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28. Mai 2015

Gedanken zur Verkehrssicherheit in der Europäischen Union

Transport safety in European Union


© hamburgize.com / Stefan Warda


Jährlich sterben in Deutschland Tausende als Opfer des Straßenverkehrs. Unfälle, die durch unachtsame Lkw-Fahrer verursacht werden, werden der bösen "toter-Winkel"-Macht angelastet, gegen die die Menschheit machtlos zu sein scheint. Miniradwege im Dooringbereich, die allesamt eigentlich sofort verboten werden müssten, "müssen" in Deutschland schließlich sein, weil ansonsten der "Verkehr" behindert würde, bzw. Deutschlands Straßen enger seien als in Amsterdam, Utrecht oder Kopenhagen und daher eine bundesweite Ausnahmeregelung zu gelten habe. Mit Verkehr ist fast immer nur der Autoverkehr gemeint, den Radfahrer auf der Fahrbahn und auch sonst im Straßenraum nicht behindern sollen. Wo sollen denn all die Stehzeuge hin, die neben Fakeradwegen stehen? Schließlich will kein Politiker den Deutschen das Auto wegnehmen. Lieber ein paar Radfahrer totfahren als mehr Sicherheit beim Radverkehr. Dafür hat die Staatssekretärin im Verkehrsministerin die lächerliche Darth-Vader-Helmkamapgne ersonnen, denn mit Helm sind Radfahrer wiederum bestens auf allen noch so gefährlichen Radwegen geschützt. Keine Autotür erreicht einen Radler im Dooringbreich, sobald der Ministeriumshelm auf dem Kopf sitzt. Kein Autofahrer vergisst den Schulterblick, sobald der Helm aufgesetzt ist. Tolle Idee. Und kein Autofahrer benutzt das Mobiltelefon beim Lenken, sobald ein behelmter Radler in der Nähe ist. Schön wär´s. 


© hamburgize.com / Stefan Warda


Ab 1. Juni wird Deutschland wieder einen Schritt sicherer. Dann tritt eine Verordnung in Kraft, die den Benutzerkreis von Paternostern wie in den Grindelhochhäusern oder der Finanzbehörde erheblich einschränken wird. Nur noch besonders eingewiesene Mitarbeiter der Behörden oder Beschäftigte dürfen die beliebten Umlaufaufzüge benutzen. Wer also im Bezirksamt Eimsbüttel in eine der oberen zwölf Etagen zu einem Behördenbesuch oder zur Bezirksversammlung möchte, der braucht zukünftig viel Zeit, denn es gibt nur einen einzigen Aufzug neben dem Paternoster - oder das Treppenhaus. Angeblich soll es einige Unfälle in Deutschland mit den seit 1886 in Hamburg bekannten Paternostern gegeben haben. Deswegen braucht es strenge Sicherheitsauflagen für die letzten noch in Betrieb befindlichen Paternoster.


© hamburgize.com / Stefan Warda


Ob demnächst auch Sicherheitseinweisungen für Fahrgäste bei den Europäischen Bahnen erforderlich sind, bevor sie einen Zug besteigen? Schließlich wird derzeit beim Amtsgericht in Hamburg-St. Georg über den Unfall einer Frau verhandelt, die versuchte, nach Abfertigung eines abfahrbereiten Zuges noch beim Anrollen einzusteigen. Die Frau erlitt leichte Verletzungen, u.a. Hämatome und eine Handverletzung. Um solche Unfälle zukünftig zu vermeiden wäre es doch zunächst sinnvoll alle Fahrgäste über die Gefahren beim Einstieg zu belehren. Kein Mensch ohne Belehrung sollte in Europa in einen Zug einsteigen - mal abgesehen von den erfahrenen Mitarbeitern der Bahnen. Am einfachsten wäre es wohl mit dem Ausdruck einer Sicherheitsbelehrung, die beim Kauf einer Fahrkarte mitgeliefert wird und vor Reiseantritt gelesen und durch Unterschrift bestätigt werden müsste. Für E-Tickets müssten natürlich Sonderregelungen gelten. Wahrscheinlich würde sich das kaum ein Mensch durchlesen, da in der Aufregung beim Zustieg in einen Zug auf die allerletzte Sekunde ohnehin oftmals die notwendige Sorgfalt außer Acht gelassen wird. Und wer sich darauf verlässt sein Ticket im Zug nachzulösen? Dann helfen nur noch Bahnsteigsperren, die es bis in die 1970er Jahre in Deutschland gab. Vor Betreten des Bahnsteiges ließe sich jeder Fahrgast zuvor Einweisen über den sicheren Zustieg in einen europäischen Zug. Sicher ist sicher, auf eine Betriebssicherheitsverordnung für den europäischen Bahnverkehr.


Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F008588-0006 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA


Alles soll sicher sein, nur dem Straßenverkehr, dem darf weiterhin großzügig geopfert werden. Vision Zero ist eine schöne Vision, nur Verkehrstöte scheinen immer noch eine Schicksalsangelegenheit zu sein. Anleihen bei der Schweiz mit Via Sicura könnten in Resteuropa weiterhelfen Kampfrasern und Fahrern mit "sportlichem" Fahrstil Einhalt zu gebieten und die Zahl der Verkehrsopfer zu reduzieren. Dann wären z.B. bei Fahrerwettrennen unschuldig getötete Radfahrer oder Fußgänger seltener eine Frage des Schicksals.




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1 Kommentar:

  1. Das Auto ist ein Fetisch, ein Heiligtum! Diesem Gott werden alljährlich mehr als 3000 Menschen geopfert. So hat man Göttern schon immer gehuldigt. Hauptsache es erwischt immer nur die Anderen, nicht einen selbst. Es gibt halt "Fahrfehler", sind eben nicht alle so tolle Fahrer (wie man selbst)...

    Das Auto ist ein Spielzeug. Ein so reizvolles, dass 80 Prozent dieser Spielzeuge finanziert werden (müssen). Quelle: Wirtschaftswoche

    Das Auto vermittelt "Fahrspaß" und Freiheit - leider steht man heute nur noch im Stau. Überall - außer in der Werbung.

    Das Auto ist ein Wohnzimmer-Ersatz. Keiner, der einen nervt, Handy in der einen, "coffee to go" in der anderen Hand, laute Musik nach Lust und Laune. Wer hat das schon zu Hause?

    Das Auto ist "prestigeträchtig" - glauben zumindest noch immer viele Schwachmaten (siehe oben).

    Das Auto ist die Existenzgrundlage für viele Zeitschriften, die Auto fahren mit "Sport" verbinden. "Sportliches" Fahren auf öffentlichen Straßen? Was genau ist das eigentlich? Ganz einfach: Rasen, drängeln, den eigenen Fahrstil durchsetzen, Vorschriften ignorieren!

    Vor allem aber ist das Auto ein Wirtschaftsfaktor - wird zumindest die Autolobby nicht müde, dies zu predigen. Aber steht die Anzahl der Arbeitsplätze tatsächlich in direktem Zusammenhang mit Fahrzeuggewicht, Motorleistung und der zulässigen Höchstgeschwindigkeit? Ist etwas tatsächlich "wirtschaftlich", wenn es jährlich mit rund 88 Mrd. Euro volkswirtschaftlich subventioniert wird (Quelle: TU Dresden)?

    Es ist wie mit dem (Irr-)Glauben an den vermeintlich "freien Markt": Erst wenn die Menschen aufwachen und bereit sind, nachzudenken, wird sich etwas an diesem Wahnsinn ändern. Die Hoffnung stirbt zuletzt...

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