In zehn Jahren soll Norderstedt zu den fahrradfreundlichsten Kommunen in Norddeutschland zählen. Zum Jahreswechsel stellt das Hamburger Abendblatt diese Vision des Norderstedter Oberbürgermeisters Grote vor. Norderstedt will nicht nur auf den Freizeitverkehr setzen, den Schwerpunkt vor allem auf den Alltagsverkehr legen. Dabei schauen die Norderstedter in Richtung Norden nach Kopenhagen. Breite Wege, auf denen Berufspendler mit Tempo unterwegs sein könnten, und frei von Hindernissen - so könnten Norderstedts Radwege 2022 aussehen. In Neubaugebieten soll ein vom Autoverkehr getrenntes Radwegenetz entstehen, Fahrradstraßen sollen den Radverkehr abseits der Hauptstraßen bündeln.
Dafür braucht es Wege, auf denen Berufsradler mit Tempo unterwegs sein können. Breit müssen sie sein, eben, die Fahrt sollte möglichst selten durch Hindernisse wie Grundstücksausfahrten oder Überwege gestört werden. Die Kopenhagener haben es vorgemacht und sogar die Papierkörbe an den schnellen Radverbindungen so angebracht, dass die Radler bequem Abfall loswerden können.
Von der Opposition hagelt es harsche Kritik. Dem Bürgermeister wird Populismus vorgeworfen angesichst der bevorstehenden Wahl im Mai 2013. Statt vor jeder Wahl turnusmäßig von Radverkehrsförderung zu schwärmen solle Norderstedt in der Zeit zwischen den Wahlen Taten folgen lassen. Eine Fahrradstation am Bahnhof Norderstedt-Mitte sei dringend nötig, die Planung dauere allerdings schon vier Jahre.
"Bisher hatte der Oberbürgermeister immer pünktlich zu jeder Wahl die Erkenntnis, dass das Fahrrad ein in der Stadt unverzichtbares Verkehrsmittel ist. Leider aber auch immer nur zu einer Wahl", sagt Maren Plaschnick, Fraktionschefin der GALiN, nachdem Grote als Ziel für die nächsten zehn Jahre ein fahrradfreundliches Norderstedt genannt hat (wir berichteten). In den Zeiten zwischen den Wahlen habe der Baudezernent alle Beschlüsse der Politik zur Förderung des Radverkehrs nach Kräften behindern, verschleppen und verdrängen dürfen.
Radverkehr in Norderstedt
Für Radverkehrsmaßnahmen stehen jährlich 300.000 Euro zur Verfügung, das sind vier Euro pro Einwohner im Jahr. Niederländische Städte geben bis zu 30 Euro pro Einwohner im Jahr für Radverkehrsmaßnahmen aus, viele deutsche Städte geben deutlich weniger aus. 1998 hatte Norderstedt einen Radverkehrsanteil von 19%, in Kopenhagen pendelten 2010 35% der Werktätigen mit dem Rad zur Arbeit. Norderstedt betreibt mit dem Partner nextbike ein kleines Fahrradleihsystem mit sieben festen Stationen.
Beim letzten Fahrrad-Klimatest des ADFC im Jahr 2005 belegte Norderstedt mit der Note 3,96 Platz 85 (2003: Note 4,52) unter den Städten bis 100.000 Einwohner, hinter Itzehoe (Platz 48, Note 3,36), Lüneburg (Platz 51, Note 3,38), Ahrensburg (Platz 58, Note 3,46), Bad Oldesloe (Platz 74, Note 3,74) und Neumünster (Platz 75, Note 3,75). Die Landeshauptstadt Kiel ereichte mit der Note 2,82 der zweiten Platz unter den Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern, Hamburg bekam lediglich die Note 4,44. Ob Norderstedt auf einem guten Weg ist wird sich 2013 zeigen. Im Februar wird das Ergebnis des in der Auswertung befindlichen aktuellen Tests vorgestellt.
Unfallschwerpunkt Ulzburger Straße / Waldstraße: Hier muss die Stadt dringend nachbessern |
Radfahrer werden gezwungen einen unfallträchtigen einseitigen Zweirichtungsradweg zu benutzen |
Mehr . . . :
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