Aktualisiert am 05.10.2015
Mit Einrichtung der "Fahrradstraße" vor etwa einem Jahr sollte der frühere Radweg (hier abgesperrt) aufgelöst werden |
Die misslungene "Fahrradstraße" am Harvestehuder Weg wurde nach zahlreicher Kritik einer Revision unterzogen. Vorgestern abend wurde das neue Konzept für die Fahrradstraße vorgestellt. Verkehrsamtsleiter Martin Huber räumte bei der Vorstellung allerdings ein:
Ich kann nicht versprechen, dass dies alle glücklich macht.
Bei der Veranstaltung kochten die Emotionen zum Teil sehr hoch. Martin Huber und Thomas Pröwrock, Leiter des Fachamtes Management des öffentlichen Raums beim Bezirksamt Eimsbüttel hatten zum Teil Mühe die getroffenen Entscheidungen für das neue Konzept zu erklären. Eine Verbreiterung des vorhandenen Radwegs soll ausscheiden, weil der Parkcharakter des Alstervorlandes erhalten bleiben soll. Um den jetzigen und zukünftig erwarteten Radverkehr zu bewältigen, müsste der Radweg erheblich verbreitert werden. Darunter würde der Park erheblich leiden. Daher soll es zukünftig zwei Führungsformen für den Radverkehr geben.
Folgende Änderungen sind vorgesehen:
Der bisherige Radweg im Alstervorland, dessen Beseitigung ursprünglich geplant war, soll für den langsamen Radverkehr erhalten bleiben. Um schnelle Radler auf die Fahrradstraße zu lenken, soll es Drängelgitter an den Verknüpfungsstellen zur Fahrradstraße und den restlichen Anschlüssen geben. Damit sollen Radler, die sich auf dieser Fahrradstraße unwohl fühlen, weiterhin einen Schutzraum haben. Dieser ist jedoch nicht für die heutige Verkehrsbelastung entlang der Fahrradachse am Harvestehuder Weg geeignet. Daher sollen alle, die sich die Fahrradstraße zutrauen, diese auch benutzen.
Der bisherige straßenbegleitende Radweg zwischen Krugkoppel und dem Alstervorland bis etwa Haus-Nr. 44 (Anglo-German Club) soll aufgelöst werden. Stattdessen sollen Radler, die von der Krugkoppel kommen, schon an der Kreuzung die mit Lichtzeichen gesicherte Furt als Aufleitung auf den Harvestehuder Weg Richtung Innenstadt nutzen. Die Ampelphasen sollen so verändert werden, dass für Radler aus Richtung Krugkoppel längere Grünzeiten entstehen als bisher.
Zusätzlich wird Radlern, die das Rotlicht umfahren wollen, angeboten, den linksseitigen Gehweg im Schritttempo zu befahren. In Höhe des Anglo-German-Club-Hauses wird es zwei Auffahrten auf die Fahrbahn der Fahrradstraße geben. Dort müssen sich Radler dann in den fließenden Verkehr unter Beachtung der Vorfahrtregelungen einfädeln. Ab der letzten Aufleitung auf die Fahrbahn beginnt der bisherige Radweg. Drängelgitter sollen dort die schnelleren Radfahrer abhalten.
Die Fahrradstraße soll auch zukünftig für jeglichen Autoverkehr (auch dem Touristenbuslinienverkehr) offen bleiben. Um den Verkehrsfluss auf der Fahrradstraße zu verbessern, soll es zukünftig eine durchgängige Fahrbahnbreite von 5,5 Metern geben. Bei dieser Breite bleibt der zweispurige Kfz-Verkehr weiterhin möglich, das knappe Überholen der Radler bei Gegenverkehr ist dabei jedoch nicht möglich.
Dazu werden die Markierungen für die Stehzeugflächen an den Fahrbahnrand verschoben. Die Stehzeuge sollen zukünftig halb auf der Nebenflächen und halb auf der Fahrbahn ruhen.
Zusätzliche neue Hinweise sollen die "unwissenden" Autofahrer auf die Besonderheiten der Fahrradstraße hinweisen (Tempo 30, Vorrang der Radler, usw.).
Der Abschnitt Alsterufer zwischen Alte Rabenstraße und dem US-Generalkonsulat soll schon vor dem Umzug des Konsulats umgestaltet werden. Der Radweg soll entfernt werden, Radler dort dürfen auch heute schon auf der Fahrbahn radeln. Die Ü*berleitung zwischen Radweg am US-Konsulat und der Fahrbahn, die Tempo 30-Zone wird, soll verbessert werden. Der bisherige Radweg soll dem Fußgängerverkehr zugeschlagen werden.
