1. Mai 2012

Hoffnungsschimmer: Baustellen müssen nicht Verkehrsschikane sein

Glimmer of hope: Construction sites do not have to be traffic chicane

Vorbildlich: Die Fahrbahn hier auf St. Pauli ist wegen eines Baukrans vorrübergehend gesperrt, dem Radverkehr wird währenddessen die Möglichkeit gegeben den Gehweg in angemessenem Tempo mitzubenutzen.

Der Hamburger Radfahrer erwartet bei einer Baustelle schon gar nicht mehr, dass an ihn gedacht wurde. Zu viele schlechte Erlebnisse haben seine Erwartungshaltung heruntergeschraubt. Beim großen deutschlandweiten Fahrradklimatest im Jahr 2005, bei dem Hamburg mit der Durchschnittsnote 4,44 den allerletzten Platz unter den Großstädten errang, gab es bezüglich der Führung an Baustellen die bedenklich schlechte Einzelnote 5,35. Seitdem hat sich die Situation an Baustellen nur ein klein wenig gebessert. Einige wenige vorbildliche Führungen an Baustellen stehen immer noch der Überzahl unausgegorener und benachteiligender Stellen gegenüber. Daher überraschen die wenigen guten Lösungen.

Vorbildlich: So schön kann eine Baustelle am Radweg sein - eine Aufleitung auf die Fahrbahn löst das Problem einfach und unkompliziert.


Bevor es jedoch zu der vorblidlichen Lösung kam, war der benutzungspflichtige Radweg auf der Veloroute 12 zunächst leider mehrere Wochen abgesperrt - ohne bequeme Überleitung in den Mischverkehr. Erfreulichweise hatte da jemand nachgedacht und die obige Lösung durchgesetzt



Frustrierend war gestern das Telefonat mit dem Leiter der zuständigen Straßenverkehrsbehörde für die Baustelle am Heiligengeistfeld. Seit mehr als einem halben Jahr sollen laut Auskunft des Beamten Radfahrer über das Heiligengeistfeld radeln. Während des Hamburger Doms dürfen sie dort aber wiederum nicht radeln, eine Umleitung gibt es dann auch nicht, und der Beamte konnte mir nicht erklären, wo Radfahrer seiner Meinung nach fahren dürften. Auf jeden Fall dürften sie nicht auf der Fahrbahn fahren, so der Beamte. Damit ist klar: Radfahrer sind für den Beamten dort unerwünscht und sollen sich in Luft auflösen. Mit dieser Auffassung steht der leitende Beamte der örtlichen Straßenverkehrsbehörde ganz im Gegensatz zur StVO und der seit 2008 geltenden Radverkehrsstrategie für Hamburg. Für Baustellen ist explizit die Einrichtung durchgängiger Wegeführungen vorgesehen.

"An Baustellen ist eine durchgängig nutzbare und sichere Radverkehrsführung
zu gewährleisten. Ggf. sind bei Langzeitbaustellen geeignete Umfahrungsstrecken
auszuweisen. Die Verkehrsdirektion wird darauf hinwirken, dass die
zuständigen Dienststellen der Polizei im Rahmen ihrer Kontrollen verstärkt
auf die Einhaltung der genehmigten Regelpläne durch die Baufirmen achten."

Der Fortschrittsbericht zur Hamburger Radverkehrsstrategie von 2011 stellt übrigens fest:

"Hinsichtlich einer besseren Berücksichtigung des Radverkehrs an Baustellen und einer stärkeren Kontrolle der Einhaltung von Regelplänen durch die Baufirmen hat die Zentrale Straßenverkehrsbehörde der Verkehrsdirektion darauf hingewirkt, dass die örtlich zuständigen Straßenverkehrsbehörden im Rahmen ihrer Zuständigkeit auf die Einhaltung der straßenverkehrsbehördlichen Genehmigungen achten. Die Broschüre des Landes Nordrhein-Westfalen „Baustellenabsicherung im Bereich von Geh- und Radwegen“ wurde den örtlichen Straßenverkehrsbehörden zur Verfügung gestellt."


Schade nur, wenn die Straßenverkehrsbehörden sich das Material nicht durchlesen.


Radfahren auf dem Dom? Ja und nein. Bitte nur vormittags und ansonsten sollen Radfahrer einfach verschwinden und nicht stören. Denn die Polizei ist der Auffassung, dass Radfahrer alternativ auch nicht auf der Fahrbahn fahren dürften

Seit November 2011 ist der straßenbegleitende Radweg an der Budapester Straße Richtung Norden abgesperrt. Als Entschädigung dafür dürfen Radfahrer seitdem je nach variierender Schilderposition über den gesamten Dom radeln, wenn sie den Eingang an der Ecke Glacischaussee / Millerntordamm nutzen (beim VZ 240). Erstmal auf dem Dom gelandet müssen Radfahrer bis zur nächsten legalen Querungsstelle am St. Pauli-Schwimmbad fahren, dort die Budapester Straße queren und dann zurückradeln, oder falls Ortskenntnissse vorhanden sich dann ggf. die Rückfahrt abkürzen durch die Detlev-Bremer-Straße (gestrichelte Linie). [Quelle: Luftbildkarte 1:5000, aus Stadtkarte von Hamburg, Ausgabe 2008, 6. Auflage auf DVD. Vervielfältigt mit Zustimmung der Freien und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung,www.geoinfo.hamburg.de]


Für Radfahrer vom Millerntordamm in Richtung Simon-von-Utrecht-Straße bleibt gemäß der StVO nichts anderes übrig, als auf der Fahrbahn zu fahren. Zwar sieht der leitende Beamte der örtlich zuständigen Straßenverkehrsbehörde das persönlich anders, aber bekanntlich irren sich einige Uniformträger bezüglich der Verkehrsregeln für den Radverkehr. [Quelle: Luftbildkarte 1:5000, aus Stadtkarte von Hamburg, Ausgabe 2008, 6. Auflage auf DVD. Vervielfältigt mit Zustimmung der Freien und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung,www.geoinfo.hamburg.de]

Dauerbaustelle Vorsetzen an der Flutschutzanlage: Seit Monaten ist der benutzungspflichtige Radweg abgesperrt, aber weiterhin benutzungspflichtig. Vergleichen wir diese Situation mit der Dauerbaustelle am Heiligengeistfeld mit dem Hamburger Dom, dann würde diese Situation nach Ansicht des leitenden Beamten der Heiligengeistfeld-Straßenverkehrsbehörde bedeuten, dass auch hier Radfahrer wegen der angeordneten Radwegbenutzungspflicht nicht auf der Fahrbahn fahren dürften. sondern einfach mal verschwinden.

Aber auch andere Baustellen nerven, wenn wir nicht einfach tagtäglich die lästigen Problemchen ignorieren und uns einfach nur am Rad fahren erfreuen. Irgendwann werden die Uniformierten auch selbst Rad fahren, da sind wir ganz sicher.
 

"Lustige Baustelle" im Schanzenviertel:

Für einen Zweirichtungsradweg eindeutig zu eng, links im Bild der eigentlich Radweg, der hier als illegaler Parkplatz missbraucht wird.

Der Begegnungsfall ist unmöglich, . . .

doch von weitem zeigt das VZ 250, dass dort nicht einmal Radfahrer einfahren darf. Zeichen 250 bedeutet: Verbot für Fahrzeuge aller Art!!

Der "Zweirichtungsradweg" von der anderen Seite.

Alles "Kampf-Radler" oder was?

Mehr / More:

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