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20. November 2016

Onlinedialog in Kopenhagen: 10.000 Bürgervorschläge sollen in Radwegeprioritätsplan 2017-2025 einfließen

Kopenhagen: 10,000 inputs from citizens for future cycle track priority plan
Aktualisiert am 21.11.2016

Kopenhagen, Søtorvet - © Stefan Warda


Für den zukünftigen Radwegeprioritätsplan 2017-2025 will die Stadt Kopenhagen Vorschläge aus rund 10.000 Bürgerzuschriften berücksichtigen.
City of Copenhagen proofs around 10,000 inputs from citizens for future cykle track priority plan 2017-2025.

Kopenhagens Bürger haben in einem Onlinedialogverfahren rund 10.000 Verbesserungsvorschläge an die für den Radverkehr zuständige Technikverwaltung gesendet. Die Vorschläge betreffen u.a. die Neuanlage von Radwegen, die Verbreiterung vorhandener Radwege, sowie Optimierung von Ampelanlagen an stauanfälligen Radwegen. Die Technikverwaltung will nun die Bürgereingaben mit Stellungnahmen des Radfahrerverbands und eigener Untersuchungen abgleichen. Die Zusammenfassung aller Ergebnisse soll in den Radwegepriorätsplan einfließen, der im kommenden Frühjahr den Politikern als Beschlußvorlage vorgestellt werden soll.



 

Neue Radwege

Unter den Vorschlägen für die Neuanlage von Radwegen wurden u.a. Kvægtorvsgade, Mimersgade, Strandboulevarden und Tietgensgade genannt.


Tietgensgade / Kvægtorvsgade

Kopenhagen, Tietgensgade / Ingerslevsgade: Ende des Radwegs aus Richtung Tietgensbro. Bürger wünschen sich eine Verlängerung bis Halmtorvet - © Stefan Warda

Kopenhagen, Tietgensgade / Kvægtorvsgade - © Stefan Warda

Kopenhagen, Tietgensgade / DGI-Byen: Neue Radwege würden den Wegfall von Stehzeugeplätzen bedeuten - © Stefan Warda


Verbreiterung vorhandener Radwege

Unter den Vorschlägen für eine Verbreiterung von Radwegen wurden u.a. folgende Straßen genannt:

Gothersgade, Nørrebrogade und Vesterbrogade haben in den letzten Jahren schon abschnittsweise breitere Radwege erhalten, sodass dort seitdem drei- bis vierspuriges Radfahren möglich ist. Für sechs hochbelastete Straßenkorridore hatte die Stadt Kopenhagen letztes Jahr ein Gutachten erstellen lassen. Gegenstand der Untersuchung waren die Korridore Torvegade / Knippelsbro (44.400 Radfahrer), H. C. Andersens Boulevard / Jarmersplads (24.700 Radfahrer), Jagtvejkorridor (21.200 Radfahrer), Korridor Tagensvej / Fredensbro (20.100 Radfahrer), Vesterbrogade (15.700 Radfahrer) und Nørregade (12.300 Radfahrer). Vor allem entlang der Torvegade kann es in der Hauptverkehrszeit zu langen Radlerpulks kommen. Zum Vergleich: Hamburgs Zählstelle an der Außenalster passieren bis zu 11.000 Radfahrer am Tag.

 

Amagerbrogade

Kopenhagen, Amagerbrogade: Bis 2018 soll die geplante Straßenumgestaltung abgeschlossen sein. Zukünftig sollen die Radwege statt 2,2 Meter bis zu drei Meter breit sein, um dreispuriges Radfahren zu ermöglichen - © Stefan Warda

 

Bremerholm 

Kopenhagen, Bremerholm: Bis vor drei Jahren war die Straße eine Einbahnstraße ohne jegliche Radverkehrsanlagen. Seit dem Umbau gibt es weniger Fahrspuren, dafür auf beiden Seiten Radfahrstreifen oder Radwege, die Radfahrern das Befahren der Straße in beide Richtungen ermöglichen - © Stefan Warda

 

Kopenhagen, Bremerholm: Trotz des 2014 neu hinzugewonnenen Raums für den Radverkehr wünschen sich Radfahrer eine Verbreiterung der Radwege - © Stefan Warda

Frederiksborggade

 
Kopenhagen, Frederiksborggade: Die notwendige Verbreiterung dieses Radwegs würde zum Nachteil der Bäume oder der Abstellmöglichkeiten auf dem Gehweg führen - © Stefan Warda

