16. Oktober 2022

Nach schwerem Unfall in Düsseldorf: Auch in Hamburg zahlreiche Brücken mit zu niedrigem Geländer

 

 Aktualisiert um 20.01 Uhr

Oberbaumbrücke: Vor einigen Jahren noch wurden Radfahrende explixit vor der ungenügenden Brüstungshöhe gewarnt - © Stefan Warda

 

An der Düsseldorfer Theodor-Heuss-Brücke ereignete sich letzte Woche ein schwerer Verkehrsunfall. Letzte Woche Freitag stürzte ein Radfahrer sieben Meter in die Tiefe. Das Geländer der Brücke hat nicht die erforderliche Höhe von 1,3 Metern, die für Radfahrende notwendig ist.  

 

 

Bekannt sind einigen auch noch die Stürze von der Holtenauer Hochbrücke in Kiel im Jahr 2010 und und vier Jahre zuvor, die allerdings tödlich endeten (siehe HA).

Auch in Hamburg genügen zahlreiche Brückengeländer nicht der vorgeschriebenen Geländerhöhe von 1,3 Metern. So dürfen Radfahrende auf der Oberbaumbrücke nur auf der Fahrbahn fahren. Das Radfahren auf den Gehwegen ist wegen "ungenügender Brüstungshöhe" nicht erlaubt. Die Brückengeländer haben eine Höhe von nur knapp einem Meter.

 

Oberbaumbrücke: Brückengeländer zu niedrig - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Brückengeländer zu niedrig - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Brückengeländer erreicht nicht einmal einen Meter Höhe - © Stefan Warda

 

Der Radweg vom Deichtorplatz Richtung Hafencity wird vor der Brücke auf die Fahrbahn geleitet. Im Anschluss setzt sich der Pop-up-Radfahrstreifen Richtung Kehrwieder fort. So wird vermieden, dass Radfahrende den Gehweg befahren und dort wegen der zu niedrigen Geländerhöhe von der Brücke ins Wasser des Oberhafens stürzen könnten. Vor Jahren noch warnten Schilder vor der ungenügenden Brüstungshöhe. Zudem waren Verkehrszeichen für Gehweg aufgestellt.

 

Oberbaumbrücke: Richtung Hafencity wird der Radweg vor der Brücke auf die Fahrbahn geleitet - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Richtung Hafencity beginnt im Anschluss an den Schutzstreifen auf der Brücke ein Pop-up-Radfahrstreifen - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Richtung Hafencity endete vormals der Radweg an der Brückenkante, auf der Brücke gab es keine Radverkehrsanlage (damals noch mit dem Warnhinweis!) - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Richtung Hafencity endete vormals der Radweg an der Brückenkante, Radfahrende mussten die Fahrbahn benutzen (der Warnhinweis fehlt schon) - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Richtung Hafencity endete vormals der Radweg an der Brückenkante, 2016 wurde noch auf den "Gehweg" hingewiesen - © Stefan Warda

 

In Gegenrichtung aus Hafencity kommend in Richtung Deichtorplatz gibt es keine Radverkehrsanlage auf der Brücke - weder auf der Fahrbahn noch auf der sog. Nebenfläche. Der bauliche Radweg endet unmittelbar vor der Brücke. Im Anschluss gibt es lediglich einen Gehweg. Hinter der Brücke beginnt wieder ein Radweg. Eine Aufleitung vom Radweg auf die Fahrbahn kurz vor der Brücke wurde bedauerlicherweise nicht einmal im Rahmen der Umbauten für die angepriesenen Pop-up-Radfahrstreifen zwischen Niederbaumbrücke und Oberbaumbrücke eingerichtet. Es fehlt dort definitiv eine Radverkehrsführung. 

