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3. Juli 2014

Das etwas andere Möbelhaus

The Different Kind of Furniture Store

Aktualisiert am 17.09.2016
IKEA Altona - © Stefan Warda


Diese Woche eröffnete die schwedische Möbelhauskette IKEA ihre erste innerstädtische Filiale in Deutschland in Hamburg-Altona. Das neue Möbelhaus, das nicht wie üblich in die Breite, sondern in die Höhe geht, liegt nur wenige Gehminuten entfernt vom Bahnhof Altona entfernt an Altonas traditionsreicher Einkaufsstraße, der Großen Bergstraße. Die IKEA-Filiale ersetzt in der Fußgängerzone ein früheres Kaufhaus, das nach dem Weggang von KARSTADT viele Jahre lang leer stand. Läutet IKEA damit eine Trendwende ein, weg vom Möbelhaus an der Autobahn und zurück zum Möbelhaus in bester Citylage?


IKEA Altona - © Stefan Warda
 

Im Vorfeld hatte es im Stadtteil rund um die Große Bergstraße nicht nur Befürworter, sondern auch Gegner der Möbelhausansiedlung. Anwohner befürchten Verdrängung, Verteuerung der Mietwohnungen und ein Verkehrschaos. Eine Verdrängung hatte es in den 1970er Jahren gegeben, als nach radikalem Flächenabriss die südliche Seite der Großen Bergstraße mit Plattenbauten im Stil der Zeit neu aufgebaut wurde. Bis heute steht die wuchtige Bebauung auf der Südseite im Kontrast zum kleinteiligen eher niedrigen Altbaubestand auf der Nordseite. Mit einer Sanierung der Betonklötze und der Verkehrsberuhigung der Großen Bergstraße sollte der Niedergang der Einkaufsstraße gestoppt werden. Die Ottensener Hauptstraße zur anderen Seite des Altonaer Bahnhofs hat heute wegen des weitgehenden Erhalts der Bausubstanz und des Straßenräumes weit mehr Charme als die Große Bergstraße.


Schon mal darüber nachgedacht ohne Auto ins Möbelhaus zu fahren?

IKEA Altona - © Stefan Warda

IKEA Altona - © Stefan Warda

IKEA Altona - © Stefan Warda


Nun bleibt abzuwarten, wie das Möbelhaus als Ersatz für das frühere Vollsortimentwarenhaus das Viertel um die Große Bergstraße verändern wird. Doch was ist noch anders als nur die Lage des Kaufhauses? Nach dem Betreten des Kaufhauses im Erdgeschoss schnappt sich der Kunde einen Einkaufswagen, setzt ihn auf spezielle Transportbänder neben den Rolltreppen oder nutzt die Aufzüge, um in die beiden oberen Geschäftsetagen zu gelangen. Ist der Einkaufswagen dort zu voll geworden oder sind die Artikel aus der Warenausgabe zu sperrig hat der Käufer dort die Wahl zwischen verschiedenen Transportmöglichkeiten. Er kann den Einkaufswagen in den Fahrstuhl schieben, um dann auf das Autoparkdeck zu gelangen. Er kann aber auch die Artikel umpacken auf eines der IKEA-eigenen Lastenräder, Leihanhänger, auf Sackkarren oder Bollerwagen. Die Ausleihe eines der fünf Cargo-Bikes in der zweiten Etage ist bis zu drei Stunden kostenlos. Wer geübt ist schafft innerhalb dieser Zeit den Transport sogar bis nach Wandsbek. Cargobikes müssen in Hamburg ohnehin überwiegend auf der Fahrbahn gefahren werden, da die meisten "Radwege" mit solchen Fahrzeugen nicht benutzbar sind. Somit geht der Transport schneller voran als auf  hoppeligen und kurvigen Bonsai-"Radwegen" mit kurzen Grünphasen an beampelten Kreuzungen - trotz vorhandener Radwegbenutzungspflicht an vielen Hauptverkehrsstraßen. Wer sich die Fahrt mit dem Cargo-Bike nicht zutraut oder zu unbequem ist geht zum Fahrradkuriercounter. IKEA arbeitet in Kooperation mit einem Fahrradkurierdienst, der den Möbelhauseinkauf mit Cargo-E-Bike und ggf. Hänger für 9,90 € bis St. Pauli, Ottensen oder Othmarschen ausliefert, für 15.90 € gar bis Groß-Flottbek, Eimsbüttel, Harvestehude oder Altstadt, für 19,90 € auch bis Osdorf, St. Georg oder Winterhude. Größere Lasten können per Lastentaxi nach Hause gebracht werden. Kurier-Mitarbeiterin Bianca Romahn nimmt die Einkäufe entgegen. Gestern zeigte sie sich überrascht über den bisherigen unerwartet großen Zuspruch des Lieferservices. Ein Kunde habe seit Öffnung des Kaufhauses schon zum zweiten Mal den Einkauf mit dem Kurierfahrrad transportieren lassen.