 

Kopenhagen, Frederiksborggade: Sowohl für Fußgänger, als auch für Radfahrer ist die heutige Situation unbefriedigend - © Stefan Warda

Kopenhagen, Frederiksborggade / Nørre Farimagsgade - © Stefan Warda

Gothersgade

Kopenhagen, Gothersgade / Kongens Have: Dieser Radwegabschnitt soll noch verbreitert werden - © Stefan Warda

 

Kopenhagen, Gothersgade / Botanisk Have: Dieser Radwegabschnitt ist schon verbreitert worden - © Stefan Warda

 

Kopenhagen, Gothersgade / Nansensgade: Dieser Radwegabschnitt ist schon verbreitert worden - © Stefan Warda

 

Hans Christian Andersens Boulevard

Kopenhagen, Hans Christian Andersens Boulevard - © Stefan Warda

 

 Jagtvej

Jagtvej / Assistens Kirkegård: Der Jagtvej-Straßenkorridor wurde bezüglich Radwegeverbreiterungen letztes Jahr gutachterlich untersucht - © Stefan Warda

 

Nørrebrogade

Kopenhagen, Nørrebrogade: Der Nordast vor dem Umbau - © Stefan Warda


Kopenhagen, Nørrebrogade: Der Nordast vor dem Umbau - © Stefan Warda


Kopenhagen, Nørrebrogade: Die im nördlichen Ast bis letztes Jahr verbreiterten Radwege - © Stefan Warda



Nyhavn
 

Kopenhagen, Nyhavn: Vor der Umgestaltung ohne Radweg - © Stefan Warda


Kopenhagen, Nyhavn: Seit der Umgestaltung für den Anschluß an die neue Inderhavnsbroen gibt es einen Radweg entgegen der Einbahnrichtung. Dafür wurden Stehzeugflächen geopfert. Dennoch steht dieser neue Radweg in der Kritik der Radfahrer - © Stefan Warda

Kopenhagen, Nyhavn: Vor der Ummarkierung viel Platz für Stehzeuge - © Stefan Warda


Kopenhagen Nyhavn: Nach der Ummarkierung mehr Platz für Radfahrer - © Stefan Warda


 Østerbrogade

Kopenhagen, Østerbrogade: Auch für diesen Straßenzug wird eine Radwegeverbreiterung gewünscht - © Stefan Warda

 

 Stormgade

Kopenhagen, Stormgade: Vor dem Umbau 2010 gab es vier Fahrspuren und keine Radverkehrsanlagen - © Stefan Warda


Kopenhagen, Stormgade: Nach dem Umbau 2010 gab es beidseitig Radwege und nur noch drei Fahrspuren - © Stefan Warda


Kopenhagen, Sormgade / Vester Voldgade: Vor dem Umbau 2010 - © Stefan Warda


Kopenhagen, Stormgade / Vester Voldgade: Nach dem Umbau 2010 - © Stefan Warda


Kopenhagen, Stormgade / Vester Voldgade: Vor dem Umbau 2010 - © Stefan Warda


Kopenhagen, Stormgade / Vester Voldgade: Nach dem Umbau 2010 - © Stefan Warda


Kopenhagen, Stormgade / Hans Christian Andersens Boulevard: Vor dem Umbau 2010 - © Stefan Warda


Kopenhagen, Stormgade / Hans Christian Andersens Boulevard: Nach dem Umbau 2010 - © Stefan Warda

 

 Tietgensgade

Kopenhagen, Tietgensgade: Radwegeverbreiterung gewünscht - © Stefan Warda

Torvegade

Kopenhagen, Torvegade: Derzeit je Fahrtrichtung ein Radweg, eine Busspur, eine Spur für den MIV - © Stefan Warda


Vesterbrogade

Kopenhagen, Vesterbrogade / Trommesalen: Vor dem Umbau 2014 - © Stefan Warda

Kopenhagen, Vesterbrogade / Trommesalen: Nach dem Umbau 2014 - © Stefan Warda

Kopenhagen, Vesterbrogade / Viktoriagade: Nach dem Umbau 2014 - © Stefan Warda

Kopenhagen, Vesterbrogade / Viktoriagade: Nach dem Umbau 2014 - © Stefan Warda

Kopenhagen, Vesterbrogade / Bagerstræde: Dieser Straßenabschnitt soll noch umgestaltet werden - © Stefan Warda

 

In der Nachbarkommune Frederiksberg wurden die Radwege des Gammel Kongevej als zu eng benannt. Dort sind die Radwege eindeutig schmaler als das in Kopenhagen übliche Standardmaß von 2,2 Metern und schon seit vielen Jahren der Radverkehrsbelastung nicht mehr gewachsen.

