11. Januar 2014

Hamburger "Radwege"-Unsinn: Radweglücken

Absurd Cycle Tracks: The Cycle Track Gap
Aktualisiert am 12.01.2014

© hamburgize.com / Stefan Warda


Radfahrer in Hamburg sind einiges gewohnt, was die Kuriositäten im Zusammenhang mit Radwegen bertrifft. Aktuell hat es wieder zahlreiche ausgediente Weihnachtsbäume auf Radwegen, ansonsten sind Hamburger vertraut mit vielerlei Fake-Radwegen-Varianten, ob nun zugewachsenen, oder zu schmal zum radeln, oder unmittelbar in der Dooring-Zone. Andere "Radwege" enden urplötzlich ohne eine Weiterführung oder Aufleitung auf die Fahrbahn. Eine besonders kuriose Stelle ist das "Radweg"-Ende an der Ecke Kajen / Otto-Sill-Brücke. Auch nach Erneuerung des Radwegs an dieser Kreuzung bleibt die Radweglücke weiterhin bestehen. Zwar wurde viel Geld für den Austausch der Radwegsteinchen ausgegeben, für eine Schließung der Lücke über die querende Fahrbahn fehlte dann doch wieder das Geld - oder der Verstand.


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Radwegende 1995

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Radwegende 2011

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Radwegende vor dem fragwürdigen Radwegausbau

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Radwegausbau bis an die Bordkante Ende 2013: Es fehlt weiterhin die Furt zur Querung auf die andere Straßenseite sowie die Bordsteinabsenkung gegenüber

Der Radweg aus Richtung Schaartor bzw Rödingsmarkt in Richtung Hohe Brücke führt bis an die Fahrbahn der Otto-Sill-Brücke und endet dort. Radfahrer werden dort aufgefordert abzusteigen. Dieser Zustand existiert so seit rund zwanzig Jahren. Nun wurde der Radweg erneuert. Doch die Beseitigung der Lücke in der Radverkehrsführung, die fehlende Furt und eine Aufleitung auf den (immer noch benutzungspflichtigen) Radweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite, war nicht drin. Radfahrer sollen allen Ernstes im Jahr 2013 mitten auf einer innerstädtischen Kreuzung absteigen und schieben. Fragwürdig ist die Radwegführung und die Benutzungspflicht ohnehin. Denn der Radweg entlang Kajen bis zum Ende der Otto-Sill-Brücke ist nicht benutzungspflichtig. Radfahrer dürfen also auch auf der Fahrbahn geradeaus Richtung Hohe Brücke radeln. Dann allerdings können sie den benutzungspflichtigen Radweg aus Richtung Baumwall nicht erreichen.


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Neuer gepflasterter Radweg bei Kajen kurz vor dem kuriosen Radwegende: Dieser Radweg ist nicht benutzungspflichtig. Radfahrer dürfen auch geradeaus auf der Fahrbah fahren. Die Benutzungspflicht aus Richtung Baumwall auf der rechten Seite ist daher sowieso hinfällig


Kompetenzwirrwarr oder Dilettantismus?

Handelt es sich um Kompetenzwirrwarr zwischen den verschieden Behörden oder um Dilettantismus innerhalb der Straßenbaubehörde? 1995 habe ich erstmalig Bezirksamt, Baubehörde, Politiker im Verkehrsausschuß des Bezirks Mitte sowie die Straßenverkehrsbehörde auf diesen Unsinn hingeweisen, später regelmäßig erneut die Radweglücke angeprangert. Wahrscheinlich endete mal wieder irgendeine Planungsgrenze genau vor der Lücke, so dass zwar seit 1995 zwischenzeitlich jenseits der Radweglücke der Radweg erneuert wurde, nun auch diesseits, aber die Lücke scheint immer genau jenseits der jeweiligen Baumaßnahme zu liegen. Hamburg ist leider noch nicht reif für eine fortschrittliche und weitsichtige Radverkehrsplanung.


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Neuer Radfahrstreifen am Rödingsmarkt Richtung Binnenhafenbrücke


Kurios ist auch die Radverkehrsführung entlang der Binnenhafenbrücke aus Richtung Rödingsmarkt in Richtung Baumwall. Im Zusammenhang mit der Einrichtung neuer Radfahrstreifen im Rödingsmarkt ist die Radverkehrsführung über die Kreuzung bis auf die Brücke neu gestaltet worden. Es gibt nunmehr eine direkte Furt über die Kreuzung im Fahrbahnbereich. Die Furt führt hinter der Kreuzung einerseits auf die Fahrbahn und bietet andererseits mittels einer Weiche einen Abzweig auf den alten Radweg. Das Problem an dieser Stelle: Der Radweg, der parallel zur Furt auf der Fahrbahn geführt wird, ist benutzungspflichtig. Somit darf die Furt im Fahrbahnbereich gar nicht befahren werden. Das zweite Problem, was sich dem ahnungslosen Radfahrer stellt, ist das urplötzliche Ende des benutzungspflichtigen Radwegs unmittelbar auf der Brücke. Denn der rote benutzungspflichtige Radweg endet unmittelbar an der Brückenkonstruktion. Ab dort gibt es keinen Radweg mehr. Der Radler muss dort absteigen und entlang des Gehwegs schieben, oder aber umkehren, bis zum Fahrbahnrand schieben und dann doch auf der Fahrbahn radeln.


