Ulzburger Straße in Norderstedt Should Be More Cycle Friendly
Aktualisiert am 21.04.2014
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Norderstedt, Ulzburger Straße - Zwangsgeister- und Gehwegradeln. Wer als Radler zu Zielen auf der rechten Straßenseite - hier z.B. der Supermarkt - will ist erheblich benachteiligt |
Mit dem Umbau der Ulzburger Straße plant die Stadt Norderstedt deutliche Verbesserungen für den Radverkehr.
Dieses Jahr soll der Umbau der nördlichen Ulzburger Straße beginnen. Unter Radfahrern ist dieser Straßenzug nicht gerade beliebt. Denn ab Norderstedt Mitte hat die Ulzburger Straße eine nicht erlaubte Radverkehrsführung. Radfahrer sollen zwischen Rathausallee und Waldstraße auf dem westlichen Radweg im Zweirichtungsverkehr fahren - benutzungspflichtig. Ab Waldstraße Richtung Norden sollen Radfahrer im Gegenverkehr den westlichen Gehweg benutzen. Laut der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) ist eine solche Radverkehrsführung jedoch nicht zulässig.
Die Benutzung von in Fahrtrichtung links angelegten Radwegen in Gegenrichtung ist insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften mit besonderen Gefahren verbunden und soll deshalb grundsätzlich nicht angeordnet werden.
In der Ulzburger Straße sollen Radfahrer im
Zweirichtungsverkehr zahlreiche Querstraßen, Grundstückszufahrten und
Parkplatzzufahrten passieren. Genau dies soll mit dem Hinweis in der VwV-StVO vermieden werden. An der
Kreuzung mit der Waldstraße hatte es einen
Unfallschwerpunkt. Deswegen baute die Stadt Norderstedt dort letztes Jahr eine Lichtzeichenanlage ein. An anderen Querstraßen müssen Radler wegen abgesetzter schmaler Furten umständlich Slalom fahren und besonders aufmerksam auf querende Fahrzeuge und Fußgänger im Längsverkehr sein. Abgehende Querstraßen auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind von einseitigen Radverkehrsführungen oftmals gar nicht erreichbar - ein eindeutiger Planungsfehler und Spielraum für Fehlverhalten der Radler und Aggressionen der Autolenker. Mit dem teilweisen Umbau der Ulzburger Straße werden zuküftig zahlreiche Konflikte mit Fußgängern, entgegenkommenden Radlern und querenden Autos entfallen.
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Alter Kirchenweg: Beginn des
Zwangsgeisterradelns - Ende des Radwegs auf der rechten Straßenseite |
Zukünftig soll es zwischen Rathausallee / Alter Kirchenweg und Friedrichsgaber Weg / Harckesheyde auf beiden Seiten 1,5 Meter breite Radwege geben. In Bereichen mit Geschäften soll Tempo 30 gelten. In diesen Abschnitten sieht der derzeitige Stand der
Rahmenplanung Designradwege ähnlich dem Hamburger Vorbild am
Jungfernstieg bzw. dem Ballindamm vor der
Europapassage vor (
unsichtbare Designradwege). Die Ulzburger Straße hat eine Verkehrsbelastung von 22.000 -27.000 Autos. Der umzubauende Straßenteil hat eine Länge von etwa 1,9 Kilometern. Der Umbau soll 5,3 Millionen Euro kosten, in der zweiten Jahreshälfte beginnen und bis 2017 andauern.
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Rathausallee: Beginn des Zangsgeisterradelns mit Slalomherausforderung |
Geisterradeln in Norderstedt: Das Bewußtsein schärfen
Die Polizei des Kreises Segeberg stellte Mitte letzten Jahres den
Unfallbericht 2012 vor. Noch nie seien so viele Menschen im
Straßenverkehr des Kreises gestorben. Bei zwei Dritteln aller Unfälle,
bei denen Menschen zu Schaden kamen, seien Radfahrer beteiligt gewesen.