Konkrete Planungen für die Straße Alsterufer nach Wegzug des Konsulats und Abriss der Sperranlagen gibt es noch nicht. Mit der Verlegung des Radverkehrs auf die Fahrbahn scheinen aber schon Weichen gestellt zu sein. Ob die Straße Alsterufer künftig für den Kfz-Verkehr ohne Unterbrechung freigegeben wird, ist derzeit noch offen. Ein Anwohner gab zu bedebken, dass die Sperrung der Straße mit der Sackgasse von Fontenay bis zum Konsulat auch Vorteile hatte.
Die unchristliche Autofahrerunion (CDU) forderte schon den Verzicht einer Fahrradstraße für die Zeit nach Unzug des US-Konsulats, da es dort schließlich schon einen Radweg gäbe. Leider ist dieser Radweg an manchen Stellen nur 1,4 Meter breit - je nach Wartungszutsand, und entspricht damit nicht einmal den Vorgaben für einen normalen einspurigen Radweg. Dieser Radweg ist jedoch ein Zweirichtungsradweg und Teil einer Veloroute, die den Radverkehr bündeln soll. Bei mehr als 6000 Radlern am Tag ist dieser Zweirichtungsradweg vollkommen überlastet und ungeeignet.
Ein besonderer Engpass besteht zwischen der großen Kreuzung mit Kennedybrücke / Alsterglacis und dem ehemaligen Bootshaus südlich des US-Konsulats. Der besfestigte Gehweg ist dort nur 1,5 Meter breit. Fußgänger, Jogger und Hunde nehmen dort auch gern den hochfrequentierten Radweg in Beschlag, wenn das Wetter schön ist. Eine Änderung dieser Situation ist ohnehin nötig, weil auch Gastrobetriebe (u.a. demnächst im ehemaligen Bootshaus) am Ufer viel Fußgängerverkehr erzeugen.
Kampffahrer in der "Fahrradstraße"
Nach Kritik an der Fahrradstraße ließen die Behörden Tempomessungen durchführen. Diese ergaben, dass in der "Fahrradstraße" das Durchschnittstempo der Kfz bei 50 km/h lag, Spitzenwert war 91 km/h. Rund 85% der Autofahrer missachteten das Tempolimit in der Fahrradstraße. Wegen dieser groben Verstöße wurden nach einigen Monaten zusätzlichen Tempo 30-Schilder aufgestellt.Eine Befragung der Betroffenen ergab, dass Autofahrer den Vorrang der Radler in der Fahrradstraße missachteten und vor allem keinen ausreichenden Seitenabstand beim Überholen einhielten. Dies waren wohl auch Gründe, warum viele Radler den Erhalt des alten Radwegs forderten.
Zusätzlich wurden Videoaufzeichnungen auf der "Fahrradstraße" durchgeführt, um die beklagten Konflikte zwischen Radler und Kampffahrern zu erfassen. Die Videoaufzeichnungen bestätigten eindeutig das aggressive Fahrverhalten der Autofahrer gegenüber Radler. Die Videoaufzeichnungen ergaben zudem, dass rund 60% des Autoverkehrs Durchgangsverkehr sind. Trotz der massiven Regelverstöße und des Durchgangsverkehrs soll auch zukünftig die Fahrradstraße uneingeschränkt für den Kfz-Verkehr offen bleiben. Eigentlich unverständlich, denn in den meisten Fällen werden Radler bei Fehlverhalten oder Konflikten gern zurückgedrängt, wie z.B. aus dem Park oder neuerdings aus der Ottenser Hauptstraße und weg vom Paul-Nevermann-Platz.
Mit veränderten Ampelphasen soll der Durchgangsverkehr mehr auf den Mittelweg gelenkt werden. Sowohl die Ampeln entlang des Mittelwegs sollen für kurzere Fahrzeiten optimiert werden, als auch die Ampel an der Kreuzung Harvestehuder Weg / Krugkoppel. Dort soll es eine längere Rotphase auf der Fahrbahn geben. Bei der Ursachenforschung für den hohen Durchgangsverkehr ergab sich, dass die Reisezeit über den Harvestehuder Weg oftmals kürzer ist als über den Mittelweg, vor allem während der Hauptverkehrszeit.
Zur Erinnerung sei das Beispiel einer Fahrradstraße aus Nijmegen erwähnt.
