Aktualisiert um 12:25 Uhr
Zukünftige Velorouten 5 und 6, Mundsburger Damm: Zwischen Bäumen und Vorgärten sollen Fuß- und Radverkehr eingezwängt bleiben - © Stefan Warda |
Zukünftige Velorouten 5 und 6: Senat plant extreme Gefahrenstelle für Passanten und Radfahrende auf dem Mundsburger Damm
Der rot-grüne Senat hatte sich vorgenommen, das 280 Kilometer lange Veloroutennetz in seiner Regierungszeit fertig zu stellen. Für die geplanten Velorouten 5 und 6 ist im Abschnitt Mundsburger Damm nun ein extremer Engpass vorgesehen. Rad- und Fußverkehr sollen dort weiterhin zwischen Bäumen und Vorgängen auf schmalen Geh- und Radwegen eingeengt bleiben - trotz einer anvisierten enormen Zunahme des Radverkehrs. An manchen Stellen sollen die erneuerten Radwege nur 1,37 Meter schmal werden. Der Abschnitt zwischen Schwanenwik und Mundsburger Brücke, den Radfahrende zukünftig auf den Velorouten 5 und 6 in die Richtungen Barmbek, Steilshoop, Poppenbüttel sowie Dulsberg, Farmsen, Volksdorf befahren werden sollen, wird somit zum Engpass werden mit extremen Konflikten zwischen Radfahrenden und Passanten. Fahrbahnen, Bäume und Vorgärten sollen unagetastet bleiben.
Verkehrsbehörde forciert Medienberichte über ungewollte Kampfradler
Somit werden Fußgänger auf den schmalen Gehwegen regelmäßig mit Radfahrenden rechnen müssen, die zum Überholen langsamer Radler ausweichen wollen. Ebenso müssen Radfahrende mit Passanten auf den Radwegen rechnen, wenn sich entgegenkommende Passanten ausweichen. Schon heute registriert die Zählstelle an der Außenalster bis zu 15.000 Radfahrende am Tag im Verlauf der geplanten Velorouten 5 und 6. Solch schmale Radwege wie nun am Mundsburger Damm geplant sind vollkommen ungeeignet für diese Verkehrsbelastung und eine erwartete und gewollte Zunahme des Radverkehrs. Es ist zu erwarten, dass demnächst von "rabiaten Radlern", "Rüpelradlern" oder ähnlichem auf den zukünftigen Velorouten in der Hamburger Medienlandschaft berichtet werden wird.Zukünftige Velorouten 5 und 6, Mundsburger Damm / Buchtstraße: Mangelnde Instandhaltung am schmalen Radweg - © Stefan Warda |
Dooringgefahr soll beseitigt werden
Einziger Trost: Die derzeit bestehende Dooringgefahr, die die heutigen Radwege fakisch unbenutzbar macht, soll aufgehoben werden. Auf dem Hochbord sollen Stehzeuge zukünftig keinen Platz mehr finden. Die Verkehrsbehörde verteidigt die im Regionalausschus Barmbek-Uhlenhorst vorgelegte Planung. Laut einem Bericht der taz würde nach Ansicht der Verkehrsbehördensprecherin mit dem geplanten Umbau die Strecke wenigstens optimiert werden, anderfalls würde gar nichts passieren.Die Planung holt das Beste raus unter der Voraussetzung, dass KFZ-Fahrstreifen und Bäume unangetastet bleiben.
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Die Radverkehrskoordinatorin bei der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), Kirsten Pfaue hat den Weg vorgegeben: “Wir wollen einen Wandel, keinen Umsturz“ (https://fink.hamburg/2019/01/interview-kirsten-pfaue-fahrrad-hamburg/). So gesehen ist die hier kritisierte Planung ein Meilenstein auf dem Weg zu gerechten Verhältnissen. Dumm nur, dass dieser Meilenstein, wenn der Plan für denn für viel Geld umgesetzt sein wird, auf Jahrzehnte den Radverkehr behindern wird oder aber der Radweg für noch einmal viel Geld zurückgebaut werden muss.
AntwortenLöschenUnd das Schlimmste ist ja nicht mal die Breite der Radwege, sondern die Breite der Gehwege (siehe https://sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/___tmp/tmp/45081036909272750/909272750/01225100/00-Anlagen/03/Lageplan_MundsburgerDamm_Kenntnisnahmeschlussv.PDF). In einem Schnitt sieht man bei einer Gehwegbreite von 1,64 Meter einen Rollstuhlfahrer, an dem niemand vorbeikommt, ohne den Radweg zu benutzen. Es gibt drei Abschnitte, deren Breite 1,49 bzw. 1,50 Meter beträgt. Das ist doch der ins Gesicht der Fußgänger gestreckte nackte Mittelfinger - extrem dreist. Und eine Aneinanderreihung von Verkehrsanlagen mit Mindestbreite findet sogar der AD_A_C bedenklich.
Ganz interessant war ja, dass lt. Abendblatt die BWVI meint, sie dürfte so planen, weil kein Gesetz sie hindert. Niemand dort kommt auf die Idee, dass manche Dinge einfach zu selbstverständlich sind, um sie gesetzlich zu regeln. Eigentlich bräuchte man ja nur die (unabhängigen) Fachleute fragen (z.B. im Rahmen eines Sicherheitsaudits). Zudem gibt es noch immer ruhenden Verkehr zwischen Fahrbahn und Radweg. Und das ist gem. § 16 Abs. 1 Satz 3 des Hamburgischen Wegegesetzes schwer verboten. Aber den Satz kapieren die Planer in der BWVI schon seit 50 Jahren nicht, weil sie einfach Rad- und Fußgängerverkehr nicht als fließenden Verkehr ansehen. Für den Radverkehr ist genau dies aber inzwischen im Zusammenhang mit der Auslegung des § 45 Abs. 9 StVO seit 2010 höchstrichterlich geklärt, wenn es einer solchen Klärung überhaupt bedurfte (m.E. ist das völlig klar). Die BWVI ist also doch ein Gesetzesbrecher.
Und die Grünen gucken zu und haben Beißhemmung, weil ihre neben den ach so wichtigen Parkplätzen auch ihre geliebten Bäume bei einer korrekten Umsetzung aller Richtlinien, Normen und Gesetze auch weg wären. Die Grünen überhaupt: wollen Radverkehr wie in Kopenhagen, weigern sich aber anzuerkennen, dass es dort in Hauptverkehrsstraßen wegen der Förderung des Verkehrs (nicht nur des Radverkehrs) kaum Parkplätze und Bäume gibt. Wieder ein Fall von "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!", der den Grünen nicht gut zu Gesicht steht. Aber gerade in Hamburg-Nord ist die Liste grünen Unvermögens, das Richtige zu tun oder wenigstens so lautstark vom Senat zu fordern, dass sie es auch bekommen, seeeeeehr lang.
Gut, dass der ADFC das Thema angeht, auch wenn es die Grünen vielleicht ein paar Prozente bei der Hamburgwahl kostet. Aber die sind ja auch nach insgesamt rund 11 Jahren Regierungsbeteiligung seit 1997 nicht lernbereit. Schon 2001 musste der ADFC viel rot-grünen Unsinn aufdecken - weil eben (neben einigen guten Projekten) viel rot-grüner Unsinn angestellt wurde.