Hamburger haben es schon von früh auf gelernt: Hamburgs Straßen sind zu eng - vor allem immer dann, wenn es um bessere Bedingungen für Radfahrer gehen soll. Doch wie eng sind Straßen in anderen Städten? Kopenhagen stellt sich der Herausforderung die wichtigste Geschäftsstraße und Schlagader im südlichen Stadtteil Amager umzubauen. Auf 2,5 Kilometern Länge reiht sich ein Geschäft an das andere. Im nördlichen Drittel wurden 2010 tagsüber 19.400 Autos und 16.900 Fahrräder gezählt, insgesamt also 36.300 Fahrzeuge zwischen 7 und 19 Uhr.
Die Wohn-, Geschäfts- und Durchgangsstraße soll aufgewertet werden, um die ansässige Wirtschaft zu stärken. Dazu soll der Straßenraum für den Aufenthalt attraktiver gestaltet werden, mit Bäumen und breiteren Gehwegen für den Aufenthalt und Außengastronomie. Auch die Radwege sollen verbreitert werden, der Busverkehr beschleunigt, der Autoverkehr dagegen um 30% reduziert werden.
Die Stadt hat kürzlich einen ersten Masterplanentwurf vorgestellt. Derzeit ist die Straße im mittleren Bereich nur 15,5 Meter breit mit Radwegen zwischen 1,7 und 2,5 Metern Breite. Im nördlichen und südlichen Teil sind die Radwege 2 - 3 Meter breit bei einer Straßenbreite von bis zu 27,5 Metern. Zukünftig sollen die Radwege im engen mittleren Bereich mindestens 2,2 Meter breit werden, in den übrigen Teilen jedoch drei Meter breit (Einrichtungsradwege je Straßenseite selbstverständlich). Den Bushaltestellen und den Stadtplätzen entlang des Straßenzuges soll beim Umbau besondere Aufmerksamkeit zukommen. Ein neues Beleuchtungskonzept soll die unterschiedlichen Straßensituation ins rechte Licht setzen. Das Gesamtprojekt soll 16 Millionen Euro kosten (120 Mio DKK).
Unter Hamburger Bedingungen - bei einem Radverkehrsanteil von etwa 13% - hätte es 4700 Radler, aber 31.600 Autos in der Geschäftsstraße. Dazu bräuchte es allerdings vier Fahrspuren statt der vorhanden zwei in der Amagerbrogade. Doch je mehr Autoverkehr, desto schlechter die Bedingungen für die Flaneure und damit für die Geschäftsinhaber. Die Amagerbrogade hat bei einer Breite von 18 Meten je 2,2 Meter breite Radwege, 2,5 Meter breite Gehwege, zwei Autofahrspuren und eine Busspur von je drei Metern Breite. Vorgestellt wurden mit dem Konzept zahlreiche Varianten, von Shared Space über eine Fahrradstraße bis hin zu einer Einbahnstraße mit Parkplätzen. Das endgültige Konzept für die Neue Amagerbrogade soll 2014 umgesetzt werden. Ein Blick nach Kopenhagen lohnt sich ggf. auch für Hamburger wegen der Diskussion um die Art der Straßenraumnutzung in der Osterstraße oder auch für Essener wegen der Rüttenscheider Straße.
Mehr . . . / More . . . :
- City reveals Amagerbrogade´s facelift (Copenhagen Post. 10.06.2013)
Hochinterresant dürfte das Konzept dann auch für den Mühlenkamp in HH sein. Dort wehren sich die ansässigen Kaufläute wehement gegen eine Änderung der Parkplatzsituation (es würden sonst weniger Kunden kommen). Also wird dort gedultet in zweiter Reihe geparkt, 2 Buslinien hindurch geführt und dazwischen jede Menge Fußgänger und Radfahrer
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