Die Stadt Münster, die sich selbst als "Fahrradhauptstadt" bezeichnet, bangt um die Vorrangstellung in Deutschland. Um die Attraktivität für den Radverkehr zu steigern wurde im September zunächst ein "Runder Tisch Radverkehr" eingerichtet. Neben Vertreter der Behörden nehmen daran auch Mitglieder von ADAC, ADFC, VCD, BUND, politischen Parteien, Behinderten- und Seniorenverbände usw. Teil. Stadtdirektor Hartwig Schultheiß sieht konkreten Handlungsbedarf. Ob zukünftig die zahlreichen nicht gerechtfertigten Radwegbenutzungspflichten in Münster entfallen werden?
Auch in der Fahrradhauptstadt Münster besteht Handlungsbedarf, wenn es um ein zukunftssicheres Radverkehrssystem geht.
In den nun anstehenden regelmäßig stattfindenden Sitzungen soll erläutert werden, wie künftig mehr Radverkehr generiert und komfortabler geführt werden kann. Im nächsten Frühjahr soll ein Bürgersymposium "Radverkehr 2025" stattfinden, zu dem ein renommierter Gastreferent eingeladen werden soll. Die Ergebnisse des Symposiums sollen in das Radverkehrskonzept 2025 einfließen, bevor dieses dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll.
Um den ersten Platz beim Fahrradklima-Test muss Münster jedenfalls bangen. Andere Städte wie Freibung oder Karlsruhe haben in den letzten Jahren erheblich Anstrengungen unternommen, den Radverkehr zu fördern. Münster hatte sich derweil auf dem sonnigen ersten Platz lediglich ausgeruht. Radschnellwegeplanungen sind bislang an Münster vorbeigegangen. 2015 soll in Berlin Deutschlands fahrradfreundlichste Kommune gekürt werden.
Welchen Wert Radverkehrskonzepte oder -strategien haben und die Beteiligung der politischen Parteien an deren Entwicklung, zeigt das Beispiel Hamburg. Die CDU, die 2006/2007 maßgeblich das Fahrradforum in Hamburg initierte, welches die Radverkehrsstrategie für Hamburg entwickelte, fühlt sich heute nicht mehr an die Ziele und Maßnahmen der Strategie gebunden. Die politischen Anträge und die Aussagen der Kandidaten torpedierten die ursprünglich beabsichtigten Ziele. Laut Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU Hamburg, sollen möglichst nur solche Maßnahmen umgesetzt werden, die den Autoverkehr nicht tangieren. Hesse wirft dem Senat in diesem Zusammenhang "autoverachtende Politik" vor, weil gemäß der Radverkehrsstrategie Straßen umgestaltet werden. Sind Autos in Hamburg besonders gesetzlich geschützt? Gibt es eine Hamburger Charta der Auto-Rechte?
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Der "autoverachtende Politik", die Klaus-Peter Hesse dem SDP-Seant vorwirft, zeigt auf beispielhafte Weise, welche Ideologie die CDU hinsichtlich des Verkehrs in der Stadt pflegt: Als hätte sich seit den 1960er Jahren nichts geändert, tut die Hamburger CDU so, als wäre der private Pkw ein Heiligtum, welches alternativlos ist, um sich im Stadtverkehr zu bewegen.
AntwortenLöschenGanz besonders deutlich wird diese vorgestrige Haltung dadurch, dass Herr Hesse ausgerechnet dem SPD-Senat "autoverachtende Politik" vorwirft! Analysiert man die Verkehrspolitik der allein regierenden SPD, stellt man schnell fest, dass GEGEN das Auto lediglich an vereinzelten Punkten Politik gemacht wurde, wenn man das denn so nennen will. In der Hauptsache tut die SPD nichts anderes, als die CDU ebenfalls tun würde und schon immer getan hat: Das Auto in der Stadt kompromisslos zu bevorzugen - natürlich zulasten der übrigen Verkehrsteilnehmer.