4. Juni 2013

Osterstraße soll für sieben Millionen Euro Radfahrstreifen erhalten

Osterstraße Should Have Cycle Lanes for 7 Mio. Euro


Osterstraße: "Radweg" und legalisiertes Parken in der Einkaufsstraße


Mehrere Jahrzehnte hat es gebraucht, bis die Politiker in Eimsbüttel sich zu einer Veränderung der Radverkehrsführung in der Osterstraße durchringen konnten. Bislang hat es dort "Radwege", die allerdings zu weiten Teilen unbenutzbar sind. Zwar ist die Radwegbenutzungspflicht seit einigen Jahren aufgehoben, doch fahren die Radfahrer weiterhin wie gewohnt neben den "Radwegen" auf den Gehwegen statt auf der Fahrbahn - so wie in vielen anderen Hamburger Straßen auch. Das Gehwegradeln ist in Hamburg stillschweigend akzeptiert, solange ein "Radweg" neben dem Gehweg vorhanden ist - von den Bürgern, von der Politik wie auch von der Polizei. Ist kein "Radweg" neben dem Gehweg vohanden kommt kurioserweise die Fahrradstaffel beim Gehwegradeln zum Einsatz.


Osterstraße


1997 gab es einen ersten Versuch die "Radwege" in der Osterstraße zu verbessern. Damals scheiterte es am Widersrand der Geschäftsleute, die selbst die illegalen "Parkmöglichkeiten" nicht beseitigt haben wollten. Einige Jahre später versuchten die Grünen Radfahrstreifen auf den vorhandenen Fahrbahnen aus dem Eimsbütteler Radverkehrsetat zu finanzieren. Geld hätte es von der Landesregierung unter den CDU-regierten Senaten nicht gegeben. Aber auch dies vergeblich. 2007 versuchten die Grünen es mit Shared Space für die Osterstraße, auch vergeblich. Nun soll offensichtlich der ganz große Wurf kommen. Laut Abendblatt sollen sieben Millionen Euro aus dem Radverkehrsetat - lediglich für Radfahrstreifen - für die Osterstraße ausgegeben werden.


Osterstraße - "Radweg"
Osterstraße


1999, zu Beginn des Veloroutenbaus in Hamburg, wurden für drei Millionen DM 4,7 Kilometer Veloroute 3 zwischen Bornstraße und Behrmannplatz hergerichtet, inklusive der Velobrücke über den Isebekkanal für allein 700.000 DM und einer weiteren Summe für den Kreisverkehr am Eppendorfer Weg mit der Goebenstraße. Damals wurde dieses Projekt wegen der Kosten für die Velobrücke und den Kreisverkehr heftigst kritisiert. Und nun dürfen sieben Millionen Euro für 1,5 Straßenkilometer Radverkehrsinfratruktur ausgegeben werden. Alle Parteien scheinen zufrieden, außer die CDU.

Der CDU-Stadtplanungsexperte Michael Westenberger sagt: "Die bisherigen Planungen sehen vor, dass sich der Autoverkehr dem Radverkehr unterordnet. Der Wegfall von Parkplätzen für Anwohner und Ladezonen für die ansässigen mittelständischen Betriebe ist inakzeptabel."

Osterstraße - "Radweg"
Osterstraße


Eigentlich wird mit dem Geld des Radverkehrstitels große Stadtreparatur durchgeführt. Falls jedoch, wie von SPD angekündigt, Bürger- und Anliegerbeteiligung berücksichtigt werden, könnten die gut gemeinten Pläne erheblich verwässert werden. In Eimsbüttel hat es schließlich auch eine Veloroute 2 im Weidenstieg und der Tornquiststraße, die auf Wunsch der "Anlieger" bis heute mit Kopfsteinpflaster ausgestattet ist - für Veorouten eigentlich ein "no go". Würde in der Osterstraße im Rahmen der Bürgerbeteiligung um jeden einzelnen Parkplatz gefeilscht, käme eventuell ein billiger und schlechter, für die Radfahrer unter Umständen sogar gefährlicher Kompromiss heraus. Zu schmale Radfahrstreifen ohne ausreichenden Sicherheitsabstand neben zu vielen Parkplätzen, bezahlt aus dem gebündelten Radverkehersetat für ganze drei Jahre. Andere Radverkehrsprojekte in weiteren Straßen müssen solange zurückstehen.


Kopenhagen - Radweg
Kopenhagen


Welches wäre das richtige Konzept für die Osterstraße und den zukünftigen Radverkehr in Hamburg, der noch deutlich zunehmen wird gegenüber heute? Trotz aufgehobener Radwegbenutzungspflicht fahren fast alle Radfahrer weiterhin neben den "Radwegen" auf den Gehwegen statt auf der Fahrbahn. Einige wenige  Radfahrer scheinen in Hamburg jegliche Hoffnung auf eine echte Verbesserung aufgegeben zu haben. Für sie sind die neueren Radfahr- und Schutzstreifen keine sichere Alternative. Sie möchten lieber weiterhin auf der Fahrbahn fahren und alle "Radwege" abgeschafft sehen. Aber können überhaupt aus allen Radfahrern glückliche Fahrbahnradler gemacht werden? Und ist das Fahrbahnradeln die richtige Einladung an die heutigen Autofahrer ihr Auto abszustellen und zukünftig aufs Rad umzusteigen? Kopenhagen baut ausschließlich Radwege, auf denen Radfahrer nebeneinander fahren oder sich überholen können. Werden die neuen Radfahrstreifen diesen einfachen Kriterien genügen? Laut einer Abendblattumfrage wollen die Hamburger eine deutliche Verbesserung des Radverkehrssystems. Dabei soll der Radverkehr Vorrang vor dem Autoverkehr bekommen. Wie wird es nun für die Osterstraße ausgehen?