 

Frederiksberg, Gammel Kongevej

Frederiksberg, Gammel Kongevej - © Stefan Warda

Frederiksberg, Gammel Kongevej - © Stefan Warda

 

 

Radverkehrsgerechtere Ampelschaltungen

Für einen gleichmäßigeren Radverkehrsfluss mit weniger Staus wurden zahlreiche Ampelkreuzungen benannt, u.a.:
  • Søtorvet
  • Tietgensgade / H. C. Andersens Boulevard
  • Torvegade


Kopenhagen, Dronning Louises Bro / Søtorvet: An dieser Kreuzung müssen Radfahrer morgens in der Hauptverkehrszeit zum Teil zwei Rotphasen abwarten, bis sie über die kreuzung kommen - © Stefan Warda



Kopenhagens Radverkehrsförderung geht zulasten des MIV

Die endgültige Entscheidung für die Aufnahme der jeweiligen Strecken für Radwegeneubau, Radwegeausbau und Ampeloptmierungen in den Radwegeprioritätsplan wird sicherlich mit Spannung erwartet. Schon die bisherigen Straßenumgestaltungen zur Einbettung neuer oder breiterer Radwege waren sehr ambitioniert. Deutsche Kommunen, Bürgermeister und Lokalpolitiker sollten sich ein Beispiel daran nehmen. Gerne erzählen deutsche Amtsleiter und Politiker das Märchen von den überaus breiten Straßen in Kopenhagen, die den Bau besserer Radwege als in Deutschland ermöglichten. Dabei sind die Straßen Kopenhagens nicht breiter, sondern in Kopenhagen werden andere Prioritäten gesetzt: Weniger Flächen für Stehzeuge, weniger Fahrspuren, mehr und breitere echte Radwege.

Auch Kopenhagens Straßen sind relativ eng, zum Teil sogar sehr eng. Insbesondere das Beispiel um den Einbau von Radwegen in der Stormgarde im Jahr 2010 zeigt, dass auch in Kopenhagen der MIV Flächen abtreten muss, wenn der Radverkehr gefördert werden soll. Von zuvor vier Fahrspuren ohne Radverkehrsanlagen wurde damals eine Fahrspur aufgelöst, dafür je Fahrtrichtung ein Radweg angelegt. Heute wünschen sich die Bürger eine Verbreiterung dieser Radwege. Wird die Stadt Kopenhagen diesem Wunsch entsprechen? Wie würde der zukünftige Straßenquerschnitt bei noch breiteren Radwegen aussehen? Schon vor dem Umbau 2010 staute sich der Verkehr in der Stormgarde weite bis zur Schloßkirche in der Vindebrogade zurück. Durch den Umbau hat sich die Situation für den MIV nicht vereinfacht. Radfahrer können jedoch in der Hauptverkehrszeit relativ bequem am Stau vorbeifahren. Immerhin könnte die im Bau befindliche Ringlinie der Metro eine Entlastung für die Stormgade schaffen. Die zukünftige Metrolinie würde einige der Buslinien entlasten, die derzeit noch gebündelt durch die Stormgade geführt werden und durch den alltäglichen Stau betroffen sind.

Auch der Fall des Bremerholm-Umbaus zeigt, dass neue Radverkehrsinfrastruktur angenommen wird. Noch vor drei Jahren gab es in der Einbahnstraße keinerlei Radverkehrsanlagen. Seit dem Umbau hat die Straße für beide Fahrtrichtungen Radwege oder Radfahrstreifen. Der MIV musste Flächen abtreten. Auch für Bremerhom wurde nun eine Radwegeverbreiterung gewünscht.

Die Bemühungen um den Ausbau Kopenhagens zu einer der weltbesten Fahrradstädte würden von manchen deutschen Politikern oder Lobbyisten - sei es derzeit in Berlin, oder ansonsten auch in Hamburg - sicherlich mit Bevormundung, Fahrradwahn, Ideologisierung oder Schikanierung beschimpft. Wer das Radfahren jedoch ernsthaft fördern will, muss Flächen des MIV dem Radverkehr zuführen, damit die Bürger gerne Fahrrad fahren. Die Straßenräume sind endlich.




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