7. Juli 2019

"Fahrradstadt" Hamburg: Neue Konfliktstelle am Hauptbahnhof

Hamburg: More pedestrians on design cycle track in front of central station


Hauptbahnhof - © Stefan Warda

Außengastronomie am Hauptbahnhof verschlimmert Situation für Rad- und Fußverkehr

Radfahrende haben es rund um den Hamburger Hauptbahnhof nicht gerade leicht. Die Radwege, soweit vorhanden, sind überwiegend schmal, überwiegend kaum erkennbar und überwiegend fremdgenutzt. Vor allem tummeln sich Passanten mehr oder weniger ahnungs-, gedanken-  oder auch rücksichtslos auf diesen Wegen. Also kein Spaß für Radfahrende. Am Steintorwall geht es besonders schlimm zu. Der Passantenstrom zwischen der Wandelhalle des Hauptbahnhofs und der Spitalerstraße quert dort die aus vermeintlich stadtgestalterischen Gründen kaum erkennbaren und dazu noch baulich unterbrochenen Fakeradwege. Zeigt die Ampel den Gehenden Rot an, dürften Radfahrende eigentlich gleich dem Autostrom auf der Fahrbahn fahren. Leider aber stellen sich nach Ende der Grünphase für den Passantenstrom die sich aufstauenden Passanten auf den "Radwegen" auf und blockieren diese. Zeigt die Ampel Grün für den Fahrverkehr, wird der Fakeradweg vom wartenden Fußverkehr blockiert. Zeigt die Ampel für den Fahrverkehr Rot, quert ein breiter Passantenstrom die Fakeradwege, der auch dann noch nicht abnimmt, wenn der Fahrverkehr wieder grünes Licht erhält. Im Bereich der "Radwege" bei Fahrbahngrün zu radeln ist daher nur nachts halbwegs konflikfrei möglich. Die kaum erkennbaren Design-"Radwege" aus den 1990er Jahren sind eine Fehlplanung und schreien nach einer Veränderung. Umso mehr, seitdem die Nebenfläche durch weitere Nutzungen zusätzlich eingeschränkt wird.


Steintorwall / Glockengießerwall am Hauptbahnhof mit unterbrochenem Fakeradweg - © Stefan Warda

Steintorwall / Glockengießerwall am Hauptbahnhof mit unterbrochenem Fakeradweg: Selbst wenn die Ampel für den Fahrbahnverkehr Grün anzeigt, kommen Radler nicht weiter - © Stefan Warda

Steintorwall / Glockengießerwall am Hauptbahnhof mit unterbrochenem Fakeradweg: Selbst wenn die Ampel für den Fahrbahnverkehr Grün anzeigt, kommen Radler nicht weiter - © Stefan Warda


Seit wenigen Wochen gibt es nahe der hoch frequentierten Querungsstelle einen zusätzlichen Konfliktpunkt. Der Langbau des Hauptbahnhofgebäudes beherbergt dort seit der Renovierung eine Backwarenhandelskette nebst einer großen Außengastronomiefläche auf dem Gehweg. Dadurch wird der Gehweg erheblich eingeschränkt. Umso mehr weichen dadurch Passanten auf den kaum erkennbaren Fakeradweg, der sich um die Bushaltestelle herum windet, aus. Es ist nun noch dringender an der Zeit benutzbare Radverkehrsanlagen mit deutlicher Trennung zum Fußverkehr auf dem Steintorwall und Glockengießerwall einzurichten. Für Ortsunkundige, die den Bahnhof verlassen, ist angesichts des merkwürdigen Designs auf der Nebenfläche nicht sofort erkennbar, ob und wo da ein Radweg verläuft oder auch nicht. Gerade auch im Interesse der zahlreichen Besucher der Stadt sollte der Radwegverlauf eindeutig erkennbar und sofort wahrnehmbar sein.


Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda


Die Außengastronomie lässt dem Fußverkehr nur eine Gehwegbreite von 1,70 Metern bis zum Radweg. Da es sich dort allerdings nicht um eine Anliegerstraße mit geringem Fußverkehr in einem Einfamilienhausgebiet am Stadtrand handelt, sollte der Gehweg auf jeden Fall eine größere Breite aufweisen, damit Gehende nicht zum Ausweichen auf die Fahrbahn (oder Radweg) gezwungen sind. Die bekannten Regelwerke für den Fußverkehr (EFA), die möglicherweise von der Sondernutzungsabteilung des Bezirksamts Mitte nicht beachtet werden, sehen an einem Bahnhof eindeutig mehr Fläche für den Fußverkehr vor.


Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Steintorwall, Hauptbahnhof: Außengastronomie - © Stefan Warda

Auch wenn der Fakeradweg seit mehreren Jahren nicht mehr benutzungspflichtig ist, so ist der Zustand ein großes Ärgernis. Das Radeln auf der Fahrbahn empfiehlt sich dort ja nicht unbedingt für alle Radfahrende von 8 bis 88. "Fahrradstadt" geht anders.


Kopenhagen, Bernstorffsgade: Hauptbahnhof - © Stefan Warda

Kopenhagen, Bernstorffsgade: Der Fußverkehr am Hauptbahnhof blockiert nicht den Radweg - © Stefan Warda




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1 Kommentar:

  1. Ich finde es richtig schön so. War gerade erst vor einer Woche mit meiner Familie (als Fußgänger) dort und habe explizit auf diesen Radweg hingewiesen (sonst hätten sie ihn nicht gefunden). Wir waren in der Innenstadt, an der Uni und in Eimsmbüttel, auf Spurensuche nach unserer Hamburger Vergangenheit bis Anfang 90iger. Wir sind überreich fündig geworden, aber eben nur in Punkto Radwege, vieles andere hat sich dagegen stark verändert. An einigen wenigen Stellen waren wir verwirrt und konnten uns nicht recht orientieren. Zwischen Stabi und ESA-Hauptgebäude z.B. haben wir etwas offensichtlich nur für den Radverkehr gebautes gesehen. War das noch unser Hamburg??? Besser gemacht hat Hamburg das in der Osterstraße: neu aber doch vertraut unfähig - damit kann man auch als Radfahrer leben... äh... sterben.

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