8. November 2013

Baustellenreport

The Hamburg Art of Road Works: Old and New Highlights

Aktualisiert am 09.11.2013

Veloroute 5, Ballindamm - Baustelle
Veloroute 5, Ballindamm / Brandsende: Abgesperrter benutzungspflichtiger Radweg im Oktober 2013

Der diesjährige Propagandabericht der Witschaftsbehörde zum Stand des Radverkehrs in Hamburg orakelte wiederholt gute Bedingungen für Radfahrer an Baustellen. Doch Radfahrer sind nicht auf die Marketingstrategie der Wirtschaftsbehörde reingefallen. Baustellen bleiben ein ernsthaftes Ärgernis für Radfahrer. Leider verschleiert die Behörde diesen Missstand. 2012 bedachten Radler die Bemühungen der Hansestadt um gute Radwegeführungen an Baustellen beim Fahrradklima-Test mit der Note 5,17. 2005, vor der Umsetzung der Radverkehrsstrategie, gab es die Note 5,35. Eine grundsätzliche Verbesserung ist nicht erkennbar.

Veloroute 5, Ballindamm - Baustelle
Veloroute 5, Ballindamm / Brandsende im Jahr 2005: keine Radverkehrsführung an der Baustelle

Veloroute 5, Ballindamm - Baustelle
Veloroute 5, Ballindamm kurz vor Brandsende im Jahr 2006: gleicher Fehler wie beim ersten Bild, kein Baustellen-Fortschritt seit 2005/2006 am Ballindamm

Angesichts der fehlenden Selbstkritik im "Zwischenbericht zur Radverkehrsstrategie für Hamburg" bezüglich der Baustellenmisere stellt sich die Frage, was sich die radelnden Verfasser des Berichts im zuständigen Referat der Behörde dabei gedacht haben: Kritik ist nicht gewünscht, und Selbstkritik schon gar nicht? Hamburg ist immer noch weit davon entfernt an Baustellen regelkonforme und sichere Führungen für den Radverkehr selbstverständlich vorzuhalten.



Höhepunkte der Baustellenkunst

Veloroute 5, Ballindamm - Baustelle
Veloroute 5, Ballindamm an der Binnenalster im September 2013: Wegen der Baustelle auf dem Gehweg sollen Fußgänger auf den benachbarten Radweg ausweichen. Gleichzeitig sollen Radler, die am Ballindamm generell auf der Fahrbahn fahren dürfen, wegen der Baustelle auch zusätzlich in Konflikt mit Fußgängern auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg geraten. Die B-Pflicht endet am Ende der Baustelle an der folgenden Ampel. Dort darf der Radfaheer wieder auf die Fahrbahn - siehe Fehler 2 im Baustellenfortschrittsbericht

Veloroute 5, Ballidamm - Baustelle
Veloroute 5, Ballindamm an der Binnenalster: Zwar dürfen Radler generell auf der Fahrbahn fahren, doch wegen einer Baustelle am Gehweg am Ufer zur Binnenalster müssen auch Radler stadtauswärts Radwege benutzen. Sie dürfen stadtauswärts nicht mehr die Fahrbahn befahren, sondern haben nun die Walh zwischen rechtem Radweg vor dem HAPAG-Gebaäude und dem gemeinsamen Geh- und Radweg auf der Wasserseite -siehe Fehler 9 im Baustellenfortschrittsbericht

Ludwig-Erhard-Straße - Baustelle
Ludwig-Erhard-Straße bei der Zitronenjette: Das "Radfahrer absteigen"-Schild, das zwischenzeitlich abhanden kam, ist wieder erneuert worden. Doch hat es überhaupt keine Bewandtnis für Radfahrer. Auf einem benutzungspflichtigen Radweg gibt es keine Absteigepflicht. Andernfalls müssten Radler auf die Fahrbahn ausweichen dürfen - siehe Fehler 5 im Baustellenfortschrittsbericht

Ludwig-Erhard-Straße - Baustelle
Ludwig-Erhard-Straße bei der Zitronenjette im September 2013: Die Baustelle ohne Absteigehinweis und mehr . . .

Hoheluftchaussee - Baustelle
Hoheluftchaussee: Der benutzungspflichtige Radweg endet abrupt ohne jegliche Weiterführung an der Baustelle. Radfahrer müssen dort auf die Fahrbahn ausweichen. Diese Baustelle wird noch einige Monate andauern - siehe Fehler 3 im Baustellenfortschrittsbericht

Hoheluftchaussee - Baustelle
Hoheluftchaussee: Die fehlende Aufleitung auf die Fahrbahn führt zu Fehlverhalten der Radfaher.

Hoheluftchaussee - Baustelle
Hoheluftchaussee: Radler müssen die Baustelle auf der Fahrbahn passieren

Hoheluftchaussee - Baustelle
Hoheluftchaussee: Am Ende des Baustellenbereichs ist der beginnende benutzungspflichtige Radweg sogar noch abgesperrt. Dies führt zu Fehlverhalten der Radler, wie im bild erkennbar.

