Visions
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) fordert die Einführung von mehr Fahrradstreifen in der Stadt. "Das ist eine Art weiche Übergangslösung", sagt der stellvertretende Landesvorsitzende Dirk Lau. Langfristiges Ziel müsse es sein, dass ein "Mischverkehr" auf den Straßenfahrbahnen normal sei, was zudem die kostengünstigere Art sei, den Radverkehr zu fördern. Lau: "Fahrräder sind Fahrzeuge wie Pkws auch und können auf der Straße schon jetzt meist genauso benutzt werden." Viele Verkehrsteilnehmer wüssten nicht um diesen Umstand, sagt Lau. "Selbst wenn ein Radweg parallel zur Straße verläuft, können Radfahrer die Straße nutzen. Nur bei blauen Radfahrschildern gebe es eine Benutzungspflicht - die allerdings nur bei besonderen Gefahrenlagen und der Einhaltung von Mindestbreiten angeordnet werden kann. Lau: "In Hamburg müssen deshalb immer mehr blaue Schilder abmontiert werden, weil die Radwege nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprechen." (Hamburger Abendblatt am 6. Mai 2011)The German Cyclist Federation (ADFC) has a dream of future urban transport. There will be no cycle tracks and cycle lanes. Cyclists and motorists will share the roadways then peacefully in Hamburg - just like that.
Kopenhagen ohne und mit Radweg: Wo fahren die Radfahrer hier wohl lieber? - © Stefan Warda Copenhagen without and with cycle track. What do cyclists really prefer? |
© Stefan Warda |
Während in Dänemark und den Niederlanden, den Ländern mit dem höchstem Radverkehrsanteil in Europa, weiterhin neue zusätzliche Radverkehrsanlagen gebaut werden, sieht der ADFC Hamburg den Mischverkehr mit den Kfz als Ideal für den zukünftigen Radverkehr. Unverständnis gab es schon unter den Leserkommentaren im Hamburger Abendblatt.
Zwar hinkt Hamburg mit der Verbesserung und Anpassung seiner Infrastruktur für den Radverkehr weit hinter der derzeitigen Zunahme beim Radverkehr zurück, wie dies auch in vielen anderen deutschen Großstädten der Fall ist, dennoch sind für einen Teil der Radfahrer die Fahrbahnen wenig einladend und für Autofahrer kaum eine Werbung, um auf den Fahrradsattel umzusteigen. In manchen Hamburger Straßen sind die Radwege schon jetzt zu schmal für die Menge der dort fahrenden Radfahrer. Ein Teil der Radfahrer weicht allerdings auf Fahrbahnen aus, aber bei schmalen benutzungspflichtigen Radwegen fahren die Radfahrer in der Hauptverkehrszeit zweireihig: Die einen auf dem Radweg, die anderen parallel auf dem Gehweg, zum Ärger der Fußgänger (Bilder dazu unter: Wir sind Hamburg, Osterradeln in der "Umwelthauptstadt"). Ohnehin fahren immer noch die meisten Hamburger Radfahrer auf den Gehwegen - neben den Radwegen, weil die meisten Radwege unbrauchbar sind (Bilder dazu unter: Green City: Hamburg becomes European Green Capital, Radverkehrsstrategie: Grüne Welle für Deutschlands Radfahrer, Nach der Wahl: Wohin geht Hamburgs Radverkehr?, Easy parking at Chile House quarter: New bike racks for downtown Hamburg, Hamburg thaws - "cleared" cycle tracks become visible after weeks, Umwelthauptstatdt Hamburg - Today Hamburg got the award "European Green Capital" in Brussels, New gift for cyclists - Cycling on sidewalks now allowed).
Der ADFC geht für seine Vision am Mittwoch auf die Straße unter dem Motto "Ab auf die Straße!":
ADFC-Demonstration "Ab auf die Straße!", Mittwoch 15. Juni, 18 Uhr, S-Bahnhof Sternschanze
Mehr zur ADFC-Aktion . . .
Neue Wege für Hamburgs Radfahrer (Hamburger Abendblatt, 12.05.2011)
Hamburg testet neue Wege für Radfahrer (Hamburger Abendblatt, 06.05.2011)
Inzwischen sollte doch klar sein, dass gegen Fehlverhalten im Verkehr nur die richtige Infrastruktur hilft - und keine "Erziehungsmassnahmen".
AntwortenLöschenIch weiss nicht, was der ADFC mit diesen Äusserungen bezweckt. Möchte man sich mit solchen "kostengünstigen" Lösungen irgenwo anbiedern?
Da Radverkehrsförderung bis jetzt in Deutschland in den meisten Fällen einer Drohung gleichzusetzen ist, bleibt doch nur die Fahrbahn. Niemand wird sich trauen, die schmerzhaften Einschnitte beim motorisierten Individualverkehr (Wegfall von Parkplätzen, schlechtere Ampelschaltungen, Wegnahme von Fahrspuren) in Anbetracht seiner Wählerschaft auch nur im geringsten ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
AntwortenLöschen@ Anonymous: Es gibt tatsächlich in Deutschland einige wenige gute Ausnahmen, z.B. von neuen Radfahrstreifen auf vormaligen Autofahrspuren, oder guten regelkonformen Schutzstreifen. Bleibt zu hoffen, dass diese Beispiele Schule machen ;-)
AntwortenLöschenVorstadt-Strizzi:
AntwortenLöschenDie Radfahrer sind mit dieser Strategie des ADFC verraten und verkauft.
Sie können nur sehnsüchtig nach Dänemark, Niederlande, ja sogar nach New York blicken.
Wer "Radwege" als alleiniges oder gutes Mittel betrachtet, "den Radverkehr" (was immer das auch sein soll...) zu fördern, hat ja zumindest Eines offensichtlich als Unabänderlich akzeptiert: Dass der Großteil des Verkehrsraums (nämlich Fahrbahnen) IMMER dem motorisierten Verkehr vorbehalten ist - und auch bleiben soll! Wer dann auch noch (benutzungspflichtige) Sonderwege fordert, damit der KFZ-Nutzer nicht von langsamen Radfahrern genervt wird - bewirkt auch nichts anderes als eine Stärkung des status quo! Es wäre wesentlich zielführender, endlich die sachlich unbegründete und falsche "Angst" vieler "Ich-würde-ja-mit-Radwegen-mehr-Rad-fahren"-Leute zu heilen - die zynischerweise grade an den Knotenpunkten auf den "sicheren Radwegen" ständig zu Tode gefahren werden.
AntwortenLöschenDas Problem ist ja auch: Die (vor allem räumlich) begrenzte Radwegeinfrastruktur wird genau dann versagen, wenn (warum auch immer, vielleicht wegen steigender Treibstoffkosten oder weiter zunehmender finanzieller Prekarisierung des Mittelstands...) die Mehrzahl wirklich auf das Rad umsteigen würde. Die ganzen Radfahrer würden sich dann auf den tollen Radwegen stauen. Und die Fahrbahnen daneben wären (weitestgehend) leer! Das langfristige Ziel kann also auch m. E. nur lauten, dass die Radfahrer langsam aber sicher die Fahrbahnen für sich erobern!