Kopenhagen - Radwege
Kopenhagen - Geschäftsstraße ohne Parkplätze



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5 Kommentare:

  1. Einkaufsradler4. Juni 2013 um 08:58

    Zunächst einmal entbehrt die Aussage von CDU-Stadtplanungs-"Experte" Westenberger einer Erklärung, was er mit "unterordnen" meint. Erstens wird in Hamburg kein denkender Mensch ernsthaft behaupten, dass sich irgendwo der Autoverkehr dem Radverkehr "unterordnen" muss, sondern dass überall genau umgekehrt ist. Zweitens wird es aber Zeit, dass der Autoverkehr massiv zurückgedrängt wird, und zwar damit Radfahrer und Fußgänger endlich Luft zum Atmen bekommen! Meines Wissens stehen in der Osterstraße für Pkw rund 80 Prozent der Stellflächen zur Verfügung, obwohl weniger als ein Viertel der Einkaufskunden mit dem Auto kommen. Wer muss sich hier wem unterordnen?

    Wenn Herr Westenberger möchte, gehe ich mit ihm gern mal eine Runde durch Eppendorf und Eimsbüttel und wir protokollieren gemeinsam die Orte, an denen der Autoverkehr sich dem Radverkehr unterzuordnen hat. Ein Blatt Papier DIN A 6 dürfte dafür reichen.

    Bei dieser Gelegenheit kann dann der "Planungsexperte" auch gleich erklären, weshalb Anwohnern der Osterstraße (besser: ALLEN Autofahrern) überall in der Stadt kostenlose (bzw. viel zu billige) Parkflächen zur Verfügung stehen sollen. Was Grund und Boden in Hamburg für einen Wert hat, wird man ihm wohl nicht sagen müssen. Ladezonen ja, private Pkw nein (Vorbild: Mönckebergstraße).

    Und noch etwas: Nach einer früheren Studie des Umwelt- und Prognose-Instituts Heidelberg nimmt, nachdem Autos aus Einkaufszonen verbannt werden, nur ganz kurz der Umsatz ein wenig ab. Danach ist er höher, als vorher. Man braucht sich nur selbst zu fragen, wo man lieber flaniert: neben lauten, stinkenden Autos oder auf ruhigen, breiten Gehwegen.

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  2. "Welches wäre das richtige Konzept für die Osterstraße und den zukünftigen Radverkehr in Hamburg, der noch deutlich zunehmen wird gegenüber heute?"
    Tempo 20, Parkplätze nur rechtwinklig zur Fahrtrichtung (kein Dooring), Einmündende Straßen als Einbahnstraßen (eine Abbiegespur weniger),....

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  3. Vorstadt-Strizzi8. Juni 2013 um 15:10

    Ziemlich die gleichen Pläne verfolgte der BID (Business Improvement District) Osterstraße.
    Mopo v. 6.4.2006: "... Deshalb soll jetzt das Projekt "Business Improvement District" (BID) eingeführt werden. Das bedeutet: Die Grundeigentümer legen zusammen und "kaufen" sich ihre eigene Straße. Sie entscheiden über die Maßnahmen in ihrem Viertel und finanzieren sie."

    In dem damaligen Plan war vorgesehen, den Fußgängerbereich zwecks Geschäftausdehnungsmöglichkeiten zu verbreitern, die Radfahrer auf die Fahrbahn zu schicken und die Autospuren zu verengen.

    Aufgrund der kleinteiligen Geschäftsstruktur kam nicht genügend Geld zusammen.
    Jetzt "greift Rot-Grün in die Trickkiste" (HA) und setzt mit Hilfe des Radverkehrsetats, für die Geschäftsleute ganz umsonst, den BID 1:1 um.

    "Würde in der Osterstraße im Rahmen der Bürgerbeteiligung um jeden einzelnen Parkplatz gefeilscht, käme eventuell ein billiger und schlechter, für die Radfahrer unter Umständen sogar gefährlicher Kompromiss heraus. Zu schmale Radfahrstreifen ohne ausreichenden Sicherheitsabstand neben zu vielen Parkplätzen, bezahlt aus dem gebündelten Radverkehersetat für ganze drei Jahre."

    Es wird jetzt schon um jeden Parkplatz gefeilscht. Für genügend breite Radstreifen incl Sicherheitsabstand zum stehenden wie zum fahrenden Kfz-Verkehr ist ohnehin nicht genügend Platz.
    Eine Gruppe Verlierer steht somit jetzt schon fest: Die Schüler insb der Schulen Bundes- und Bogenstr. Für viele von ihnen wird der Schulweg mit dem Rad noch einmal gefährlicher.

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  4. Kein Geld, kein Umbau...
    Interessanter Artikel aus dem Elbe Wochenblatt:

    http://www.elbe-wochenblatt.de/eimsbuettel/lokales/wo-bleiben-die-millionen-fuer-die-osterstrasse-d18383.html

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