Hamburg German capital of speeders
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Kampffahren auf der Stresemannstraße - © Stefan Warda |
In Hamburg fahren mehr Menschen zu schnell als in den anderen
deutschen Millionenstädten. Zu diesem Ergebnis kommt die
Unfallforschung der Versicherer (UDV). Nach Berlin, Köln und München
haben die Experten 2017 großflächig die Geschwindigkeiten in Hamburg
gemessen. Von rund 440.000 Kraftfahrern fuhren dort auf Tempo-50-Straßen
fast 80.000 zu schnell (18 Prozent). Das ist mehr als in den drei
anderen Großstädten. Auch in der Hansestadt gab es viele Raser, die das
jeweilige Tempolimit zum Teil deutlich überschritten.
Obwohl sich viele Hamburger in einer ‘Staustadt‘ wähnten, werde auch
hier gerast – und zwar nachts deutlich öfter als in den anderen
Metropolen. In Hamburg wurden von
März bis Juni 2017 an 43 Stellen jeweils 24 Stunden in beiden
Fahrtrichtungen die gefahrenen Geschwindigkeiten gemessen, bei insgesamt
513.000 Fahrzeugen.
Auch in Hamburg gilt: Je geringer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit,
desto mehr Überschreitungen gibt es. Fuhren bei erlaubten 50 km/h 18
Prozent zu schnell, waren es bei Tempo 30 schon 54 Prozent. Damit hatten
die Hamburger auf Tempo-30-Strecken mit Abstand die schlechteste
Geschwindigkeitsmoral (Berlin: 18 Prozent, Köln: 27
Prozent, München: 44 Prozent).
In Tempo-30-Zonen sah es nicht viel besser aus. Hier fuhren 41
Prozent schneller als 35 km/h. Im Durchschnitt kam hier an einer der
neun gemessenen Straßen alle vier Minuten ein Fahrzeug mit mehr als 50
km/h vorbei, alle 42 Minuten eines mit mehr als 60 km/h. In Hamburg
wurde auch in Tempo-20-Zonen gemessen. Kaum noch verwunderlich: Jeder
zweite fuhr hier schneller als 25 km/h. Allerdings war im Vergleich zu
Tempo-30-Zonen das Geschwindigkeitsniveau insgesamt geringer.
Schwacher Trost für die Hamburger: In Köln waren noch mehr
Extrem-Raser unterwegs, während in München in Spielstraßen schneller
gefahren wird.
Was bei den Messungen auch herauskam: Stationäre Blitzer senken das
Geschwindigkeitsniveau deutlich – zumindest im direkten Umfeld. So
fahren bei erlaubten 30 km/h „nur“ 27 Prozent schneller als 35 km/h.
Ohne stationäre Überwachung ist der Wert doppelt so hoch (54 Prozent).
Die Hamburger haben auf Tempo-30-Strecken mit Abstand die schlechteste Geschwindigkeitsmoral.
Ein besonderes Problem stellen die Motorradfahrer im Hamburg dar.
Nicht nur, dass das schnellste gemessene Fahrzeug bei erlaubten 50 km/h
ein Motorrad mit 137 km/h war; auch war bei den höheren
Geschwindigkeitsübertretungen die Quote bei den Motorradfahrern bis zu
achtmal höher als bei den Autofahrern.
Was in den anderen Großstädten schon festgestellt wurde, gilt auch
für Hamburg: Freifahrende Kraftfahrzeuge sind tendenziell schneller
unterwegs. Da das Überholen oft nicht möglich ist, bremsen die
Vernünftigen die Schnellfahrer.
Die fiktive Bilanz der anonymen Messungen in Hamburg, die
ausschließlich für Forschungszwecke durchgeführt wurden: fast 2
Millionen Euro Bußgeld, fast 2.500 Flensburg-Punkte und 467 Monate
Fahrverbot.
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© Stefan Warda |
Schlussfolgerungen der UDV
- Auch in Hamburg wird innerorts, wenn es möglich ist, oft zu schnell gefahren.
-
Verkehrsteilnehmer, die sich an Tempolimits halten, sorgen insgesamt für eine Dämpfung des Geschwindigkeitsniveaus.
- Mobile und stationäre Geschwindigkeitskontrollen sind flächendeckend notwendig.
- …auch und vor allem nachts.
- Die Bußgelder und Fahrverbote sind in Deutschland immer noch zu
gering, als dass sie eine signifikante Auswirkung auf die
Geschwindigkeitsmoral hätten.
- Motorradfahrer haben eine noch schlechtere Geschwindigkeitsmoral als Autofahrer.
Eine erfolgreich bestandene Führerscheinprüfung und eine
Kennzeichenpflicht garantieren also keineswegs die Einhaltung der
Verkehrsregeln. Das ist das erschütternde Ergebnis der UDV-Studie.
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