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26. April 2014

Copenhagenize Harburg?

Copenhagenize Hamburg-Harburg?

© hamburgize.com / Stefan Warda
FDP-Programm Ist das demnächst der Harburger Ring?

Election in Hamburg: Parties promise again heaven on earth. The Liberals promote "copenhagenize Hamburg-Harburg"! Do they really know what cycling in Copenhagen mean?

Es ist Wahlkampf. Die Parteien versprechen vor der Wahl mal wieder den Himmel auf Erden. So auch die FDP.  In Harburg setzt die FDP auf das Thema Radverkehr, doch war gerade diese Partei jahrzehntelang nicht als radverkehrsfreundliche Partei bekannt. Auch die Hamburger SPD hat sich jahrzehntelang vor den Wahlen mit dem Thema Radverkehr geschmückt, und nach den Wahlen weiterhin das Leitbild der autogerechten Stadt verfolgt, wenn es bei Straßenprojekten auf Entscheidungen ankam. Aber nun wird in Hamburgs Politik eine neue Seite aufgeschlagen: Die FDP in Harburg propagiert "Copenhagenize Harburg"!

Der Senat strebt einen Radverkehrsanteil von 18% bis 2015 an. Die FDP-Fraktion begrüßt dieses Ziel des Senats. Innerhalb Harburgs wird die Ragwegeinfrastruktur allerdings nicht systematisch weiterentwickelt. Beispiele aus Kopenhagen, New York, Portland zeigen, dass mit geringem finanziellem Aufwand, wie z.B. Ausweisung von Fahrradstraßen, farbliche Markierung von Radstreifen und Kreuzungsbereichen u.ä. eine moderne Radwegeinfrastruktur geschaffen werden kann. Dazu bieten sich vor allem Nebenstraßen mit geringem Verkehrsaufkommen an, die schon heute von immer mehr Radfahrern genutzt werden.

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FDP-Programm: Ist das demnächst die Eißendorfer Straße?

Beschränken wir uns mal auf das genannte Beispiel Kopenhagen, auf das sich die FDP Harburg beruft. Zum einen wird in Kopenhagen nicht mit geringem finanziellen aufand, sondern mit erheblichem finanziellem Aufwand - verglichen mit Hamburg - an der Verbesserung des Stadt- und Radverkehrs gearbeitet. Zum anderen hat es in Kopenhagen keine Fahrradstraßen. Dann gibt es in Kopenhagen sehr wenige Radfahrstreifen, sonder fast ausschließlich Radwege, die jedoch ganz andere Entwurfskriterien als die Hamburger Radwege haben. Die Kopenhagener Radfahrstreifen sind jedoch alle nicht markiert. Blaue Einfärbungen gibt es jedoch für die Furten an Kreuzungen im Verlauf von Radwegen - und auch Radfahrstreifen. Und zum Schluß ein ganz großes Mißverständnis: In Kopenhagen wird der Radverkehr nicht auf Nebenstraßen abgedrängt, sondern verläuft in der Regel an allen wichtigen Straßen und Hauptverkehrsstraßen, möglichst direkt und umwegfrei. 


Etikettenschwindel: FDP täuscht mutwillig Wähler in Hamburg-Harburg

Wenn die SPD nun meint, dem Beispiel Kopenhagens mit einem Eimerchen Farbe, dem Austausch von Tempo 30-Schildern gegen Fahrradstraßenschildchen und der Verbannung des Radverkehrs in entfernte Nebenstraßen zu folgen, der hat weder den modernen Radverkehr des 21. Jahrhunderts verstanden noch das Leitbild der Kopenhagenisierung. Es scheint, als wenn die FDP mit den bekannten jahrzehntelangen Versprechen der altgedienten Parteien falschverstandene sogenannte Hamburger "Radverkehrsförderung" betreiben will für Sonntags- und Schönwetterradler, nicht jedoch um den Hamburger oder Harburger Radverkehr an das Modell Kopenhagen heranzuführen.


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FDP-Programm: Ist das demnächst der Alte Postweg?