Die Fahrbahn der Fahrradstraße ist wie bei Radwegen rot eingefärbt. Damit soll Autofahrern signalisiert werden, dass sie nur Gäste auf der Fahrradstraße sind. Zudem dient der aufgepflasterte schmale Mittelstreifen als Spurhilfe.
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Wenns nicht so Traurig wäre :-(
AntwortenLöschenDas ganze als Bericht in der Titanic und keinem würde es Auffallen.
Warum stellt man solche Sperrbügel nicht auf der Fahrbahn auf., so das Fahrzeuge mit einer Breite von über 1m nur schlängelnd und schwer durchkommen?
Ach, ist doch einfach nur Absurd
Gruß Heiner
Habe heute als Email an Management des öffentlichen Raumes (Eimsbüttel) & SPD; Grüne und Linke geschrieben:
AntwortenLöschenSehr geehrten Damen, sehr geehrte Herren,
mit Enttäuschung habe ich die geplanten Änderungen wahrgenommen.
Ich benutze die Fahrradstraße beinahe täglich. Die Untersuchungen des Verhaltens der Autofahrer haben meine Erfahrungen bestätigt. Leider werden aus meiner Sicht daraus die falschen Schlüsse abgeleitet:
den Fahrweg zu verbreitern bedeutet, dass die Autofahrer noch mehr Platz zum Rasen haben
Autofahrer können nun ohne Probleme zwischen sich entgegen kommenden Fahrradfahrern durchfahren
die Straße bleibt weiterhin für den Durchgangsverkehr geöffnet
der Mittelweg soll beschleunigt werden durch eine Verbesserung der Ampelschaltung. Leider wird der Verkehr hauptsächlich durch das Parken der Autos dort entschleunigt und somit würde dieses aus meiner Sicht keine Verbesserung bringen.
Warum soll der Harvestehuder Weg für den Durchgangsverkehr offen bleiben wenn tendenziell die Straße Alsterufer dieses nicht wird?
Interessant finde ich, dass eine Entschleunigung auf dem alten Fahrradweg für Fahrradfahrer stattfinden soll aber keine auf der Fahrradstraße für Autofahrer sondern hier aus meiner Sicht eher eine Beschleunigung stattfindet. Eine aus meiner Sicht brauchbare Lösung wäre gewesen die aktuell vorhandenen Parkplätze etwas Richtung Mitte zu verlegen und rechts an diesen stadteinwärts die Fahrradfahrer auf einem ca. 1,5 bis 2 Meter breiten Streifen vorbei zu schleusen. Dadurch würde der Kfz Verkehr in beiden Richtungen entschleunigt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Radfahrer auf einem schmalen Streifen in der Dooringzone neben die Stehzeuge zu verbannen, wo sie sich womöglich nicht einmal überholen könnten, ist nicht unbedingt der Hit.
LöschenIch gehe mal davon aus, das aktuell die Straße nicht zur Anliegerstraße wird (da der Druck noch nicht groß genug ist) und die Parkplätze vorhanden bleiben auf der Westseite. Somit habe ich stadteinwärts - auch aktuell - eine Dooringzone mit den Fahrer und kann ggf nicht nach links ausweichen wegen dem Gegenverkehr. Wenn ich aber rechts vorbei kann habe ich "nur" eine Dooringzone der Beifahrer und keinen entgegen kommenden Verkehr. Die Breite sollte natürlich sinnvoll bemessen sein. Das Problem ist für mich, dass die Autofahrer nicht bereit sind auf diese Straße zu verzichten und aggressiv versuchen sich durchzusetzen und die nun geplante Lösung keinen Ansatz mehr für Entschleunigung hat.
LöschenAuf der Fahrbahn habe ich in der Regel nie eine Dooringzone, weil ich einen ausreichenden Mindestabstand zum Fahrbahnrand einhalten kann. Bei dem vorgeschlagenen merkwürdigen Sonderkonstrukt müsste ich in der Dooringzone fahren, weil ansonsten nur noch Gehweg übrig bleibt.
LöschenIch wußte nicht, dass man es sich "zutrauen" muss, die Fahrradstrasse zu benutzen. Seit heute bin ich ein mutiger Hero :-)
AntwortenLöschenFür mich ist der Harvestehuder Weg eine ganz normale Temop30-Strasse auf der ich auf der Fahrbahn fahre. Wird wohl auch nach dem Umbau so sein. Nebeneinander fahren erlaubt - toll. Auf dem Weg zur Arbeit bin ich meistens allein unterwegs. Ansonsten erkenne ich am Verhalten der Autofahrer und auch der Radfahrer keinen großen Unterschied.
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