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Kreuzunf Rödingsmarkt / Binnenhafenbrücke: Radler aus Richtung Rödingsmarkt werden mit der Furt auf die Fahrbahn der Binnenhafenbrücke geleitet


Jurastudium obligatorisch für Hamburgs Radfahrer

Radfahrern stellt sich in Hamburg an nahezu jeder Kreuzung oder Querstraße immer wieder eine neue Herausforderung. Sie müssen immer wieder erneut überprüfen, ob die tatsächlich vorhandenen Radwege und Markierungen einhergehen mit den angebrachten Verkehrszeichen und den Verkehrsregeln sowie der Rechtsprechung. Nur Juristen können die Spitzfindigkeiten sofort erfassen und entsprechend agieren. Anderen laienhaften Radfahrern bieten die vielen Fallen willkommene Gelegenheiten zum Kampfradeln.


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Binnenhafenbrücke: Linkss die neue Markierung entlang der Fahrbahn, recht der benutzungspflichtige Radweg. wie sollen sich Radler hier entscheiden?

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Ende des benutzungspflichtigen Radwegs entlang Binnenhafenbrücke an der Kante zum Brückenbauwerk. Ab hier bitte schieben oder umkehren . . .

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Radweglücke Binnenhafenbrücke: Es hat nur einen Gehweg auf dem Brückenbauwerk


Übrigens hat es in Gegenrichtung vom Baumwall kommend vor der Brücke trotz fehlendem Benutzunszwang keine eingebaute Weiche zur Wahl zwischen Fahrbahn und Radweg. Das dumme ist nur: Der Radweg führt nicht zum Rödingsmarkt, sondern Richtung Hohe Brücke. Richtung Rödingsmarkt geght es dann nur über einen großen Umweg zurück - wieder eine günstige Gelegenheit zum Kampfradeln.


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Baumwall Richtung Otto-Sill-Brücke / Binnenhafenbrücke

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Radwegfalle an der Binnenhafenbrücke/ Otto-Sill-Brücke: Wer von den Landungsbrücken kommend zum Rödingsmarkt radeln möchte, muss ab Niederbaumbrücken auf die Fahrbahn wechseln (grüne Pfeillinie). Wer auf dem Radweg bleibt muss einen 700 Meter langen Umweg fahren (braue Linie), oder aber absteigen und etwa hundert Meter schieben (gelbe Strichlinie). Übrigens gibt es am Rödingsmarkt im Anschluß ohnehin keine Radwege, Radfahrer fahren dort auf der Fahrbahn. (Quelle: Luftbildkarte 1:5000, aus Stadtkarte von Hamburg, Ausgabe 2008, 6. Auflage auf DVD. Vervielfältigt mit Zustimmung der Freien und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung,www.geoinfo.hamburg.de)

 
Eine Auswahl weiterer Radweglücken

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Radweglücke Bei den Mühren 72/78: Der benutzungspflichtige Radweg endet unvermittelt. Radfahrer dürfen nach dem Radwegende schieben oder aber auf die Fahrbahn wechseln, falls sie zwischen den abgestellten Fahrzeugen hindurchkommen. Auch dies eine willkommene Falle zum Kampfradeln

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Radweglücke Hummelsbüttler Hajuptstraße 60: Der Radweg löst sich in Luft auf. Radfahrer müssen auf die Fahrbahn wechseln

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Radweglücke Ulzburger Straße mit "Kampfradler": Da in Hamburg Parkplätze einen höheren Stellenwert geniessen als Führungskontinuität muss sich der Radweg in Luft auflösen. Radfahrer müssen hier auf die Fahrbahn wechseln. eine Bordsteinabsenkung samt regelkonformer Aufleitung fehlt aber . . .

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Radweglücke St. Pauli Fischmarkt: Der Radweg endet vor der Busbucht unmittelbar beim gelben Kampfparker. Nach etwa 120 Metern beginnt der Radweg wieder, dann sogar mit B-Zwang. Im Bereich der Lücke gilt Fahrbahnzwang für Radler.

Radweglücke Amsinckstraße / Deichtorplatz: In Richtung Willy-Brandt-Straße sollen Radfahrer den Tunnel benutzen. Doch kein Radweg führt in den Tunnel. Fußgänger dürfen also durch den Tunnel gehen und Fahrräder schieben, alternativ aber dürfen Radler die Fahrbahn benutzen, da eine Radverkehrsführung nicht vorhanden ist. Wo kein Radweg ist dürfen Radfahrer ja deswegen noch lange nicht auf Gehwegen radeln

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Radweglücke Osterstraße und "Kampfradlerin": Ab dem Radwegende bitt entweder scheiben oder auf die Fahrbahn wechseln

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Radweglücke Osterstraße: Schieben oder auf die Fahrbahn



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2 Kommentare:

  1. Radwege sind für die Planer eben Wege höchstens 4. Klasse für Verkehrsteilnehmer 3.Klasse. Damit sind solche Konstrukte nicht überraschend

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  2. Verglichen mit Hamburg ist Berlin das Radfahrerparadies. Unfassbar.

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