Lunden, Bahnhof - © Stefan Warda |
Zwischen Felgenkiller und Radstation
Wie fahrradfreundlich sind Schleswig-Holsteins Bahnhöfe? Diese Frage hat sich der ADFC Schleswig-Holstein gestellt und hat alle 179 Bahn- und S-Bahnhalte bewertet. Das Ergebnis kommentiert Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein.
"Leider verfügt die Hälfte der Bahnhöfe bei uns im Land über gar keine oder deutlich zu wenige gute Abstellanlagen für Fahrräder. Sichere und komfortable Abstellanlagen sind aber essentiell, denn nur, wer sein Rad auch am Ende des Tages wiederbekommt, nutzt es auch für die Fahrt zum Bahnhof!"
Husum - © Stefan Warda |
Besonders in Regionen ohne gute Busverbindungen zum nächsten Bahnhof falle die Wahl des Verkehrsmittels häufig auf das Auto.
"Gute und sichere Radabstellanlagen können hier den Ausschlag für die Wahl des Fahrrades auf dem Weg zum Bahnhof geben. Mit einem Fahrrad erreicht eine durchschnittliche Person Ziele in 10 Minuten Entfernung, mit elektrischer Unterstützung erhöht sich dieser Radius auf bis zu 10 Kilometer im Durchschnitt."
Witzwort: Bewertet mit der Note 6 - © Stefan Warda |
Oldenswort: Haltepunkt Harblek bewertet mit der Note 6 - © Stefan Warda |
Es gibt jedoch auch positive Beispiele von Bike+Ride-Anlagen. So haben 19 Prozent der Bahnhalte mit der Note 2 abgeschnitten, 10 Prozent sogar mit der Note 1. Für diese guten Noten war, neben einer großen Anzahl an guten Radabstellanlagen, auch die Sicherung vor Wind und Wetter durch Überdachung und für eine sehr gute Note noch die Bereitstellung von gesicherten Abstellanlagen wie Fahrradboxen oder Sammelschließanlagen, erforderlich.
"Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Bewertung der Bahnhaltestellen nicht substanziell von der Anzahl der Ein- und Aussteiger*innen abhängt. Kommunen wie Bordesholm und Brokstedt konnten sich mit entsprechenden Angeboten eine 1 sichern, aber auch Kommunen im Ländlichen Raum zeigen, dass die Mobilitätswende dort möglich ist. Jübek mit 2.500 Einwohner*innen hat ein passendes Angebot und sich damit verdient eine 2 gesichert!"
Wedel: Bewertet mit der Note 2 - © Stefan Warda |
Norderstedt: Bahnhof Norderstedt-Mitte bewertet mit der Note 2 - © Stefan Warda |
Der ADFC-Test zeige aber auch, dass es noch bei vielen Kommunen Aufholbedarf gibt. Natürlich müssen besonders die großen Kommunen wie Kiel, Lübeck und Neumünster aufgrund der hohen Fahrgastzahlen noch weitere Radabstellanlagen schaffen. Aber auch regionale Zentren wie Husum, Itzehoe, Rendsburg oder Pinneberg müssten dringend in eine gute Fahrradabstellanlage investieren.
"Negatives Beispiel ist leider Flensburg. Hier wird seit über 20 Jahren an einer Fahrradstation im Hauptbahnhof geplant und der Umsetzung ist man bisher kaum einen Schritt näher gekommen. Andere Kommunen haben gezeigt, dass es schneller gehen muss – und dass es möglich ist!"
Husum: Bewertet mit der Note 5 - © Stefan Warda |
Kiel: Bewertet mit der Note 5 - © Stefan Warda |
Die Landesvorsitzende Meyer verweist auf Förder- und Beratungsangebote von NAH.SH und der Deutschen Bahn.
Niebüll: Bewertet mit der Note 4 - © Stefan Warda |
Elmshorn: Bewertet mit der Note 5 - © Stefan Warda |
Quickborn: Bewertet mit der Note 4 - © Stefan Warda |
Ahrensburg: Bewertet mit der Note 4 - © Stefan Warda |
Zum ADFC SH Bike+Ride-Test
Als Datengrundlage für die Erhebung wurde eine Erfassung der NAH.SH
GmbH aus dem Jahr 2020 genutzt. In dieser wurden alle Bahnhalte im
Januar und Februar 2020 besichtigt und die vorhandene
Fahrradabstellinfrastruktur erfasst und kategorisiert. Diese Daten
wurden im Januar 2023 um alle Abstellanlagen ergänzt, welche im Rahmen
der NAH.SH „Bike+Ride“-Programm seit 2020 errichtet wurden oder noch im
Jahr 2023 errichtet werden sollen. Entsprechend kann es hier zu
Abweichungen kommen.
Zur Bewertung hat der ADFC Schleswig-Holstein
eine Klassifizierung erstellt, die sich am Raster von Schulnoten von 1
bis 6 orientiert. Hauptkriterium war das Verhältnis der Fahrgäste im
Vergleich zu den vorhandenen „Guten Radabstellanlagen“.
Radabstellanlagen, welche weiter als 500 Meter vom Bahnhof entfernt
sind, wurden nicht berücksichtigt.
Sog. „Vorderradparker“, bei denen
das Fahrrad nur am Vorderrad angelehnt, eingeklemmt und angeschlossen
werden kann, wurden aus der Bewertung genommen, da sie den Anforderungen
des ADFC Schleswig-Holstein an ein sicheres und beschädigungsfreies
Parken nicht genügen.
Mehr . . . / More . . . :
- Wedel: Mehr B+R-Plätze am S-Bahnhof
- Norderstedt: Gebührengleichheit beim Parken
- Bahnhof Pinneberg soll ein Fahrradparkhaus erhalten
- Kostproben aus dem "Fahrradland" Schleswig-Holstein
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