Für letztes und dieses Jahr sollten daher Radfahrer in den Mittelpunkt der
Verkehrssicherheitsarbeit gerückt werden. Radfahrer seien allerdings
nicht nur Opfer, sondern auch Täter, so Bernd Steiner, Unfallexperte der
Polizeidirektion. Beklagt wird das bekannte Geisterradeln. Egal, ob
Radfahrer nun gezwungenermaßen oder regelwidrig linke Radwege benutzen,
die Risiken in einen Unfall mit Kraftfahrzeugen verwickelt zu werden
sind wesentlich höher als auf dem rechten Radweg oder gar auf der
rechten Fahrbahnseite. In diesem Zusammenhang zitierte das
Hamburger Abendblatt den Unfallexperten:
Dort müssen wir das Bewusstsein schärfen.
Die Frage stellt sich sogleich: Bei wem muss das Bewusstsein geschärft werden? Beim
Verkehrsplaner, der das gefährliche Geisterradeln planerisch vorsieht? Beim
Polizisten, bzw. dem
Beamten in der Straßenverkehrsbehörde, der das geplante gefährliche Geisterradeln abnickt, per Verkehrszeichen anordnet bzw. weiterhin duldet? Beim
Autofahrer,
der selbst beim angeordneten gefährlichen Geisterradeln nicht mit
Radverkehr aus der vermeintlich "falschen" Richtung rechnet? Beim
Radfahrer,
dem bewusst gemacht werden soll, dass er auf exklusiv für ihn
ausgewählten besonders gefährlichen Radwegen fahren soll, die ja
eigentlich seiner eigenen Sicherheit dienen sollen?
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Rathausallee: Chaotische Radverkehrsführung zwischen Stangenparade. Der Radfahrer muss vor der Ampel Grünlicht anfordern und blockiert dann gleichzeit den Querverkehr |
Das Leitbild der autogerechten Stadt
Norderstedt
hat eine besondere Affinität zum Geisterradeln. Als Relikt aus einer
Zeit, in der dem Autoverkehr absoluter Vorrang eingeräumt wurde, sollte
der Radverkehr den ungehinderten Verkehrsfluss des motorisierten
Verkehrs nicht stören. Radfahrer wurden möglichst platzsparend an den
Rand des Straßenraumes gedrängt. Als besonders platzsparend erwiesen
sich einseitige Radwege, die in beide Richtungen benutzt werden sollen. Oder
noch effektiver für den Autoverkehrsfluss: Gehwege, die Radler
mitbenutzen müssen - im Zweirichtungsverkehr. Das Modell des einseitigen
gemeinsamen Zweirichtungsgeh- und Radwegs gibt es in Norderstdt z.B. auf
der Ulzburger Straße. Die Konstruktion der einseitigen Führung des
Radverkehrs hat allerdings neben den Gefahren an Querstraßen und
weiterem Querverkehr bei Grundstückszufahrten das Problem der Anbindung
an das Straßennetz auf der Seite, auf der keine Radverkehrsführung
vorhanden ist. Gegen diese autoverkehrsgerechten "Radwege" steht
allerdings die Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung, die
nicht ohne Grund innerstädtisch Linksradeln ausschließt.
