4. Januar 2019

Hamburg: Abendblatt kritisiert geplante Radverkehrskampagne

Hamburg: Abendblatt criticizes campaign to promote cycling
Aktualisiert um 20:51 Uhr

Radlust auf der Velo-City in München - © Stefan Warda


Das Hamburger Abendblatt kritisierte zum Jahreswechsel die vom Senat geplante Radverkehrskampagne. Laut Landespolitikressortleiter Peter Ulrich Meyer würde sich der Verdacht aufdrängen, "dass der Senat mit den Mitteln der Werbung eine politisch aufgeheizte Debatte beeinflussen will." Dazu seien Steuermittel jedoch nicht vorgesehen.

Eine solche Kommunikations- und Imagekampagne war Teil der Radverkehrsstrategie für Hamburg, die der Senat unter CDU-Führung beschlossen hatte und 2008 von Senator Axel Gedaschko vorgestellt wurde.

Es wird eine professionell konzipierte Kommunikations- und Imagekampagne angeregt, die ein positives Bild vom Radfahren vermittelt und den Stellenwert und die Akzeptanz des Radverkehrs im Verkehrssystem verbessert. Die Kampagne soll hamburgspezifische Merkmale aufweisen und auch die Nahmobilität in den Stadtteilen berücksichtigen. Die BSU wird die Anforderungen und die Vorgehensweise zur Durchführung einer solchen Kampagne konkretisieren. Eine Möglichkeit ist das Einbeziehen von Hochschulen im Rahmen von Ideenwettbewerben.
• Die Kampagne soll Lust auf das Radfahren machen.
• Auch die Autofahrerinnen und Autofahrer sollen über die Vorzüge des Radfahrens informiert und zum Umsteigen motiviert werden.
• Zur Verzahnung mit den Verkehrssicherheitsaktivitäten soll die Botschaft transportiert werden: „Fahrt mehr Rad, aber sicher.“
• Radfahrende Spitzenpolitikerinnen und -politiker sowie sonstige Prominente sollen als Vorbilder integriert werden.
• Auch die vielen ehrenamtlich Tätigen (in den Verbänden) sollen einbezogen werden. 
• Durchführung von Wettbewerben, z.B. zum „Fahrradfreundlichsten Stadtteil“.
• Integration des Themas „Diebstahl-Prävention“ durch Einbeziehen der Spezialdienststelle „Kriminalprävention“ des Landeskriminalamtes (LKA).

Das Fahrradforum, welches an der Ausarbeitung der Radverkehrsstrategie beteiligt war, stand unter dem Eindruck der Kampagne "Radlust", die Studenten der Universität Trier am Lehrstuhl von Prof. Heiner Monheim entwickelt und 2007 auf der Velo-City in München präsentiert hatten. Zudem standen die Mitglieder des Hamburger Fahrradforums vor zwölf Jahren unter den Eindrücken eines weit geringeren Radverkehrsanteils, weitaus schlechterer Radinfrastrukturverhältnisse einem schlechterem Verkehrsklima als heute.

Die Radverkehrsstrategie von 2008 war für den Zeitraum bis zum Jahr 2015 geplant. Die Kommunikatiosnkampagne war als Maßnahme hoher Priorität vorgesehen, wurde bislang jedoch nie umgesetzt. 2016 stellten Bürgerschaftsabgeordnete von SPD und Grünen dem Senat einen Antrag, die bis dahin versäumte Kampagne umzusetzen. Ähnliche Kampagnen oder Aktionen gab es in München ("Radlhauptstadt"), aber auch in Amsterdam, Utrecht oder Kopenhagen ("city of cyclists").


"Radlhauptstadt" München - © Stefan Warda

"Radlhauptstadt" München - © Stefan Warda

Dennoch: Es erscheint nun befremdlich, dass laut Abendblatt der Senat eine angeblich "aufgeheizte Debatte beeinflussen will". Bleibt die Frage, wer die Debatte negativ aufgeheizt haben soll. Und was, wenn die Kampagne unter einem CDU-Senat umgesetzt worden wäre? Hätte ein CDU-Senat die Kampagne ebenfalls zur Durchsetzung seiner Politik nutzen wollen - wie nun dem jetzigen Senat vorgeworfen?

Neben der bislang nicht umgesetzen Kommunikationskampagne sollte laut Radverkehrsstrategie von 2008 das gesamte Veloroutennetz bis zum Jahr 2015 vollständig verwirklicht worden sein. Dieses versucht der jetzige Senat nachzuholen. Es ist aber absehbar, dass bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode nicht alle Velorouten wie angekündigt nutzbar sein werden.



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1 Kommentar:

  1. Eine "aufgeheizte Debatte" kann ich auch nirgens erkennen, allenfalls wird es mal "lauwarm", wenn man so will.

    Dass Werbekampagnen tatsächlich gut investiertes Steuergeld sind, halte ich aber durchaus für fragwürdig. Da soll man lieber mal mehr Radwege bauen für das Geld - schließlich kann man jeden Euro nur einmal ausgeben.

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