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3. Januar 2014

Bessere Radwege rund um die Außenalster?

Improved Cycle Tracks around the Alster Lake?


© hamburgize.com / Stefan Warda

BILD berichtet heute von Planungen, die eine Verbesserung der Radwegesituation rund um die Außenalster vorsehen. Laut der Grafik in der BILD sollen Fernsicht sowie Krugkoppel und Leinpfad (letztere beiden Teile der Veloroute 4) zu einer Fahrradstraße werden. Der Radweg entlang Alsterufer (Veloroute 4) soll bei Fontenay verbreitert werden, im südlichen Teil des Alsterufers soll der Gehweg verbreitert werden. Dafür soll der Radweg auf die jetzigen Autostellplätze zwischen den Baumreihen verlegt werden. An der Kennedybrücke auf Eimsbütteler Seite soll der Radweg asphaltiert und der Gehweg verbreitert werden. Der Uferradweg auf der St. Georg-Seite entlang An der Alster im Verlauf der geplanten Velorouten 5 und 6 soll ebenfalls endlich verbreitert werden. Dafür werden dort die Parkbuchten entfallen. Dieser Radweg ist nach neuesten Erhebungen der BWVI der am stärksten befahrene Radweg Hamburgs. Für Fährhausstraße, Schöne Aussicht und Eduard-Rhein-Straße soll es Fahrradstraßen geben.


Veloroute 4 - Alsterufer

Der Gehweg neben der Veloroute 4 ist nur in einer Breite von 1,5 Metern mit Platten befestigt, ein Grandstreifen von knapp einem Meter zwischen Gehwegplatten und Radweg soll als Trennstreifen zwischen Gehweg und Radweg dienen. Doch die Planer haben bei der Anlage des Bonsaigehwegleins nicht die Verkehrsmenge der Fußgänger berücksichtigt. Wie selbstverständlich haben diese auch den Radweg in Besitz genommen. Doch unter diesen Umständen den Fußgängern auch noch zuzumuten eine Veloroute, die den Radverkehr bündeln soll und quasi als Schnelltrasse für den Alltagsradverkehr dienen soll, auf ihren Weg zu legen war eine Fehlplanung unter dem Vorzeichen der autogerechten Stadt. Die Idee den Radweg zwischen die Baumreihen neben dem Gehweg zu verlegen, um dadruch mehr Platz für den Fußgängerverkehr zu gewinnen ist nicht neu. Schon 2005 ging dieser Vorschlag von mir an das Bezirksamt, als eine Veränderung der Straßenführung aus Sicherheitsaspekten am US-Konsulat geplant war. Ist die Zeit jetzt endlich reif für eine Verbesserung der chaotischen Situation?



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Links soll die Veloroute verlaufen, rechts der Geweg

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Platz für einen Radweg zwischen den Baumreihen

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Skizze von 2005 mit Empfehlung für bessere Radwegführung




Veloroute 4 - Krugkoppel

Immer noch sind Radwegabschnitte entlang der Krugkoppel benutzungspflichtig, obwohl dies laut der StVO gar nicht mehr sein darf. Laut BILD soll hier eine Fahrradstraße eingerichtet werden. Schauen wir ein wenig zurück: 2001, als die Veloroute 4 bis zur Krugkoppel eröffnet wurde, wurde der Gehweg neben dem Zweirichtungsradweg auf der Südseite der Krugkoppel von lediglich 1,5 Metern auf mehr als drei Meter verbreitetert. Fußgänger mussten danach kaum noch auf den angrenzenden ausweichen. Der Radweg wurde damals auf den Automarkt verlegt. Der Autostellplatzstreifen diente damals nahezu ausschließlich Fahrzeughaltern, die dort ihre Autos zum Verkauf anboten. Der "Radweg" war somit Teil des Autobasars: Ärgerlich für Radfahrer waren die zahlreichen Kaufinteressenten, die auf dem Radweg standen und sich die Autos anschauten. 2002 berichtete die WELT noch von Luxus-Radwegen der Grünen, die die Autostellplätze vernichteten. Die Verbreiterung der Gehwege ist der Presse nicht aufgefallen. Der Radweg hatte nach Verlegung die gleiche Breite wie vorher. War das Luxus?