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Rathausallee: Mast im Radweg |
Einem Radfahrer ist
kaum zu erklären, dass er einerseits wegen besonderer Gefahren linke
Radwege nicht befahren darf, anderseits aber zahlreiche Verkehrszeichen
im Stadtgebiet ihn zum Geisterradeln zwingen. Wenn jedoch großflächig
Gebrauch vom
gefährlichen "Radweg" gemacht wird, dann ist für den
normalen Radler der Damm gebrochen. Das Linksradeln gehört für ihn -
egal ob legal oder illegal - zum akzeptierten Verkehrsverhalten. Für den
Radfahrer sehen Radwege mit illegalem Geisterradeln auch gar nicht
anders aus als Radwege (oder gemeinsame Geh- und Radwege für den Zweirichtungsverkehr) mit legalem Geisterradeln. Es ist der gleiche
Belag, meistens sogar die gleiche Breite, nur die Verkehrszeichen, wenn
sie denn überhaupt ausreichend erkennbar aufgestellt wurden, weisen auf
das vorgeschriebene Geisterradeln hin. Auf manchen Norderstedter Zweirichtungsradwegen können Radler sich nicht einmal begegnen, ohne dass ein Radler regelwidrig auf den Gehweg ausweicht - oder an solchen Konfliktstellen regelkonform auf der Fahrbahn fährt. So sucht sich der Norderstedter
Radler den für ihn bequemsten Weg aus und fährt nach Belieben mal links
und mal rechts, ganz unabhängig vom Gegen- und Querverkehr - ohne
jegliche Reue. Schuld daran ist die Stadt, die den Radler auf
gefährliche und sogar illegale Wege führt. Es ist also klar, wo zunächst das
Bewusstsein geschärft werden muss.
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Waldstraße: Schaltschrank auf dem Radweg - mit diversen Einbauten auf den Radwegen soll die Aufmerksamkeit der Radler erhöht werden. "Fahrradstadt Norderstedt": Dieser Service wird Autofahrern nicht geboten |
An anderen Stellen
fehlen direkte und legale Radwegverbindungen vor allem an Kreuzungen.
Auch dies veranlasst Radler falsch zu fahren, z.b. auf linken Radwegen,
weil rechts herum an zahlreichen Norderstedter Kreuzungen keine
Radfurten vorgesehen werden, damit der Autoverkehr möglichst ungestört
bleibt und Vorrang geniesst. Dennoch richtet die Stadt dort nicht einmal
Zweirichtungsverkehre ein, obwohl an zahlreichen anderen Radwegen das
legalisierte Falschfahren eingerichtet ist. An anderen Stellen hat es
wiederum nur einseitige Radwege, die allerdings keine
Zweirichtungsradwege sind (Berliner Allee). Wer dort auf der rechten
Seite keinen Radweg hat muss auf der Fahrbahn fahren. Doch das wissen
nur die wenigstens Radler, und daher wird regelwidrig auf Gehwegen
geradelt, weil abgehende Querstraßen über vorhandene
Radverkehrsführungen nicht erreichbar sind. Dieses System ist für Laien
kaum zu durchschauen, daher sollte die Polizei nachsichtig mit
den überforderten und gegängelten Radfahrern sein.
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Waldstraße ohne Ampel |
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Waldstraße mit Ampel |
Einseitige kritische
Radverkehrsführungen gibt es u.a. entlang
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Norderstedt, Ulzburger Straße: Fahrgastunterstand verloren auf dem Geh- und Radweg |
Unklare Radverkehrsführungen oder Lücken gibt es vor allem an Kreuzungen, z.B.
- "Knoten Ochsenzoll" - Langenhorner Chaussee / Segeberger Chaussee / Schleswig-Holstein-Straße
- Schmuggelstieg / Ohechaussee / Segeberger Chaussee / Ulzburger Straße
- Ohechaussee / Ulzburger Straße
- Ulzburger Straße / Steindamm
- Friedrich-Ebert-Straße / Friedrichsgaber Weg
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Breslauer Straße |
Nicht
nur im Umgang mit den Verkehrsführungen sind einigen Mitarbeitern der
Stadt Norderstedt die Regelwerke nicht geläufig. Auch bei den
Verkehrsregeln scheint es zu hapern. So gab es bis zum Frühjahr 2013 in
der Ulzburger Straße einen benutzungspflichtigen Radweg, den Radfahrer
wahlweise benutzen durften. Leider kann diese Stelle wegen der Beschwerde eines Radfahrers nicht mehr besichtigt werden. Das Zusatzzeichen wurde mittlerweile entfernt.