Wenn Kopenhagener Massstäbe für den Radverkehr im Bezirk Harburg angelegt würden, dann hätte es zunächst an allen wichtigen Straßen mit mehr als 10.000 Autos am Tag kompromisslos beiderseits 2,2 Meter breite Radwege: Eißendorfer Straße, Heimfelder Straße, Winsener Straße, Buxtehuder Straße, Stader Straße und Cuxhavener Straße, aber auch Schloßmühlendamm, Alter Postweg und Schwarzenbergstraße. 2,2 Meter ist das Standardbreitenmaß für Kopenhagens Radwege, damit Radfahrer zweispurig fahren können, um langsamere Radler überholen zu können oder aber zu zweit nebeneinader radeln zu können. Bislang keine Spur von solchen Radwegen in Harburg, auch nicht im Copenhagenize-Programm der FDP. Dagegen wurden zum Erhalt der Parkplätze in der Heimfelder Straße Fake-"Radwege" zurückgebaut, wodurch Radfahrer nun auf der Fahrbahn fahren müssen. In Kopenhagen hätte es stattdessen breite Radwege statt Parkplätzen. Und auch in der Winserer Straße genießt der Autoverkehr weiterhin Vorrang vor dem Radverkehr: es hat dort keine Radverkehrsanlagen - in Kopenhagen ein Unding an einer solchen Straße! 



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FDP-Programm: Ist das demnächst der Krummholzberg?

Empfehlung: Exkursion nach Kopenhagen für Harburgs FDP

Die Harburger FDP sollte zunächst einmal nach Kopenhagen fahren und dort mit dem Rad fahren, bevor sie in Hamburg Wähler täuscht. Für Kopenhagener Verkehrsverhältnisse bedarf es den politischen Willen auch bei schwierigen Entscheidungen dem Radverkehr statt dem Autoverkehr Vorrang zu geben. Radfahren muss so einfach, schnell und bequem sein, dass die Leute freiwillig das Rad dem Auto und dem Bus vorziehen. Dazu braucht es im gesamten Bezirk auf allen Strecken von A nach B möglichst zügige Verbindungen mit Grünen Wellen für das Rad, die das Rad schneller machen als Auto oder Bus - nicht über Umwege entlang von zweitreihigen Nebenstraßen.


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8 Kommentare:

  1. Hallo,

    danke für den ausführlichen Kommentar. Auf meinem Mist sind die Aktivitäten der FDP zum Thema Radverkehr gewachsen.
    Natürlich ist Harburg nicht Kopenhagen, die Verkehrspolitik in Kopenhagen ist aber ein verheißungsvolles Beispiel. Und darum geht es uns: das Thema in der Bevölkerung und der lokalen Politik überhaupt erst einmal ankommen zu lassen. Der von dir angesprochene Antrag ist nicht der Erste und wird auch nicht der Letzte sein.

    Ich finde es schade, ohne ein Vorgespräch zwischen uns, zufällig im Netz einen Verriss über einen angeblichen Etikettenschwindel zu lesen. Ich fände es interessanter, konstruktiv über das Thema zu reden. Dazu rufen wir übrigens alle Harburger (und interessierten Hamburger) unter dem Titel: „Super, dass Sie mit dem Rad fahren“ auf. Unter mobilitaet@fdp-fraktion-harburg.de sammeln wir alle Kommentare, Anregungen und Ideen zum Thema Radverkehr.
    Ich würde mich freuen, auch von dir konstruktive Anregungen zu bekommen.

    Zu deinem Link zu Christian Lindner: Ich habe auch schon mit ihm gesprochen. Seine Ablehnung des Radschnellweg Ruhr (den ich übrigens mit meinem Büro zur Zeit plane), bezieht sich auf eine extrem teure Variante, die inzwischen nicht mehr im Gespräch ist. Auch das bekommt man mit einer kurzen Nachfrage raus.

    Mit besten Grüßen
    Henrik Sander

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    1. Ich kann mich dem anschließenden Kommentar nur anschließen: Für die Verwendung von "Copenhagenize" erwarten die Radfahrer bei Beschlüssen eine eindeutige Haltung der FDP: Weniger Parkplätze und stattdessen echte Radwege oder echte regelkonforme Radfahrstreifen - keine faulen Kompromisse mit Fake-"Radwegen" zum Wohle von Autofahrspuren oder Autoparkplätzen. Kurzum: Kein BIKE-WASHING der FDP-Autoverkehrspolitilk

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  2. "Copenhagenize" ist für das blaue Anmalen von Nebenstraßen wirklich ein übertrieben gewählter Begriff. Für eine Kopenhagenisierung muss man auch Mut und Geld aufbringen, die Infrastruktur so anzupassen, weil u.a. Parkplätze und Fahrspuren weichen müssen.

