25. Mai 2016

Hagen: Mit Gehwegradeln und Gefährdungsstreifen Radfahren attraktiver machen? (Teil1)

Hagen: Making cycling more popular with cycling on sidewalks and endangering lanes? (Part 1)
Aktualisiert am 26.05.2016

Hagen, Kölner Straße, Gefährdungsstreifen - © Stefan Warda


Note 4,7 beim bundesweiten Fahrradklima-Test

Hagen, die kleine Großstadt zwischen Ruhrgebiet, Sauerland und Bergischem Land, genießt nicht den Ruf einer Fahrradstadt. Die Stadt hat einen der geringsten Radverkehrsanteile unter Deutschlands Städten. Radfahrer bewerteten die Stadt beim letzten Fahrradklima-Test als radverkehrsunfreundlichste Stadt ihrer Größenklasse in Deutschland. WP-Journalist Jens Stubbe meint gar, Radfahrer in Hagen fühlten sich ihrer Bürgerrechte beraubt. Laut der Lokalpresse soll Radfahrer in der Volmestadt zukünftig jedoch "gesellschaftsfähiger" gemacht werden. Ein Anreiz dazu soll die Aktion "Stadtradeln" sein.

Wer einmal mit dem Fahrrad in der Hauptverkehrszeit über den Innenstadtring gerollt ist, der fühlt sich seiner Bürgerrechte beraubt.

Mit fünf Ideen Hagen fahrradfreundlicher machen

Mit fünf Ideen will die Stadtverwaltung Hagen nun "fahrradfreundlicher" machen. Neben der Aktion "Stadtradeln" sollen dazu noch ein E-Bikeverleih für Radtouristen am Hengsteyseeuferradwanderweg gehören, sowie ggf. die Einrichtung von Shared Space oder zumindest einer Fahrradstraße im Bereich Bahnhofstraße, eine Radstation am Hauptbahnhof und ein Dienstfahrradkonzept für Mitarbeiter der Verwaltung.

Schutzstreifen oder Gefährdungsstreifen?

Zusätzlich hat die Stadt Hagen auch bauliche Veränderungen getroffen, die den Radverkehr beflügeln sollen. Auf zwei Straßenabschnitten wurden "Schutzstreifen" eingerichtet. Erste "Schutzstreifen" auf der Eilper Straße wurden nach Kritik des örtlichen Radelclubs wieder entfernt. Die "Schutzstreifen" hätten Radler mehr gefährdet als geschützt. Seit letztem Jahr gibt es einen Schutzstreifen auf der Voerder Straße stadtauswärts Richtung Ennepetal-Voerde. Stadteinwärts wird weiterhin auf der Fahrbahn geradelt. Die Straße ist Teilstück einer vor allem am Wochenende beliebten Radroute entlang einer ehemaligen Überlandstraßenbahntrasse von Haspe über Ennepetal-Voerde nach Breckerfeld. Da die Straße stadtauswärts stetig leicht ansteigt, sind Radler stadteinwärts deutlich schneller unterwegs als stadtauswärts und kommen ohne Schutzstreifen relativ gut zurecht.


Schutzstreifen Voerder Straße

Hagen, Voerder Straße: Schutzstreifen - © Stefan Warda

Hagen, Voerder Straße: Schutzstreifen oder Gefährdungsstreifen? - © Stefan Warda

Hagen, Voerder Straße: Lieber vor der Haustür Wildparken als auf dem freien legalen Parkstreifen auf der linken Straßenseite (siehe auch nächstes Bild aus der anderen Richtung) - © Stefan Warda

