf die Norderelbbrücke ausweichen. Dort kommt es durch die Sperrung des Alten Elbtunnels zu einem erhöhtem Radverkehrsaufkommen - und dort treten genau die gleichen Probleme auf, weswegen der Alte Elbtunnel gesperrt wurde. Die derzeit vorgegebenen Abstände können auf den nur 1,5 Meter schmalen gemeinsamen Geh- und Radwegen nicht eingehalten werden, wenn sich Radfahrende und Passanten auf den Brücken begegnen. Müsste an den Wochenenden nicht jeweils eine Fahrspur auf den Elbbrücken für den Radverkehr gesperrt werden, um die Allgemeinsverfügung anlässlich Corona umzusetzen?


Veloroute 10, Neue Elbbrücke: Beengte Verhältnisse für Passanten und Radfahrende - © Stefan Warda


Dass bislang noch keine Verkehrsflächenumverteilungen seit dem deutlich geänderten Verkehrsaufkommen und geänderter Verkehrsmittelwahl in Hamburg vorgenommen wurden, liegt nicht daran, dass sich dazu keine Straßenzüge eignen. Ende Februar hatte die Bezirksversammlung Eimsbüttel einen Antrag bezüglich "Buffered Bike Lanes" im Straßenzug Beim Schlump - Hallerstraße einzurichten. Laut Antrag sollte sich der Vorsitzende der Bezirksversammlung an die Verkehrsbehörde (BWVI) wenden mit der Bitte, für den Straßenzug einen zweijährigen Verkehrsversuch mit "Buffered Bike Lanes" (ggf. "Protected Bike Lanes") einzurichten. Der Verkehrsversuch soll mit einer Evaluation begleitet werden.



Caffamacherreihe, Radspur - © Stefan Warda

Caffamacherreihe, Radspur - © Stefan Warda

Caffamacherreihe, Radspur - © Stefan Warda


Angesichts der jetzigen Situation könnte die BWVI nach dem Vorbild Berlins nun auf diesen Antrag eingehen und temporär Radspuren einrichten. Wie so etwas aussehen könnte, ist in Hamburg nicht unbekannt. Die provisorisch eingerichteten Radspuren in der Jungiusstraße und der Caffamacherreihe könnten als anleitung dienen.



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1 Kommentar:

  1. Im Bezirk Wandsbek hat sich die neue (also quasi alte) rot-grüne Bezirkskoalition sogar in den Koaltitionsvertrag geschrieben, die 6-streifige Wandsbeker Chaussee hinsichtlich des übermäßigen Platzangebotes für den MIV beschränken zu wollen. Sogar mit Verbesserungen für den Radverkehr und so...! Vielleicht hat man erkannt, dass diese Straße eine Zumutung für alle Menschen ist, die nicht gerade im KFZ sitzen.
    Gerade in der aktuellen Zeit könnte man das einfacher denn je ausprobieren. Aktivitäten in dieser Richtung habe ich aber noch keine beobachten können... Fehlt es doch am Willen? Gibt es ganz viele Bedenkenträger, die ad hoc erklären können, warum das alles gar nicht geht (während es in anderen Großstädten geht)? Oder beides?

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