Wirtschaftsverkehr

IKEA Altona - © Stefan Warda


Für Kleineinkäufe reicht auch die Rückfahrt mit dem eigenen Rad oder dem ÖV - oder gar zu Fuß. Zwischen Kassenbereich und Fahrstühlen steht nahe des Ausgangs sogar ein Fahrkartenautomat für diverse Regionaltarife (HVV, SH-Tarif) zur Verfügung - ein netter Service. So braucht gar nicht erst im Altonaer Bahnhof ein Ticket gelöst werden. Vor dem Eingang hat es längs der Kaufhausfront zahlreiche - allerdings noch minderwertige - Fahrradständer, die laut IKEA-Sprecherin Dorothea Giese-James demnächst durch dauerhafte Fahrradbügel ersetzt werden sollen. Nach ihrer Einschätzung seien in den ersten drei Öffnungstagen etwa 90 Prozent der Kunden ohne Auto angereist - eine erfreuliche Bilanz. Die Parkdecks mit mehr als 700 Stellplätzen seien bislang weitgehend ungenutzt geblieben. Vielleicht ändert sich die Verkehrsmittelwahl noch am Wochenende. Das befürchtete Verkehrschoas ist aber bislang ausgeblieben. Offenbar geht Möbeleinkauf auch ohne Auto.


IKEA Altona - © Stefan Warda




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2 Kommentare:

  1. Hi, ich konnte inzwischen selber die angebotenen Lastenfahrräder testen (Ottensen-Bahrenfeld (S-Bahnhof)). Transport eines 150x150 großen Kallas Regals verpackt in zwei entsprechend langen Paketen. Der freundliche Mitarbeiter gab mir nach der Einweisung (Achtung in engen oder zu schnell gefahrenen Kurven kippanfällig! Sattelhöhe angepasst, Schleifbremsen auf die beiden Räder vorne kann als Beladebremse benutzt werden, mit dabei: ein Schloss) zwei Spanngurte, um die Last sicher zu verstauen. Ich habe die Pakete auf der nach vorne offenen Ladefläche so verstaut dass das Rad nun nach vorne hin ca 40cm länger wurde.
    Die Fahrt war unter Last war soweit ok, es ist nicht ratsam sehr schnell zu fahren was mit der 3-Gangschaltung auch kaum zu schaffen ist. Ich bin entweder Radspuren durch Ottensen oder ausreichend breite Fahrradwege gefahren und ab Friedensallee/Hohenzollernring dann auf der Straße. Die Friedensallee herunter zum S-Bahnhof Bahrenfeld wurde gerollt. Der Sattel war superweich, was zusammen mit den Moosgummigriffen ein entsprechend weiches und schwammiges Fahrgefühl vermittelte.

    Nach dem Abladen war das Fahren aber echt schwierig! Flatterig bis zum geht nicht mehr, echt schwierig gerade aus zu fahren. Bin aber heile angekommen…

    Fazit:; grundsätzlich eine begrüßenswerte Idee, in der Umsetzung verbesserungswürdig. Ich bekam unmittelbar demonstriert, warum es Lastenfahrräder der 3000€+-Klasse gibt…

    R.

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