Amsinckstraße - Baustelle
Amsinckstraße: Im Baustellenbereich gibt es nur einen Radweg. Fußgänger müssen hier auf die Fahrbahn ausweichen, doch das provoziert Fehlverhalten und Fußgänger benutzen ebenfalls den Radweg. Der "freundliche" Hinweis vom Rad abzusteigen ist nicht ernst zu nehmen, da kein Verkehrszeichen das Radfahren verbietet, und kein Verkehrszeichen den Fußgängerverkehr auf dem Radweg erlaubt

Amsinckstraße - Baustelle
Amsinckstraße / Nagelsallee im Oktober 2013: Der benutzungspflichtige Radweg ist abgesperrt, es gibt keine alternative Führung - siehe Fehler 3 Baustellenfortschrittsbericht

Glockengiesserwall - Baustelle
Glockengießerwall im Oktober 2013: Fassadenkletterei auf dem benutzungspflichtigen Radweg. Der Radweg bleibt dafür alternativlos gesperrt, keine umleitung, keine Ausweichführung. Radfahrer mussten daher auf die Fahrbahn wechseln. Dass dies auch anders geht beweisen andere Städte - siehe andere Städte "können" Baustellen im Baustellenfortschrittsbericht

Eppendorfer Baum - Baustelle
Eppendorfer Baum im September 2013: Der "Radweg" endet an der Baustelle. Ab dort dürfen Radfahrer ihr Radl auf dem Gehweg schieben oder über die Absperreungen heben, um auf der Fahrbahn weiter zu radeln - siehe Fehler 3 im Baustellenfortschrittsbericht
  
Kollaustraße - Baustelle
Kollaustraße / Busbeschleunigung im Oktober 2013: Im Baustellenbereich hat es nur noch einen Radweg. Dies führt zu Fehlverhalten der Fußgänger, die eihentlich auf der Fahrbah gehen müssen - siehe auch im Baustellenfortschrittsbericht


Kollaustraße / Osterfeldstraße - Baustelle
Kollaustraße / Osterfeldstraße - Busbeschleunigung im Oktober 2013: Auch das XXL-Radwegschild kann keinen Radweg machen, wo keiner ist. Der Radweg endet vor der Baumaßnahme, Radler müssen auf die Fahrbahn ausweichen - siehe Fehler 3 im Baustellenfortschrittsbericht

Kollaustraße / Osterfeldstraße - Baustelle
Kollaustraße / Osterfeldstraße - Busbeschleunigung im Oktober 2012: Der XX-Radwegschild-"Radweg" verendet an der Baumaßnahme, Radler müssen hier mal wieder auf die Fahrbahn - siehe Fehler 3 im Baustellenfortschrittsbericht

Lokstedter Steindamm - Baustelle
Lokstedter Steindamm im Oktober 2013: An der Baustelle führt kein Gehweg entlang
  
Lokstedter Steindamm - Baustelle
Lokstedter Steindamm im Oktober 2013: Der fehlender Gehweg führt zu zahllosem Fehlverhalten der Fußgänger, die hier gemäß der StVO auf der Fahrbahn gehen müssen


Lokstedter Steindamm - Baustelle
Lokstedter Steindamm im Oktober 2013: Links sollen Fußgänger gehen, rechts die Radler fahren. Die Anordnung wird leider von kaum jemandem akzeptiert und führt zu massenhaften Regelverstößen.

Schanzenstraße / Lagerstraße - Baustelle
Schanzenstraße / Lagerstraße: Eine Dauerbaustelle macht die Schanzenstraße zwischen Neuer Pferdemarkt und Ludwigstraße Richtung Norden zur Einbahnstraße. In Gegenrichtung gibt es eine Umleitungsstrecke, ansonsten dürfen Radfahrer nur als Anlieger oder Anwohner die Fahrbahn benutzen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass entlang der Baustelle der vorhandene "Radweg" zumindest mit einspurigen Rädern benutzt werden darf und kann - siehe auch Fehler 8 im Baustellenfortschrittsbericht

Schanzenstraße / Bartelsstraße - Baustelle
Schanzenstraße / Bartelsstraße: Ab hier dürfer Radfahrer nur noch als Anwohner auf die Fahrbahn, obwohl ohne Baustelle bei wesentlich mehr Autoverkehr Radfahrer grundsätzlich mangels Radweg-Zwang auf die Fahrbahn dürfen

Schanzenstraße 3-1 - Baustelle
Schanzenstraße 3-1: Der schmale "Radweg" neben der Baustelle Richtung Neuer Pferdemarkt / Schulterstraße ist immerhin mit einspurigen Rädern befahrbar. Hinweise dazu fehlen aber an den Straßensperrungen