Hagen, Voerder Straße: Wildparken auf Schutzstreifen und Gehweg - © Stefan Warda

Im letzten Jahr wurden auch neue "Schutzstreifen" entlang der Kölner Straße und Enneper Straße im Verlauf der ehemaligen Bundesstraße 7 (heute L 700) aufgetragen. Im Bereich der Enneper Straße werden diese "Schutzstreifen" zukünftig sicherlich noch Richtung Gevelsberg verlängert werden, wenn die derzeitigen Straßenbauarbeiten abgeschlossen sein werden. Die Fahrt auf den schon bestehenden "Schutzstreifen" kann nicht so recht überzeugen. Zwar war das Radfahren auf den Hauptstraßenzügen ohne Radverkehrsanlagen in Hangen schon immer keine Spaßangelegenheit - vor allem nicht für ungeübte Radler, aber auch mit "Schutzstreifen" werden Radler aggressiv geschnitten oder abgedrängt. In der Kölner Straße mutiert der "Schutzstreifen" stadtauswärts je nach Geschick der Stehzeugeverantwortlichen zu einem Gefährdungsstreifen. Aber auch manche Überholende tragen mit dazu bei, dass die neue Spur die Bezeichnung Gefährdungsstreifen verdient. Um möglichst zweispurig nebeneinander Radler zu überholen, werden Radfahrer zwischen überholenden Fahrzeugen und Stehzeugen in die Mangel genommen. Der vorgesehene Überholabstand von wenigstens 1,5 Metern wird sehr selten eingehalten. Radfahrer werden von nebeneinander fahrenden Überholenden meist in die Dooringzone abgedrängt. Beim Hagener Blog "Doppelwacholder" wurden die Hasper Gefährdungsstreifen ebenfalls schon treffend beschrieben.


Kölner Straße vor und nach Sanierung

Hagen, Kölner Straße vor Ummarkierung - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße nach Ummarkierung - © Stefan Warda


Neuer Gefährdungsstreifen Kölner Straße

Hagen, Kölner Straße: Beginn des Streifens vor der Bushaltestelle - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße: Gefährdungsstreifen und Wildparker - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße / Rundturnhalle: Das falsch aufgestellte Zeichen 315 suggeriert, dass auf dem schmalen Streiflein zwischen Gefährdungsstreifen und Bordkante Stehzeuge abgestellt werden dürften. Die Stadt sollte besser die ungeeignete Fläche als Sperrfläche (Zeichen 298) markieren und das Zeichen 315 dahin versetzen, wo der Seitenraum ausreichend Platz für Stehzeuge hat und Radfahrer durch Wildparker nicht gefährdet werden  - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße: Gefährdungsstreifen und Wildparker - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße: Gefährdungsstreifen und Wildparker - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße: Gefährdungsstreifen - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße: Gefährdungsstreifen - © Stefan Warda

Hagen, Kölner Straße - © Stefan Warda


Verlängerung auf der Enneper Straße

Hagen, Enneper Straße: Beginn des "Schutzstreifens" aus Richtung Westen - © Stefan Warda

Hagen, Enneper Straße Richtung Westen - © Stefan Warda

Hagen, Enneper Straße: Ausbauende und Ende des Gefährdungsstreifens in Richtung Westen - © Stefan Warda

Allein unter Wölfen - Radfahren in der Autostadt Hagen

Die Hauptstraßenzüge scheinen grundsätzlich nur für den Autoverkehr konzipiert zu sein. Zwar dürfen und müssen Radfahrer dort überwiegend im Mischverkehr auf den Fahrbahnen radeln, doch fühlt man sich als Radfahrer auf den Fahrbahnen allein unter Wölfen. Radfahrer scheinen in erster linie ein Hindernis für Autofahrer zu sein. Denn entsprechend bösartig und aggressiv werden Radfahrer behandelt - beim Überholen, beim Wiedereinscheren, beim Abbiegen. Sind Radwege vorhanden oder ist das Radfahren auf Rad- oder Gehwegen vorgeschrieben, müssen Radler grundsätzlich damit rechnen, dass abbiegende Autofahrer vorfahrtberechtigte Radfahrer nicht beachten. Zudem werden Radverkehrsanlagen gnadenlos zugeparkt. Allgemein soll mit einer Zunahme des Radverkehrs die Rücksichtnahme der Autofahrer zunehmen. Bei einem Radverkehrsanteil um die zwei Prozent steht der Rücksichtnahmelevel in Hagen noch ganz weit unten.


Hagen, Preußerstraße - © Stefan Warda

Die Helmtragequote von nahezu einhundert Prozent drückt dementsprechend das Unsicherheitsgefühl der Radfahrer auf Hagens Straßen aus. An vier Tagen mit dem Rad im Hagener Straßenverkehr waren alle anderen Radfahrer behelmt, einige trugen zusätzlich auch noch Warnwesten. In der Metropole Hamburg sind behelmte Radfahrer dagegen eindeutig in der Minderheit. Daraus lässt sich schließen, dass Radfahrer sich in Hamburg sicherer fühlen als in der wesentlich kleineren Stadt Hagen.


