Gastbeitrag von Tilo Schmidtsdorff
© Tilo Schmidtsdorff |
Zur Entstehung alternativer Fakten und wie openPetition.de seine selbst gesetzten Maßstäbe verrät
„[U]ngefähr
150 Parkplätze“ sollen laut eines Flyers einer Initiative, die sich selbst
„Initiative für mehr Parkraum in der Jarrestadt“ nennt, durch den Bau eines
Fahrradstreifens in einer Straße namens Wiesendamm im Hamburger Stadtteil
Winterhude weggefallen sein. Um für eine Petition auf openPetition.de zu
werben, wurde der besagte Flyer im Frühjahr 2017 an den Windschutzscheiben
unzähliger Autos im Wohnquartier „Jarrestadt“ angebracht.
Wiesendamm, Radfahrstreifen - © Stefan Warda |
Die einzige offizielle Quelle dürfte ein Erläuterungsberichts der Bezirksverwaltung Hamburg Nord sein. In diesem werden lediglich 41 Parkplätze genannt, die tatsächlich dem Bau eines
Fahrradstreifens und damit einhergehend der
Wiederherstellung der Gehweganlage gewichen sind.
Es drängte sich somit der Verdacht auf, dass sich die
Flyer-Werbung der Initiative auf die Verbreitung unwahrer Tatsachenbehauptungen
stützt. Also wurde openPetition.de hierzu in den Blick genommen.
Hieraus lässt sich folgendes schließen:
Die Petentin hat dem Einwand seitens openPetition.de nicht widersprochen. Im Umkehrschluss würde dies implizit bedeuten, dass sie die Verbreitung von falschen Tatsachenbehauptungen eingesteht. Dies unterstreicht den Verdacht, dass die Initiative gezielt anhand der Verbreitung von Falschinformationen um Unterstützung warb und es ist nicht auszuschließen, dass sie hiervon auch
Offen bleibt, warum man zu derart unsportlichen Mitteln greift. Vielleicht, weil man sich anders nicht zu helfen weiß. Vielleicht aber auch, weil der moralische Kompass defekt ist. Und vielleicht trifft beides zu.
Da openPetition.de über die Situation in Kenntnis gesetzt wurde, billigt openPetition.de wissentlich eine Petition, die auf höchst fragwürdige Weise um Unterstützung wirbt. OpenPetition.de kann nicht ausschließen, dass ein Gutteil der Unterstützung auf der Grundlage unwahrer Tatsachenbehauptungen gewonnen wurde. OpenPetiotion.de verstößt damit gegen die eigenen Prinzipien.
Offen bleibt, inwiefern dieses Vorgehen im Einklang mit der Mission und den Zielen von openPetition.de steht. Offen bleibt zudem, inwiefern ein solches Vorgehen demokratische Entscheidungsprozesse fördert. OpenPetition.de jedenfalls hängt die Messlatte für das eigene Wirken ziemlich hoch: Die Firma basiert auf einer gGmbH und ist damit der Gemeinnützigkeit in besonderer Weise verpflichtet. Sie residiert im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin.
Tilo Schmidtsdorff bloggt unter https://mobil-hh.de/ u.a. zum Thema nachhaltige Mobilität
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