Osterstraße, Abschnitt Heußweg - Schwenckestraße - © Stefan Warda |
Vor einem Monat würdigte die Vereinigung der Stadt- Regional- und Landesplanung e.V. (SRL) den Umbau der Osterstraße im Rahmen der Verleihung des "Deutschen Verkehrsplanungspreises" mit einer Anerkennung. Der Hauptpreis ging an Kassel für den Umbau der Friedrich-Ebert-Straße.
Das Umgestaltungsprojekt „Mehr Freiraum in der Osterstraße“ ist beim Deutschen Verkehrsplanungspreis 2016 der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) in Berlin für sein "hochwertiges gestalterisches Ergebnis" anerkannt worden. Der Fokus des diesjährigen Wettbewerbs lag auf der Suche nach beispielhaften Verkehrslösungen zur Stärkung und Förderung einer nachhaltigen Mobilität auf Hauptverkehrsstraßen in Städten und Gemeinden. Von den 21 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen wurden drei für den Preis nominiert – dazu zählte das Projekt des Bezirksamtes Eimsbüttel, das vom Hamburger Stadt- und Verkehrsplanungsbüro ARGUS für die Planungsgemeinschaft mit SBI, kfp, und steg eingereicht wurde.
In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: „Die zunächst unvereinbar erscheinenden Ansprüche der Gewerbetreibenden, Einzelhändler, Bewohner, Grundeigentümer, Bürgerinnen und Bürger als Anwohner und Nutzer der Einkaufsstraße mussten zu einem neuen Entwurf zusammengeführt werden, um die Osterstraße als Einkaufs- und Aufenthaltsraum entgegen dem bisher autogerechten Ausbau neu zu qualifizieren. Hervorzuheben ist, dass durch ein besonders intensives Partizipationsverfahren ein hochwertiges gestalterisches Ergebnis erzielt werden konnte.“
Gesucht wurden bei der Ausschreibung stadt- und verkehrsplanerische Konzepte und Projekte, die durch den Umbau von Verkehrsstraßen einen Beitrag zur Rückgewinnung der Straße als Aufenthaltsraum für alle Menschen leisten und Ziele der Lärmminderung, der Luftschadstoffreduktion und des Klimaschutzes befördern. Ziel des Stadtraumerneuerungs-Projektes, das seit Oktober 2015 in der Osterstraße realisiert wird, ist die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch attraktivere Gestaltung des Straßenraums und mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer. Hierzu werden der Radverkehr auf Schutzstreifen am Fahrbahnrand verlegt und die Gehwege verbreitert. Mehr Bäume, rund 400 zusätzliche Fahrradbügel, einladende Sitzgelegenheiten sowie neue Bodenbeläge sollen zusätzlich die Lebensqualität erhöhen. Eine Besonderheit stellen die lang gezogenen, nahezu ebenerdigen Mittelstreifen dar, die es Fußgängern ermöglichen, die Fahrbahn fast beliebig zu queren. Gleichzeitig soll ein Gesamtbild entstehen, in dem der Autoverkehr nicht mehr dominiert. Die Gesamtkosten des Bezirks-Projektes, das von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation finanziert wird, belaufen sich auf 7,5 Mio. Euro.
Osterstraße, Abschnitt Heußweg - Schwenckestraße - © Stefan Warda |
Osterstraße, Abschnitt Heußweg - Schwenckestraße - © Stefan Warda |
Osterstraße, Abschnitt Heußweg - Schwenckestraße - © Stefan Warda |
Bis Ende November sollen die Bauarbeiten zwischen Heußweg und Schulweg weitestgehend abgeschlossen sein. Ende Oktober startete die letzte Projektphase für den Abschnitt zwischen Schwenckestraße und Methfesselstraße. Im Spätsommer 2017 soll der letzte Bauabschnitt abgeschlossen sein.
Projektstart war im Februar 2014, als das Bezirksamt Eimsbüttel die Idee erstmalig den Bürgerinnen und Bürgern präsentierte. In vier öffentlichen Veranstaltungen wurden die beauftragten Planer, der Vorentwurf sowie weitere Planungsstände vorgestellt.
Äußerst merkwürdig erscheint die Preisvergabe noch vor der Übergabe des Projekts in den Normalbetrieb. Bislang ist nur der Abschnitt zwischen Heußweg und Schwenckestraße nahezu vollständig fertiggestellt. Dort fehlen noch die zusätzlichen Bäume - u.a. im Mittelstreifen, sowie die baulichen Absperreinrichtungen, die das Wildparken verhindern sollen. Derzeit wird auf den ausgewiesenen Flächen für Stehzeuge überwiegend regelwidrig in Schrägaufstellung statt Längsaufstellung geparkt. Dadurch werden die Gehwegflächen beeinträchtigt, aber auch Radfahrer auf den Schutzstreifen sind gefährdet durch die schlecht einsehbare Stehzeugelage. Schräg rückwärts ausparkende Fahrzeuge, die verdeckt hinter anderen Stehzeugen zurückstossen, könnten eine erhebliche Gefahr für Radfahrer darstellen. Zudem ist wegen der noch andauernden Bauarbeiten im Abschnitt zwichen Schulweg und Heußweg bislang immer noch die Verkehrsmenge erheblich reduziert. Erst wenn für Rad- und Autoverkehr wieder freie Fahrt von der Innenstadt bis Eimsbüttel möglich ist, kann eine Bewertung vorgenommen werden. Für den jetzt fertiggestellten Abschnitt könnte dann beurteilt werden, ob die Schutzstreifen für den Radverkehr angemssen sind und ob es weiterhin zu Konflikten mit Wildparkern auf den Schutzstreifen kommen wird.
Der zweite Bauabschnitt zwischen Heußweg und Emilienstraße hat auf ganzer Länge einen Mitteltrennstreifen. Dieser soll Fußgängern ein beliebiges Queren der Fahrbahn ermöglichen. Wie sich dieser Streifen auf das Verhältnis zwischen Radfahrern und MIV auswirken wird, ist noch völlig unklar. Werden Radfahrer von ungeduldigen Autofahrern ohne ausreichenden Seitenabstand überholt werden, oder werden Autofahrer, die dort mit Tempo 50 fahren dürfen, brav hinter den Radfahrern hinterherzockeln? Eine eingehende Bewertung kann also erst nach Abschluss der Baumaßnahme erfolgen. Die Preisvergabe konnte bislang also lediglich entsprechend der wohlformulierten Ziele der Planer vergeben werden - ohne Praxisbezug. Es wird sich erst noch zeigen, ob die Anerkennung durch die SRL voreilig war oder verdient.
Osterstraße, 2. Bauabschnitt - © Stefan Warda |
Osterstraße / Emilienstraße, 2. Bauabschnitt: Durchgehender Mitteltrennstreifen zwischen Emilienstraße und Heußweg - © Stefan Warda |
Osterstraße, 2. Bauabschnitt: Großzügig bemessene Baumscheiben - © Stefan Warda |
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