Hagen, Wehringhauser Straße - © Stefan Warda

Hagen, Berliner Straße - © Stefan Warda

Hagen, Wehringhauser Straße - © Stefan Warda

Hagen, Wehringhauser Straße - © Stefan Warda


Schlechte Infrastruktur - fehlende Infrastruktur

Das größte Problem für Hagens Radfahrer dürfte neben der fehlenden die schlechte Infrastruktur sein. Die Verantwortlichen der Stadt Hagen scheinen anzunehmen, dass Radler im Grunde nur Fußgänger sind, die Fahrräder schieben, oder höchstens mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein wollen. Diesen Eindruck gewinnt man als Radfahrer bei der Fahrt auf den vorhandenen Radverkehrsführungen oder den zugedachten und ausgewiesenen Radrouten des NRW-Radroutennetzes im Hagener Stadtgebiet.


Gehwegradeln jetzt als Ausweg?

An den meisten Hauptstraßen fehlen allerdings Radverkehrsanlagen. Die Grünen forderten letztes Jahr auf Hauptstraßenzügen das Gehwegradeln zu erlauben. Tatsächlich fahren auf manchen Straßen mehr Radler regelwidrig auf Gehwegen als regelkonform auf Fahrbahnen. Kann das legalisierte Gehwegradeln eine Lösung sein? Die meisten Gehwege sind nicht für den Radverkehr geeignet. Den Fußgängern wird durch Radler auf Gehwegen kein Gefallen getan, Radler gefährden sich selbst wegen schlchter Sichtbeziehungen an Querstraßen. Auf der Altenhagener Straße, die von den Grünen für das Gehwegradeln explizit vorgeschlagen wurde, gibt es zahlreiche Geschäfte und sogar einen Arkadengang, durch den der Gehweg führt. Die Breite der Gehwege lässt das Gehwegradeln prinzipiell nicht zu. Es müssten also andere Lösungen her, z.B. eine komplette Straßenumgestaltung unter besonderer Berücksichtigung der Belange von Radfahrern und Fußgängern oder wenigstens eine Temporeduzierung. Schließlich dient die Altenhagener Straße u.a. als Ausweichstrecke für die Eckeseyer Straße als Teil des NRW-Radroutennetzes.


Altenhagener Straße: Grüne fordern Freigabe der Gehwege für Radfahrer

Hagen, Altenhagener Straße - © Stefan Warda

Hagen, Altenhagener Straße - © Stefan Warda

Hagen, Altenhagener Straße - © Stefan Warda

Hagen, Altenhagener Straße - © Stefan Warda

Hagen, Altenhagener Straße - © Stefan Warda

Hagen, Altenhagener Straße - © Stefan Warda

Hagen, Altenhagener Straße: Autoverkehrsgerechter Straßenquerschnitt - © Stefan Warda

Auch die teilweise vierspurig ausgebauten Berliner Straße und Wehringhauser Straße sind kaum für das Gehwegradeln geeignet. Stellenweise sind dort sogar Verkehrszeichen 239 (Gehweg) angebracht, die eindeutig das Gehwegradeln verbieten. Zahlreiche Grundstückszufahrten zu Tankstellen oder Gewerbebetriebe würden Gehwegradler gefährden. An manchen Stellen engen Poller und Betonkübel die Gehwege ein, zudem ist sogar noch das Halten auf schmalsten Gehwegen vor Hauseingängen erlaubt. Die parallel verlaufende NRW-Radroute ist leider keine brauchbare Alternative, da sie nicht zügig zu befahren ist und Radfahrer ständig im Wechsel bergauf und bergab führt im Vergleich zur stetig verlaufenden Hauptstraße.


Gehwegradeln auf Berliner und Wehringhauser Straße?

