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3. September 2014

Langenhorner Chaussee: Bezirk baut 2015 gemeinsame Geh- und Radwege

Langenhorner Chaussee: Due to Complaints of Cyclists Cycling Is Going to Be Shifted on Sidewalks


© hamburgize.com / Stefan Warda
Autostraße Langenhorner Chaussee: Radler sind hier bislang unerwünscht


Die Bezirksversammlung in Hamburg-Nord wurde vom zuständigen Fachamt unterrichtet, dass im nächsten Jahr die Nebenflächen in der Langenhorner Chaussee zwischen Erdkampsweg und Stockflethweg umgebaut werden. Die bisherigen unterschiedlichen Beläge für Fake-"Radwege" und Gehwege sollen entfernt werden und gegen einen einheitlichen Gehwegbelag in einer Breite von "im Regelfall" drei Metern ersetzt werden.


Kniefall vor dem Automoloch

Hintergrund des Umbaus sind die nicht vorhandenen Radwege, wozu dennoch unpassend die Verkehrszeichen 237 (Radwegbenutzungspflicht) aufgestellt wurden. Die Behörden wollen weiterhin unter allen Umständen den Radverkehr von der Fahrbahn fernhalten, um den Autoverkehrsfluss in der Langenhorner Chaussee zu bevorrechtigen.

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Der ein Meter breite rote Streifen soll zusammen mit dem 1,5 Meter breiten Gehweg rechts zu einem drei Meter breitem Gehweg werden, den Radler auch befahren sollen.


Doch nicht von allein fühlten sich die Behörden zu einer Veränderung veranlasst. Es soll Beschwerden von Radfahrern geben, wodurch die Behörden in Zugzwang geraten sind. Um es deutlich zu sagen: Es wird sich um Klagen gegen die Anordnung der Radwegbenutzungspflicht für nicht vorhandene oder nicht benutzbare "Radwege" handeln. Nun versuchen die Behörden zur Verteidung der Autobevorrechtigung provisorische Lösungen einzurichten. Gehwege mit einer Regelbreite von drei Metern, die die Radfahrer demnächst benutzen sollen, werden aber kaum den Bedürfnissen der Radfahrer und Fußgänger entsprechen. In manchen Abschnitten ist der jetzige Gehweg nur 1,5 Meter breit, der Fake-"Radweg", der zum Teil zugeparkt ist, etwa 80 cm breit. Auch sind die ausgewiesenen Plätze für Stehzeuge schmaler als in den Regelwerken vorgesehen, also auch schmaler als normale Autos, sodass die Fahrzeuge auch bei einem gemeinsamen Geh- und Radweg einen Teil davon beanspruchen werden. Es wird also selten das angestrebte "Regelmaß" von drei Metern für die zukünftigen gemeinsamen Geh- und Radweg geben. Sowohl Radler als auch Fußgänger werden einen Abstand von einem Meter zu den Stehzeugen auf dem Gehweg einhalten - Radler auf alle Fälle wegen der höheren Geschwindigkeit, bei der nicht einzuschätzen ist, ob sich Personen in einem der Stehzeuge befinden. Radler werden also regulär mittig oder eher rechts auf dem Gehweg radeln, wo auch die Fußgänger sich bevorzugt aufhalten werden. Die zahlreichen Einfriedungen, überwiegend Hecken, zu den angrenzenden Wohngrundstücken bergen jede große Konflikte, wenn Radler mehr rechts auf dem Gehweg wegen eines notwendigen Sicherheitsabstandes zu den Stehzeugen fahren müssen. Bei Begegnungen zwischen Radlern und Fußgängern wird zukünftig vermehrt geklingelt werden, da Radler sich im Recht fühlen den Gehweg in voller Breite zu befahren. Fußgänger werden sich auf dem Gehweg zukünftig bedrängt fühlen - zum Wohle des Autoverkehrs und der Stehzeuge. Die Politik will es so.


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Fake-"Radweg" neben etwa ein Meter breitem Gehweg: Macht demnächst ein drei Meter breiter Gehweg mit Radlzwang

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Aus Fake-"Radweg" und Gehweg soll demnächst gemeinsamer Geh- und radweg werden. Auch zukünftig werden Autos auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg parken, weil der Platz für Stehzeuge zu schmal ist. Die verantwortlichen Behörden blenden das Parkploblem total aus


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4 Kommentare:

  1. Bei dieser Planung wurde offenbar der Sicherheitstrennstreifen zwischen Parkplätzen und "Radweg" vergessen - wieder einmal! Dessen Breite müßte 0,90 Meter betragen (nach PLAST 6). Dann bliebe eine Breite von zwei Metern für den gemeinsamen Geh- und Radweg. Wer hat denn den Planern die Diplome verkauft? Nicht mal rechnen können die!

    So erzieht man sich Kampfradler, die dann auf 5,5 km je Richtung genug Rentner zum Jagen finden werden. Auch eine Lösung für die demographischen Probleme im Land - aber eben eine ungute.

    Der Umbau dürfte übrigens auch gegen die DIN 18920 verstoßen, weil dabei massiv in die Wurzelbereiche zahlreicher Bäume eingegriffen wird.

    Nicht zuletzt verstößt er massiv gegen § 16 Abs. 1 Satz 3 HWG: "Im Rahmen des Gemeingebrauchs hat der fließende Verkehr den Vorrang vor dem ruhenden Verkehr." Ich bin immer wieder erstaunt, daß die Behörden 10 Jahre nach dem Waterloo in der Eppendorfer Landstraße - inzwischen im Ergebnis bestätigt durch das Urteil des BVerwG vom 18.11.2010 zu einer Regensburger Benutzungspflicht - massiv darauf beharren, Radverkehr sei kein fließender Verkehr.

    Und dann ist da noch die Frage der Finanzierung dieses Gehwegs aus einem völlig überdehnten Verkehrsetat. Wo kommt die Kohle für den Schund her?

    DrFB

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  2. Hier handelt es sich doch um eine Hauptverkehrsstraße, auch für Radfahrer. Warum soll ein Radweg die Anforderungen nicht sogar übererfüllen? In diesem Fall - einmal mehr - bleiben die Anforderungen an eine Hauptstrecke für Radfahrer unter denen der radwegbegleitenden Fahrbahn. Hamburg lernt offensichtlich nur sehr wenig mühsam ...

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  3. Mit einem gemeinsamen Geh- und Radwego wollen sie die Niederlage in der Behringstraße auch wettmachen. Aber sie vergessen dabei immer wieder Sicherheitstrennstreifen zwischen Parkplätzen und "Radwegen". Trotzdem nett: die ausgebauten Radwege werden dann alle vernichtet - und bei der nächsten Klage steht die Polizei nackt da!

    Übrigens hat das Abendblatt die PM des ADFC übernommen:
    http://www.abendblatt.de/hamburg/eimsbuettel/article131949455/Radfahren-auf-der-Hoheluftchaussee-ab-sofort-erlaubt.html#

    DrFB

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  4. Nachdem nun auf der Fuhlsbüttler Straße bereits in großen Abschnitten Rad und Fahrbahn zusammen gelegt wurde muss doch deutlich sein wie flüssig der Verkehr von Autos und Fahrrädern gemeinsam nebeneinander laufen kann. Auch dort war die Situation für Fahrräder vergleichbar schlecht.
    Nachdem Umbau wird es immer besser. Dies ist das richtige Beispiel.
    Nicht Rad und Fussweg zusammenlegen um dann von den parkenden PKWs wieder 1,5 m geklaut zu bekommen.

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