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Steindamm: Fehlende Radverkehrsführung von der Ulzburger Straße in den Steindamm (gelbe Linie = Radfahrer; rote Linie = Fußgänger). Radfahrer müssen schon eine gesicherte Querungsstelle zuvor nutzen und ab dort trotz Gehwegbenutzungszwang parallel auf der Fahrbahn radeln, um anschließend radelnd in den Steindamm abbiegen zu können |
Andere Städte sind wesentlich konsequenter mit deren Radverkehrsförderung und Radverkehrsführungen.
In
Basel beispielsweise
wird hauptsächlich auf Radstreifen gesetzt. Bei den markierten
Radverkehrsführungen gibt es immer beidseitige Wege. Für ausreichende
Querungsmöglichkeiten ist gesorgt. Aber auch bei straßenunabhängig
geführten Radwegen gibt es plausible, direkte und unkomplizierte
Führungen über Querstraßen.Gemeinsame Führungen mit dem Fußgängerverkehr
gibt es dort auch nur an nicht straßenbegleitenden Wegen, somit wenig
Konflikte mit Fußgängern, zügiges Radfahren und gute Sichtbeziehugen zum
Kfz-Verkehr.
In
Kopenhagen gibt es innerstädtisch nur zwei
Radverkehrsführungsarten. Entweder müssen Radfahrer auf der Fahrbahn
fahren - wenn es keine Radwege gibt, oder aber Radfahrer haben den
rechten Radweg zu benutzen. Es gilt eine generelle
Radwegbenutzungspflicht. Radwege werden immer auf beiden
Straßenseiten angelegt. Gemeinsame Geh- und Radwege gibt es nicht
straßenbegleitend, also nur in Grünanlagen. Auf gehwegen ist Radeln verboten.
In
Hamburg
hatte es vor einigen Jahren noch zahlreiche einseitige
benutzungspflichtige Zweirichtungsradwege. Diese dienten der Förderung
des Autoverkehrs, um zum Beispiel zusätzliche Autoparkplätze
unterzubringen. Mittlerweile wurden in solchen Straßen entweder auf
beiden Seiten Radwege angelegt (z.B. Landwehr zwischen Wandsbeker
Chaussee und Hasselbrookstraße), oder aber die Benutzungspflichten
wurden aufgehoben und die einseitigen Radwege dürfen nur in eine
Richtung auf der rechten Seite befahren werden (z.B. Am Sandtorkai, Weg
beim Jäger, Burgstraße).
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Norderstedt, Ulzburger Straße 453 - Kampfparker auf dem Geh- und Radweg |
Das
Modell des einseitigen Zweirichtungsradwegs ist veraltet und gilt zu
Recht als gefährlich. Deswegen sollen Kommunen schon seit langem
innerorts
diese Radverkehrsführung nicht einsetzen. Die Verwaltungsvorschrift zur
Straßenverkehrs-Ordnung drückt dies unmissverständlich aus: "Die
Benutzung von in Fahrtrichtung links angelegten Radwegen in
Gegenrichtung ist insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften mit
besonderen Gefahren verbunden und soll deshalb grundsätzlich nicht
angeordnet werden." Ein großer Nachteil ist darüber hinaus, dass
einseitige Führungen nicht besonders leistungsfähig sind und bei
zunehmendem Radverkehr an den Kreuzungen versagen. Städten mit
steigendem Radverkehrsanteil ist daher dringend geboten plausible und
einfach
verständliche selbsterklärende Radwegführungen einzurichten. Kopenhagen
könnte da ein Vorbild sein.
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Norderstedt, Ulzburger Straße 505 - Supermarktparkplatz |
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Eschenkamp, Slalom als Fahrtraining für Radfahrer |
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Eschenkamp |
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Norderstedt, Ulzburger Straße / Bahnhofstraße, Slalom |
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