Hagen, Berliner Straße - © Stefan Warda

Hagen, Berliner Straße - © Stefan Warda

Hagen, Berliner Straße - © Stefan Warda

Hagen, Berliner Straße: Wildparker - © Stefan Warda

Hagen, Berliner Straße - © Stefan Warda

Hagen, Berliner Straße: Halten auf dem schmalen Gehweg erlaubt, obwohl kaum Platz für Fußgänger übrig bleibt. Fürs Gehwegradeln vollkommen unverträglich - © Stefan Warda

Hagen, Wehringhauser Straße / Rehstraße - © Stefan Warda

Hagen, Wehringhauser Straße - © Stefan Warda

Vorgeschriebenes Gehwegradeln und Schritttempo für Radler

In den letzten Jahren wurden bei Neuanlagen und Umbauten von Straßen fast ausschließlich Gehwege mit Gehwegbenutzungspflicht (VZ240) angelegt. Besonders kurios ist die Führung entlang der Südumgehung im Stadtteil Haspe. Entlang der Haenelstraße, der Leimstraße und des Konrad-Adenauer-Rings wechseln sich gemeinsame und getrennte Geh- und Radwege ab, teilweise noch unterbrochen durch verkehrsberuhigte Bereiche im Bereich der Nebenfläche, auf die Radfahrer in fortsetzung geleitet werden. Radfahrer, die also dieser überwiegend benutzungspflichtigen Radverkehrsführung folgen, werden auf Verkehrsflächen mit Schritttgeschwindigkeit geleitet, während der Autoverkehr auf der parallelen Fahrbahn uneingeschränkt mit Tempo 50 rasen darf.


Südumgehung Stadtteilzentrum Haspe

Hagen, Haenelstraße / Voerder Straße - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Voerder Straße: Zweirichtungsgeh- und Radweg - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Hasper Bach: Beginn des benutzungspflichtigen Zweirichtungsradwegs - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße 1: Ende des benutzungspflichtigen Zweirichtungsradwegs - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße 1: Beginn des verkehrsberuhigten Bereichs (mit Schritttempo) - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Hestertstraße: Ende verkehrsberuhigter Bereich und Beginn eines benutzungspflichtigen Zweirichtungsradwegs - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Heilig-Geist-Straße: Während Fußgänger auf dem benutzungspflichtigen Radweg sich das Grünlicht anfordern und warten, sollen Radfahrer die wartenden Fußgänger aufwirbeln. Anschließend geht der Radweg in einen verkehrsberuhigten Bereich bei Schritttempo über. Dieser kurze Radwegabschnitt ist allerdings nicht für den Gegenverkehr freigegeben. Radfahrer in Richtung Innenstadt müssen ab hier auf die Fahrbahn wechseln und ab Konrad-Adenauer-Ring wiederum den linksseitigen gemeinsamen Geh- und Radweg befahren - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Auf dem Steinbrínk - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße: Schritttempo! - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Konrad-Adenauer-Ring - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Konrad-Adenauer-Ring: Radfahrer werden hier parallel zur Fahrbahn entlang des verkehrsberuhigten Bereichs geführt. An der Kreuzung der Leimstraße mit dem Konrad-Adenauer-Ring geht es rechts weiter entlang der Südumgehung Richtung Wehringhausen und Innenstadt, nach links weiter entlang der Leimstraße, wobei groteskerweise allerdings ein großer Bogen gefahren werden soll - © Stefan Warda

Hagen, Leimstraße / Konrad-Adenauer-Ring: Aus unersichtlichen Gründen dürfen Radfahrer hier nicht durchfahren, sondern sollen einen Umweg über die LSA-gesteuerte Kreuzung fahren - © Stefan Warda


Fortsetzung folgt. Der geplante zweite Teil der Hagen-Story soll sich folgenden Themen widmen.
  • Radverkehrsanlagenbau (Fortsetzung)
  • NRW-Radroutennetz
  • Als Fußgänger in Hagen - Fußgängerzonen
  • Perspektiven - Visionen


Mehr . . . / More . . . :
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3 Kommentare:

  1. Radverkehrsförderung als Radverkehrstourismusförderung setzt ordentliche Umleitungen voraus auf touristischen Trassen:

    http://velocityruhr.net/blog/2016/05/21/umleitung-ruhrtalradweg/

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  2. Michael Schröder26. Mai 2016 um 15:40

    Vielen Dank für diesen umfangreichen Beitrag. Die einhundert Prozent Helmtragequote halte ich allerdings für Unsinn. Ich habe heute mal gezählt und obwohl Feiertag ist und überwiegend Freizeitradler unterwegs sind, ist die Helmquote gerade mal bei 50 Prozent. Wochentags dürfte die Helmtragequote noch niedriger ausfallen, da überwiegend Freizeit- und Sportradfahrer einen Helm aufsetzen.

