Status Report High Speed Cycle Route Ruhr
Aktualisiert
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Städteraum Ruhrgebiet |
Die Planungen zum
Radschnellweg Ruhr nehmen Gestalt an. Deutschlands wohl längster Radschnellweg in einem urbanen Raum könnte Ende dieses Jahrzehnts vollendet werden. Auf einer Länge von etwa 85 Kilometern soll er die Ruhrgebietsstädte Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Kamen und Hamm verbinden. Zwischen Duisburg und Bochum soll der Hochleistungsradweg überwiegend auf der Trasse der stillgelegten Rheinischen Bahn verlaufen. Entlang der Trasse bestehen mehrere Verknüpfungen zu bestehenden touristischen Bahnradwegen, wie dem
Erzbahn-Radweg Bochum Jahrhunderthalle - Herne - Gelsenkirchen-Grimberg (Rhein-Herne-Kanal) oder dem
Emscher-Park-Radweg Gelsenkirchen Erzbahn-Radweg - Essen Zeche Zollverein. Der Radschnellweg Ruhr wird vermutlich vorerst der längste in
Deutschland sein und in seiner Art auch einzigartig. Nirgends sonst gibt es
einen so großen Verdichtungsraum, durch den eine so lange hochwertige Radverkehrsverbindung führen wird.
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Geburtsstunde des Radschnellwegs Ruhr war die Sperrung des Ruhrschnellwegs für einen Event im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 |
Trassierung
Für den Radschnellweg Ruhr sollen höhere Qualitätsstandards als für schon bestehende touristische Radwege auf Bahntrassen im Ruhrgebiet gelten. Der Radweg soll weitgehend kreuzungsfrei verlaufen - sanfte Steigungen und großzügige Radien werden höhere Geschwindigkeiten als die üblichen verwinkelten Mini-"Radwege" im Straßenraum des Ruhrgebiets erlauben. Eine Trennung zwischen Fuß- und Radverkehr soll erfolgen. Für den Zweirichtungsverkehr soll eine Breite von mindestens vier Metern, bei Einrichtungsabshcnitten mindestens drei Metern, vorgenommen werden. Sanfte Steigungen und Beleuchtung und Winterdienst sollen obligatorisch sein. Reisezeiten für Radler werden durch die Route für viele Verbindungen im Vergleich zum heutigen Zustand erheblich reduziert werden. Der Ausbaustandard soll vor allem Alltagsradfahrer ansprechen. Im Einzugsgebiet der Route leben etwa eine Million Menschen, 430.000 Erwerbstätige und 150.000 Studierende würden vom Bau profitieren.
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Trasse für den Radschnellweg Ruhr: Emscherpark-Radweg auf der Kray-Wanner-Bahn |
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Trasse für den Radschnellweg Ruhr: Emscherpark-Radweg auf der Kray-Wanner-Bahn |
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Alternativtrasse für den Radschnellweg Ruhr: Erzbahnschwinge im Verlauf des Erzbahn-Radwegs in Bochum |
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Alternativtrasse für den Radschnellweg Ruhr: Alleestraße in Bochum |
Radschnellwege - Vorbilder
Vergleichbare Velorouten wurden bislang in den
Niederlanden und im
Großraum Kopenhagen verwirklicht.
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Nijmegen, Schnellradweg Bahnhof - Universität |
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Nijmegen Rijnwaalpad, Vorrang gegenüber einer Querstraße |
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Nijmegen Rijnwaalpad, Unterführung unter Bahnlinie und Schnellstraße |
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Nijmegen Rijnwaalpad, Brücke über Hauptstraße |
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Nijmegen Rijnwaalpad, steigungsarme Rampe zur Brücke über Hauptstraße |
Weitere Eindrücke von Schnellradwegen über Brücken und entlang Schnellstraßen, wie für den Raum dortmund geplant, vermittelt ein Video von
copenhagenize.
Touristische Bahnradwege im Ruhrgebiet - Anschlußverbindungen
Der Radschnellweg Ruhr sollen auf Teilstücken des Emscherpark-Radwegs und des Erzbahn-Radwegs verlaufen oder diese zumindest kreuzen. Der größte Teil des neueren Radverkehrsnetzes der Ruhrgebietsstädte bezieht sich auf Bahnradwege ehemaliger Industriebahnen oder anderer stillgelegter Bahnlinien. Diese neue Infrastruktur wurde fast ausschließlichnicht von den Kommunen und deren Radverkehrsetats hergerichtet, sondern mit Mitteln des Regionalverband Ruhr (RVR). Je nach Kommune fehlt auch eine Einbindung in das bestehende Radverkehrsnetz. Die Weigweisung ist je nach Kommune nur an touristischen Zielen orientiert und berücksichtig nicht Ziele zu Stadtteilen und Unterwegsverknüpfungen.
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Radtourismus: Übersichtstafel zu Themenradwegen |
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Emscherpark-Radweg: Touristische Radwege sind selten alltagsgerecht |
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Emscherpark-Radweg: Auf Essener Stadtgebiet werden auch Ziele zu Stadtteilen in die Wegweisung einbezogen |
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Emscherpark-Radweg: In Gelsenkirchen-Ückendorf haben Radler Probleme Querstraßen zu kreuzen |
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Emscherpark-Radweg: In Gelsenkirchen-Ückendorf haben Radler Probleme Querstraßen zu kreuzen |
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Erzbahn-Radweg: Tolle Aussichten |
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Erzbahn-Radweg: Erlebnis Brücken |
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Erzbahn-Radweg / Kreuzung mit dem Emscherpark-Radweg: Minderwertige Oberflächen |
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Erzbahn-Radweg: An Wochenenden wird es eng |
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Erzbahn-Radweg: Stop and go an jeder Querstraße |
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Erzbahn-Radweg: Die Wegweisung bezieht sich ausschließlich auf touristische Ziele |
Nordbahntrasse
In Wuppertal entsteht mit der
Nordbahntrasse auf der Rheinischen Bahnlinie längs der Talachse eine hochwertige innerstädtische Radverbindung. Der Begriff "Radschnellweg" wird derzeit zwar nicht gebraucht, die Qualitätsstandard kommen denen eines Radschnellwegs dennoch sehr nahe.