    Wie schon oft geschrieben wurde: die Kopenhagener und Amsterdamer fahren nicht großteils Rad, weil sie die Welt retten wollen, sondern weil es praktisch ist und schnell geht. Ich will auch nicht Lob dafür hören, dass ich Fahrrad fahre, sondern ich will mir lediglich meinen täglichen Arbeitsweg nicht anstrengend erkämpfen müssen.
    Die bisherigen Ansätze hören sich ein wenig nach "bike-washing" (statt green-washing) an, tut mir leid.

    Insofern sollte man den Artikel imho als Inspiration nehmen, wie man es vielleicht besser machen kann. Natürlich wird öffentlich dagegen protestiert werden, wenn dem deutschen Autofahrer ein Parkplatz oder eine Spur genommen wird. Aber es braucht klare Bekenntnisse, sonst sorgt man für eine Verschlimmerung der Situation, so wie in London, wo durch die gut gemeinten, aber inkonsequenten Cycle Highways letztes Jahr mehr Leute als vorher gestorben sind.

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    1. Und ich möchte noch hinzufügen: Das mag sich jetzt alles sehr negativ und entmutigend anhören. Allerdings geht es um reale Lebensverbesserungen für immer mehr Menschen in den Städten. Und wenn man diese konsequent angeht, dann werden sie auch dankbar angenommen.
      Meiner Meinung nach steht "copenhagenize" für die Neuaufteilung des öffentlichen Raums und damit für mehr Lebensqualität, indem Sicherheit, schnelles Vorwärtskommen und Komfort für ALLE und nicht nur für den MIV gewährleistet ist.

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  3. Generell finde ich es schön, dass sich jemand für den Fahrradverkehr einsetzen will. Und natürlich muss man hier in Deutschland wahrscheinlich erstmal klein anfangen.

    Die FDP kommt mir allerdings kaum als geeigneter Kandidat vor. Mit einem renn"sport"begeisterten Vorsitzenden und der "Freie Fahrt für freie Bürger" Haltung (zumindest vor zwei Jahren) kann ich mir kaum vorstellen, dass plötzlich Fahrradfahren propagiert werden soll. Das passt auch nicht zu den aktuellen Wahlplakaten in Hamburg "Parkplätze statt Schlaglöcher" oder den alten in Berlin:
    http://blog.rebellen.info/wp-content/uploads/2011/08/Liebe-FDP-480x358.jpg

    Aber lassen Sie sich bitte nicht durchkritische Kommentaren von Ihrem Vorhaben abbringen Herr Sander.
    Wenn Sie mit Harburg anfangen und den Kern einer neuen Fahrradkultur legen haben Sie bestimmt bald einige potentiell neue Wähler.

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  4. Zum Thema BIKE-WASHING der FDP Harburg passen auch sehr gut deren Antworten, die sie zu den Wahlprüfsteinen des ADFC's zur anstehenden Bezirkswahl gemacht haben:
    http://www.hamburg.adfc.de/verkehr/themen/wahlpruefsteine/wahlpruefsteine-bezirksversammlungswahl-2014/wahlpruefsteine-harburg/

    ein paar Beispiele:
    Thema: Führung des Radverkehrs:
    - Um Raum für Radfahrstreifen und Schutzstreifen zu schaffen, sollen dem Bedarf des Radverkehr entsprechend Kfz-Fahrspuren und/oder Parkplätze zurückgebaut werden. -> FDP als einzige Partei dagegen
    - An mehrspurigen Kreuzungen sollen für den Radverkehr bedarfsgerechte Abbiegespuren geschaffen werden (Linksabbieger, Rechtsabbieger, geradeaus). -> FDP als einzige Partei dagegen

    Thema: Abstellanlagen
    - Um Raum für Fahrradbügel und/oder Fahrradhäuschen zu schaffen, sollen Parkplätze zurückgebaut werden. -> FDP und CDU dagegen
    - Private Akteure (Einzelhandel, Unternehmen, ÖPNV-Anbieter, Immobilienwirtschaft u. a.) sollen verstärkt verpflichtet werden, bedarfsgerechte Abstellanlagen auf dem eigenen Grundstück bereit zu stellen. -> FDP als einzige Partei dagegen

    Thema: Radverkehrsförderung Harburg
    - Der Bezirk schafft eine eigene Stelle für einen bezirklichen Radverkehrsbeauftragten, der ausschließlich für die Belange des Radverkehrs zuständig ist. -> FDP, CDU und SPD dagegen

    usw.

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    1. Interessant. Falls wer wissen will, was Herr Sander dazu meint: Seine Email-Adresse hat er ja hier angegeben für Anregungen...

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