    Insgesamt ist mir der Bericht zu einseitig negativ. In Bezug auf die schmalen Schutzstreifen hast du allerdings recht. Diese sind auf Druck, des schlechten Abschneidens beim ADFC-Ranking entstanden. Hierbei handelt es sich um eine „Verschlimmbesserung“. Allerdings haben Dortmund und Gevelsberg schon seit ein paar Jahren diese Schutzstreifen und jetzt will auch Hagen nachziehen.

    Mir fehlt im Bericht die Nennung der schwierigen Rahmenbedingungen in Hagen. Viele werden Hagen nicht kennen und sich wundern. Hagen gehört aber zu den Städten mit einer bergigen Topografie, ähnlich wie Wuppertal, Siegen oder Iserlohn. Die Wohngebiete liegen oft oben, viele Höhenmeter über der Innenstadt im Talkessel. Daher ist es nur verständlich, dass die Hagener auf Motoren zurückgegriffen haben, sei es mit Auto, Motorrad oder Motorroller. Das Fahrrad spielt eher im Freizeitbereich eine Rolle, wird aber auch im Alltagsverkehr immer beliebter. Man sieht inzwischen auch vermehrt Pedelecs.

    Die Hauptverkehrsstrecken liegen in den engen Flusstälern von Volme und Ennepe. Hier hat die Bahn einen großen Teil der Grundflächen belegt. Für den Straßenverkehr blieben oftmals nur noch schmale Restflächen zur Verfügung. So kann man nicht einfach etwas für 2 Meter breite Radwege oder Radstreifen abzwacken. Dazu müssten reguläre Fahrstreifen dem Radverkehr zugeschlagen werden. Das ist aber bei der derzeitigen Politik in D und einer Verkehrsbelastung von über vierzigtausend Fahrzeugen am Tag eher illusorisch. Nicht nur in Hagen, sondern auch in anderen Städten. Die Kochrezepte aus flachen Städten mit breiten Boulevards, wie in Berlin oder Hamburg funktionieren hier nicht.

    Allerdings gibt es auch Positives zu berichten und in den letzten Jahren bemüht man sich fahrradfreundlicher zu werden. So wurde die Fußgängerzone ab 19.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen zum Radfahren freigegeben. Auf den Bus-Trassen innerhalb der FuZo darf Rund um die Uhr geradelt werden und so kann man die Innenstadt autofrei durchqueren. Die Fußgängerzonen in den Stadtteilen Haspe und Hohenlimburg sind ganztägig zum Radfahren freigegeben. Auch viele Einbahnstraßen wurden in Gegenrichtung geöffnet und Benutzungspflichten wurden durch „Radfahrer frei“ ersetzt.

    Neue Brücken wurden mit hohen Geländern ausgestattet, damit Radfahrer hier fahren können.
    Der Klimamanager hat ein Projekt für eine Radstation am Hauptbahnhof gestartet. Die Stadt hat eine ehemalige Bahntrasse zwischen Wehringhausen und Haspe gekauft und diese in den Radwegeplan aufgenommen. Jetzt sucht man noch Fördergelder für dieses Projekt, denn die Stadt ist leider pleite, wie so viele Ruhrgebietsstädte. Eine bessere Finanzausstattung der Kommunen, würde auch den Radverkehr weiter nach vorne bringen.

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    1. Der Bericht ist noch nicht abgeschlossen, ein zweiter Teil wird folgen - wie angekündigt. U.a. wird das Thema Fußgängerzonen behandelt werden.
      Die Einbahnstraßenfreigaben sind erst innerhalb der letzten Monate erfolgt - im Gegensatz zu anderen Städten mit gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Topographie spielt für die Einbahnstraßenfreigabe allerdings keine Rolle. Auch spielt die Topographie keine Rolle bei der Freigabe der Fußgängerzonen, die sich in Hagen ja allesamt in Tallagen befinden. Im Vergleich zu anderen Städten mit gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen erfolgte die Freigabe der Fußgängerzonen sehr, sehr spät. Bei den Einbahnstraßen war Hagen sogar noch später dran.
      Übrigens hat Hamburg ähnliche "Boulevards" wie die Eckeseyer Straße oder Wehringhauser Straße. Auf einem dieser "Boulevards", der Stresemannstraße, gilt Tempo 30 bei ähnlich hoher Verkehrsbelastung wie in Hagen.

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