Schanzenstraße / Schulterblatt - Baustelle
Schanzenstraße / Schulterblatt: Hier geht es ungehindert geradeaus zum Neuer PFerdemarkt. Doch dazu fehlte jegliche Information an den Straßensperrungen zuvor



Baustellenfortschrittsbericht bewirkte Veränderung

Wenige Tage nach Veröffentlichung des Baustellenfortschrittsberichts reagierte die Straßenverkehrsbehörde beim PK16 und änderte erneut die Radverkehrsführung an der Dauerbaustelle auf dem Heiligengeistfeld bei der Kreuzung Budapester Straße / Glacischaussee / Simon-von-Utrecht-Straße. Nach mehrmonatiger Unterbrechung wurde erneut das Radfahren auf der Fahrbahn entlang der Budapester Straße (mit VZ254) verboten. Ergänzend wurde erneut (nach mehrmonatiger Unterbrechung) der Zweirichtungsverkehr auf dem in Fahrtrichtung Norden linken Radweg zwischen Millerntorplatz und Simon-von-Utrecht-Straße angeordnet. Somit dürfen derzeit Radfahrer Richtung St. Pauli / Altona nicht mehr direkt links in die Simon-von-Utrecht-Straße abbiegen, was sie zuvor mehrere Monate lang mussten (siehe Fehler 7 im Baustellenfortschrittsbericht).


Budapester Straße / Heiligengeistfeld - Baustelle
Budapester Straße / Glacischaussee im September 2013: Erneut Radfahrverbot auf der Budapester Straße

Budapester Straße / Heiligengeistfeld - Baustelle
Budapester Straße / Glacischaussee im Juli 2013: Kein Radfahrverbot auf der budapester Straße, außerdem kein linker Zweirichtungsradweg

Budapester Straße / Heiligengeistfeld - Baustelle
Budapester Straße / Glacischaussee im September 2013: Erneut Radfahrverbot auf der Budapester Straße

Budapester Straße / Heiligengeistfeld - Baustelle
Budapester Straße / Glacischaussee im September 2013: Kein Radfahrverbot auf der Budapester Straße, kein Zweirichtungsradweg auf der linken Straßenseite

Budapester Straße / Millerntorplatz im September 2013: Wieder eingerichteter Zweirichtungsverkehr nach mehreren monaten Unterbrechung

Budapester Straße / Millerntorplatz im Mai 2012: Kein Zweirichtungsradweg - Radfahrer mussten während der Bauphase auf der Fahrbahn fahren

Budapester Straße / Simon-von-Utrecht-Straße im September 2013: Wieder eingerichteter Zweirichtungsverkehr nach mehrmonatiger Unterbrechung



Mehr . . . / More . . . :
  • Alles über die Baustelle auf dem Heiligengeistfeld an der Kreuzung Budapester Straße / Glacischaussee / Simon-von-Utrecht-Straße.

4 Kommentare:

  1. Danke für diese Übersicht! Bin auf die Argumente der Behörde gespannt, wenn ich meine nächste Klage gegen eine Radwegebenutzungspflicht einreiche...

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  2. An der Stelle Ballindamm möchte ich einmal positives über die Hamburger Polizei berichten. Dort stand auf dem Benutzungspflichtigen Radweg ein sehr breites Schild mitten drauf, um eine Baustelle anzukündigen. E-Mail an den Amtsleiter des zuständigen PK14 - am nächsten Tag hat er mich persönlich angerufen und die sofortige Beseitigung veranlasst und sich dafür bedankt.

    Ein wenig Hoffnung sollte man also nie aufgeben.

    Michael S.

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  3. @Anonym: Dass der Amtsleiter sich bedankt hat, ist nur konsequent. Verantwortlich für die Aufstellung solcher Schilder ist nämlich die zuständige Straßenverkehrsbehörde, was in Hamburg das jeweilige PK ist.

    Komisch, dass ich bisher mindestens 50 Schilder, die auf Radwege gestellt wurden, regestriert habe, jedoch KEIN EINZIGES, dass behindernd auf der FAHRBAHN gestanden hat.

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    1. Viele der Schilder, die auf Radwegen stehen, werden von VVL aufgestellt. Die Firma hat offenbar einen Persilschein für das Zustellen der Hamburger Radwege mit Umleitungstafeln, Veranstaltungshinweisen und Ankündigungen von Baumaßnahmen. Eigentlich müsste auch VVL im Besitz der Broschüre der AGFS aus NRW zu Baustellen an Rad- und Gehwegen sein, welche im Rahmen der Radverkehrsstrategie an entsprechende Dienststellen geleitet wurden.
      Dass bei so vielen Verstößen dieser einzigen Firma bis heute keine Änderung festzustellen ist, beweist, dass die Straßenverkehrsbehörden so gut wie keine Kontrollen durchführen und auch keine Punkte im Flensburger Konto an die verantwortlichen Bauleiter verteilen. Der Führerschein musste schon längst eingezogen sein.

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