 

Oberbaumbrücke, Radweglücke: Aus Richtung Hafencity endet der Radweg an der Brückenkante - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke, Radweglücke: Aus Richtung Hafencity endet der Radweg an der Brückenkante - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke: Aus Richtung Hafencity müssen Radfahrende spätestens an dieser Absenkung den Radweg verlassen - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke, Radweglücke: In Richtung Deichtorplatz müssen Radfahrende die Fahrbahn nutzen - © Stefan Warda

 

Nahezu alle Radfahrenden und Nutzende von E-Scootern nutzen dort regelwidrig den Gehweg, das mit dem zu niedrigen Geländer keinen ausreichenden Schutz für Radfahrende bietet. Besonders brisant ist die Lage auf der Brückenseite wegen der zahlreichenden Gehenden sowie der äußerst zahlreichen Geisterradelnden. Dies könnte jederzeit zu einer Unfallsituation führen. Das Radfahren auf dem Gehweg scheint mittlerweile trotz unzureichender Geländerhöhe zumindest geduldet zu werden. Alle Verkehrszeichen für Gehweg und die Warnschilder ("unzureichende Brüstungshöhe" und "Radfahrer absteigen") sind mittlerweile sogar verschwunden. Die Straßenverkehrsbehörde wird sich nach einem Unfall aus der Verantwortung heruaswinden, denn es handelt sich weiterhin um einen Gehweg, den Radfahrende und E-Scooter-Nutzende regelwidirg befahren. In diesem Herbst sollen übrigens die Pop-up-Radfahrstreifen verstetigt werden (siehe HA): Wird die Radweglücke dann beseitigt werden?


Oberbaumbrücke, Radweglücke: In Richtung Deichtorplatz nutzen viele Gehende den Gehweg - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke, Radweglücke: In Richtung Deichtorplatz nutzen nahezu alle Radfahrenden regelwidrig den Gehweg - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke, Radweglücke: In Richtung Deichtorplatz nutzen nahezu alle Radfahrenden regelwidrig den Gehweg - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke, Radweglücke: In Richtung Deichtorplatz nutzen nahezu alle Radfahrenden regelwidrig den Gehweg - © Stefan Warda

Oberbaumbrücke, Radweglücke: In Richtung Deichtorplatz nutzen nahezu alle Personen auf E-Scootern regelwidrig den Gehweg - © Stefan Warda


Eine weitere Problemstelle betrifft die Binnenhafenbrücke im Verlauf des Elberadwegs. Radfahrende werden Richtung Landunsgbrücken kurz vor der Brücke noch im Fahrbahnbereich geführt. Dort haben sie die Wahl weiter auf der Fahrbahn die Brücke zu befahren oder auf einen Radwegstummel zur Brücke zu radeln. Der Radwegstummel endet allerdings ebenso wie an der Oberbaumbrücke unmittelbar an der Brückenkante. Im Anschluss an die Brücke bei der Kreuzung mit Steinhöft beginnt wieder ein Radwegstummel. 

 

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Radweglücke Binnenhafenbrücke: Der Radweg endet diskret vor der Brücke und beginnt erneut hinter der Brücke - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Radweglücke Binnenhafenbrücke: Die Höhe des Brückengeländers links zur Fahrbahnseite beträgt knapp 1,1 Meter - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Radweglücke Binnenhafenbrücke: Die Höhe des Brückengeländers rechs zur Wasserseite beträgt knapp 1,2 Meter - © Stefan Warda

 

 

Die gegenüberliegende Otto-Sill-Brücke ("Elberadweg", Freizeitroute 5) hat ebenfalls keine ausreichenden Geländerhöhen. Dort werden Radfahrende trotzdem per "Radweg" über die Brücke - dicht am zu niedrigem Geländer entlang - geführt.


"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Trotz zu niedriger Brückengeländer ist ein Radweg vorhanden - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Die Höhe des Brückengeländers links zur Fahrbahnseite beträgt knapp 1,2 Meter - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Die Höhe des Brückengeländers rechts zur Wasserseite beträgt einen Meter - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Konfliktpotential auf der Brücke mit "Radweg" ausreichend vorhanden - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Konfliktpotential auf der Brücke mit "Radweg" ausreichend vorhanden - gerne auch Geisterradelnde und Geisterfahrende auf E-Scootern - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Konfliktpotential auf der Brücke mit "Radweg" ausreichend vorhanden - © Stefan Warda

"Elberadweg" und Freizeitroute 5, Otto-Sill-Brücke: Konfliktpotential auf der Brücke mit "Radweg" ausreichend vorhanden - © Stefan Warda

 

Radweglücken gibt es in Hamburg also nicht nur an Bushaltestellen, sondern auch an Brücken aufgrund unzureichender Geländerhöhen.

 

 

 

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