Bislang ist der Abschnitt von Vohwinkel bis Barmen (Buchenstraße) befahrbar. Dabei geht es durch mehrere Bahntunnel und Viadukte, einer der Tunnel ist fast 500 Meter lang. Für das bergige Wuppertal, wo der Radverkehr bislang keine große Rolle spielt, bietet die Nordbahntrasse mit einem breiten, ebenen und kreuzungsfreien innerstädtischen Radweg neue Entwicklungspotentiale für den städtischen Radverkehr. Mit der spekatakulären Streckenführung innerhalb einer dicht bebauten Stadt ist die Nordbahntrasse einzigartig in Deutschland.
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Wuppertal, Nordbahntrasse |
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Wuppertal, Nordbahntrasse |
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Nordbahntrasse, derzeit befahrbarer Abschnitt |
Radschnellwege in Hamburg
Auch in Hamburg hätte es einen Radschnellweg geben können. Das Gleis der Güterbahn von Ohlsdorf nach Ochsenzoll st abgetragen, die Strecke liegt brach. Diese Trasse neben der U-Bahn-Linie 1 wäre eine ideale Ergänzung und Alternativstrecke für die unbeliebte
Langenhorner Chausse, deren Radwege trotz Benutzungspflicht unbenutzbar sind. Leider ist die Bahntrasse reserviert als Ausgleichsfläche für Eingriffe im Rahmen der Flughafen-S-Bahn und wird renaturiert.
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Bahnhof Fuhlsbüttel: Links die Trasse der ehemaligen Güterbahnlinie Ohlsdorf - Ochsenzoll neben dem U-Bahngleis |
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Hamburger "Nordbahntrasse": Als Alternative zur abschreckenden Langenhorner Chaussee bietet sich die Trasse der ehemaligen Güterbahn Ohlsdorf - Ochsenzoll an |
Ausblick
Bislang sind die Kommunen für den Radwegebau zuständig. Lediglich an Bundesfernstraßen und entlang Bundeswasserstraßen beteiligt sich der Bund am Radwegebau. Schnellradwege fallen da leider durchs Raster. Für den Radschnellweg Ruhr wil das Land NRW Fürdermittel bereitstellen. Jedoch machte die Stadt Dortmund einen Rückzieher vom Projekt, weil ihr die Kosten für den Abschnitt entlang des Ruhrschnellwegs zu hoch erschienen. Der Bund - Verhandlungspaket für die neue Regierungskoalition - sollte daher
einen Etat für Radschnellwege einrichten, schon allein aus Verpflichtung
für den Nationalen Radverkehrsplan des Verkehrsministeriums, das
Fördertopf für Radwege an Bundesstraßen kurz vor Vorstellung des neuen
Radverkehrsplans kürzte.
Weitere Radschnellwege sind u.a. geplant in Freiburg, im Dreiland Basel / Lörrach / Weil im Rahmen der nächsten IBA, in Braunschweig / Wolfenbüttel. Eine umstrittene Strecke wurde in
Göttingen eröffnet. Sie verbindet den Bahnhof mit Teilen der Universität. Auf dieser Verbindung hat es jedoch äußerst kritische Führungen, z.B. ein einseitiger Zweirichtungsradweg parallel zu einem langgezogenen freien Rechtsabbieger. Eigentlich warnen Polizisten vor Geisterradlern, hier wird Geisterradeln an besonders ungünstiger Stelle vorgeschrieben und als besonderes Novum verkauft.
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Ich war sehr beeindruckt, dieses Jahr den Erzbahnradweg zu fahren, und beim Rückweg dann von der Gabelung bis Zollverein. Die ehemaligen Bahntrassen im Ruhrgebiet sind ein unglaubliches Juwel und haben sehr viel Potenzial. Allerdings sind sie ohne Verknüpfung nur wenig für den Alltagsverkehr geeignet. Da besteht noch Handlungsbedarf.
AntwortenLöschenDennoch ist im Ruhrgebiet wenigstens schon der politische Wille da. Der fehlt in Hamburg nach wie vor völlig - Leider.
Das mit dem politischen Willen im Ruhrgebiet kann ich nicht nachvollziehen. Als Beispiel die Stadt Essen mit 6% Radverkehrsanteil: "Wo es schwierig wird geniesst der Autoverkehr immer Priorität." (ADFC). Beim Klima-Test hat Essen geringfügig besser abgeschnitten als Hamburg, was ich allerdings nicht verstehe. Das direkte Linksabbiegen auf der sechsten von sieben Spuren je Richtung (wie mir es aus meiner Kindheit und Jugendzeit in NRW noch vertraut ist) ist gewöhnungsbedürftig und hält viele vom Radfahren ab - mangels Radverkehrsanlagen. Deswegen wird im Ruhrgebiet traditionell weniger geradelt als in Hamburg. Lediglich am Wochenende kramen die Leute ihre Räder aus dem Keller, pellen sich in Spandex-Dress, radeln zum Bahnhof, um mit der Bahn zu schönen Radtagestourzielen zu gelangen.
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