26. August 2017

Hamburg: Neue Radspur auf der Esplanade - mit Einladung zum beliebten Geisterradeln

Hamburg: New cycle lane along Esplanade

Aktualisiert um 21:25 Uhr
Esplanade, neue Radspur - © Stefan Warda


Noch wirkt die neue Radspur eher provisorisch. Doch die Straßenmalereinen auf der Esplanade lassen darauf schließen, dass die "Fahrradstadt" Hamburg an einer Lösung für die Radverkehrswegelücke zwischen Lombardsbrücke und Stephansplatz sucht. Irgendwo im Nichts fängt hinter der Kreuzung mit dem Neuen Jungfernstieg versteckt eine Radspur an. Zwischen Rückstoßzone der Stehzeuge und Rechtsabbiegespur verläuft sie z.T. über Kopfsteinpflaster auf den ehemaligen Parkständen und endet wieder im Nichts. Da die Radspur nicht in gelber Farbe ausgeführt wurde, wird es sich nicht um eine baustellenbedingte Umleitung handeln.


Esplanade / Neuer Jungfernstieg: Beginn der neuen Radspur versteckt hinter der Kreuzung - © Stefan Warda

Esplanade: Die neue Radspur führt teilweise über schräg verlaufendes Kopfsteinpflaster. Bei Nässe sollte dort sehr vorsichtig entlanggeradelt werden - © Stefan Warda

Esplanade: Noch verläuft die neue Radspur in zwischen Rückstoßzone der Stehzeuge und angrenzender Fahrspur - © Stefan Warda

Esplanade: Das derzeitige Ende der Radspur in Richtung Stephansplatz - © Stefan Warda



Die neue Radspur scheint ein Ersatzangebot für die nach Ende der Baumaßnahmen am Finnlandhaus nicht mehr angebotene Gehwegradelei zu sein. Nun bleibt abzuwarten, wie die Radspur verknüpft wird mit dem übrigenen Radverkehrsanlagen an der Kreuzung mit dem Neuern Jungfernstieg sowie weiter in Richtung Stephansplatz.


Esplanade / Neuer Jungfernstieg vor einem monat noch ohne Radspur - © Stefan Warda


Einladung zum beliebten Geisterradeln

Piktogramme auf dem schmalen Radstreifen lassen darauf schließen, dass das neue Angebot auch für Geisterradler gedacht ist. Offensichtlich sollen auch Radfahrer in Richtung Lombardsbrücke die neue Radspur nutzen - ein möglicherweise extrem gefährliches Manöver.


Esplanade, neue Radspur mit Einladung zum beliebten Geisterradeln - © Stefan Warda

Hochhausbau war Grund für Anlage der neuen Radspur

Grund der Umwandlung von Verkehrsflächen war Teil einer Bebauungsplanänderung aus dem Jahr 2014. Der Bebauungsplan sollte einen weiteren Hochhausbau an der Esplanade ermöglichen.
Teile der Verkehrsflächen der Esplanade und des Neuen Jungfernstiegs werden in das Plangebiet einbezogen. Um die Situation für Fußgänger und Radfahrer in Zukunft verbessern zu können, werden die Verkehrsflächen zulasten bisher privater Grundstücksflächen erweitert. Die Tiefgaragenzufahrt wird im Zuge der Zusammenlegung der beiden vorhandenen Tiefgaragen neu angeordnet. Die Verkehrsfläche vor den Gebäuden soll gestalterisch aufgewertet und die Parkordnung von Schräg- in Längsparken geändert werden. Dadurch kann ein separater Fahrradstreifen angeordnet werden.
An der Umgestaltung der Straßenflächen  - hier die Nebenflächen - soll der Vorhabenträger beteiligt werden. Es besteht also noch Hoffnung, dass die provisorisch anmutenden Nebenflächen zwischen Fahrbahn und Gehweg neu gestaltet werden.


Reaktionen von der Stehzeugelobby zu befürchten

Die Reduzierung des Stehzeugflächenangebots zugunsten der neuen Radspur fordern zu den bekannten populistischen Vorwürfe seitens der Stehzeugelobby heraus ("rot-grüne Verkehrserziehung" - "ideologische Verkehrspolitik" - "eindimensionale Verkehrspolitik" - "endlich die Verkehrssicherheit erhöhen, anstatt immer nur an ihrem ideologischem Prestigeobjekt Fahrradstadt zu basteln [...] Fragwürdige ideologiegeleitete Verkehrsexperimente, wie die Verlegung von Fahrradwegen auf Hauptverkehrsstraßen, sind brandgefährlich und müssen sofort gestoppt werden." - "Wer wie im Wahn selbst auf Hauptverkehrs- und Einkaufsstraßen Fahrradstreifen auf die Fahrbahn pinselt, gleichzeitig aber knapp 2000 öffentliche Parkplätze vernichtet und Parkgebühren erhöht,  der nimmt rechtswidriges Zweite-Reihe-Parken in Kauf." - "SPD und Grüne setzen ihre Politik der Parkplatzvernichtung ungebremst fort" - "Ohne Sinn und Verstand und gegen zum Teil massive Bürgerproteste werden Fahrradwege auf Hauptverkehrsstraßen verlegt." - "Durch die rot-grüne Brechstange bleiben nicht nur Autofahrer, Motorradfahrer, Lkw-Fahrer und Fußgänger auf der Strecke, sondern gerade die Masse der Alltags- und Freizeitradler." ). Angesichts der bisherigen Dominanz des Autoverkehrs entlang der Esplanade wäre jede Kritik an der Reduzierung der Stehzeugplätze absolut überzogen.


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5 Kommentare:

  1. Wer kommt auf solche Ideen? Es ist schlimmer als vorher und wäre in vielerlei Hinsicht gefährlich, diese "Radspur" zu benutzen.

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  2. Auch falls es nur eine Interimslösung sein sollte. Kann man ein Angebot für Radfahrer eigentlich noch schlechter machen? Gehwegradeln (sonst verboten und moniert) kombiniert mit zu engem Radfahrstreifen und strukturellen Fahrzeughecks im Weg. Besser kann man keine Gefahr herstellen und zugleich den Konflikt zwischen Radfahrern und KFZ befeuern. Wären Autos nach diesem Prinzip gebaut, so hätten sie Winschutzscheiben aus Holz und dreieckige Räder.
    Paul

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  3. Es gibt genau zwei Möglichkeiten :
    Entweder diese Straße komplett meiden oder, wie bisher auch schon immer, die Fahrbahn benutzen ... (!!!!!)

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  4. Das ist weder Sicher, noch erlaubt. Da ist es wohl Zeit, wieder als Masse an die Stadt heranzutreten. Diese Planer sollten schnellstmöglich durch kompetente Mitarbeiter ersetzt werden.

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  5. Soweit ich das sehe, ist da keine Benutzungspflicht angeordnet. Dementsprechend wäre das Fahrbahnradeln da eine Alternative.

    Allerdings versuche ich auch immer, diese Strecke (in beiden Richtungen) zu meiden.

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