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Krugkoppel Ecke Leinpfad

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2000: Der Gehweg neben dem Radweg war nur 1,5 Meter breit


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2000: Dichtes Gedränge auf Geh- und Radweg

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2000: Der Autobasar - die meisten Autos habe Verkaufsangebote hinter den Fenstern

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2000: Kaufinteressenten blockierten den b-pflichtigen Zweirichtungs-"Radweg"

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2001: Der Basar musste für die Verbreiterung des Gehweges weiches

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2013: Der Gehweg ist jetzt drei Meter breit, der Radweg verläuft unter der Eisschicht. Dort war vorher der Autobasar


Rückblende: Vor zwölf Jahren gab es in Hamburg die Pollerhotline und eine Grünpfeilhysterie. Poller liefen offensichtlich überall frei auf den Fahrbahnen herum und sollten deswegen eingefangen werden. Hamburg sollte zudem auch noch die Grünpfeilhauptstadt Deutschlands werden. Tempo 60 wurde auf einigen innerstädtischen Straßen eingeführt, Innensenator Schill drückte bei Raserkontrollen ein Auge zu. Alles was den Autoverkehrsvorrang einschränkte galt als "Verkehrsschikane". Verkehr war Autoverkehr. Velorouten wurden damals abgeschafft, einige Radwege und Grünflächen in Parkplätze umgewandelt, Parken auf Gehwegen erweitert. Die Pläne für eine Stadtbahn vom Hauptbahnhof über St. Georg, Winterhude, Stadtpark, City Nord nach Steilshoop waren gerade eingestampft worden. Es gab die autogerechteste Stadtpolitik seit langem. Der ADAC war erfreut, die Medien unterstützten überwiegend die autoeuphorischee Verkehrspolitik,  der "allgegenwärtige" Stau sollte beseitigt werden. Nahezu jeder Bürger fand es damals selbstverständlich mit dem Auto überall sofort einen freien Parkplatz zu bekommen, nahezu jeder Bürger erwartete auf seinen Wegen durch die Stadt freie Straßen ohne andere störende Kraftfahrzeuge.

Die Radverkehrsplanung ging 2001 vorerst unter. Der Etat wurde nahezu auf Null eingestampft, Die ersten Veloroutenabschnitte waren bis 2001 fertiggestellt worden, doch galten Velorouten vor mehr als zehn Jahren noch als "Luxus-Radwege". Schauen wir uns heute die Rudimente des vor etwa fünfzehn Jahren geplanten Veloroutennetzkonzeptes an, dann sehen diese Radwegteile keineswegs wie "Luxus-Radwege" aus. Im Vergleich zum vorherigen Radwegstandard sollten sie jedoch etwas breiter ausgebaut werden. Oftmals wurde daher einfach der etwas breitere Gehweg verschmälert, dafür der schmale Radweg etwas verbreitert. Geholfen hat diese Maßnahme weder den Radfahrern, noch den Fußgängern, vor allem nicht, wenn nach dem Steineaustausch der Gehweg schmaler als der Radweg war.



Geplante Velorouten 5 und 6 - An der Alster

Wegen ein paar Autostellplätzen verläft der enge Zweirichtungsradweg im Slalom. Überholen ist lebensgefährlich wegen der zahlreichen unübersichtlichlen Kurven.





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4 Kommentare:

  1. Prima, es scheint sich was zu bewegen und das sogar in die richtige Richtung. Der Radverkehr rund um die Alster ist in den letzten Jahren stark gestiegen; Radfahrer haben definitiv zu wenig Platz. Gut also, wen nun die Infrastruktur angepasst werden soll. Meine Wunschvorstellung wäre, einmal in der Woche eine der vier bis fünf Autofahrspuren auf der rechten Alsterseite mit Pylonen vom motorisierten Verkehr abzutrennen (eine bundesweit einmalige wechselnde Verkehrsführung mittels Hütchen gibt es ja bereits) und für ein paar Stunden für Radfharer und Skater zu reservieren. So könnte rund um die Außenalster ein lukrativer Rundkurs entstehen. Rathaus und Verkehrsbehörde bitte übernehmen Sie.
    http://st-pedali.blogspot.de/

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    1. Vermutlich fahren werktags die meisten Radler dort entlang, die Spitze wäre also morgens stadteinwärts und nachmittags stadtauswärts. Samstags gibt es keine solche Spitze, samstags vormittags und vor allem auch sonntags ist der Radweg nicht derartig voll. Lediglich der Fußgängerverkehr ist sonntags nachmittags besonders hoch und belastet zusätzlich den Radweg, weil der Gehweg überquillt. Sollte also z.B. freitags jeweils eine Fahrspur für Radler gesperrt werden?

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  2. @hamburgize.com: Mein Vorschlag war eher als ein spezielles Zeitfenster mit Eventcharakter gemeint. Es gab da mal die Skatenight um die Binnenalster. Wenn gelänge, z.b. samstags am rechten Alsterufer die Autospur, die neben dem Radweg verläuft, für ein paar Stunden zu sperren, wäre das grossartig. Das würde ermöglichen, fast ungehindert und mit dem nötigen Platz um die Aussenalster zu radeln. Das es zu einer regelmässigen Sperrung einer Fahrspur und Freigabe für pendelnde Radler während der Wochentage kommt, unterstütze ich natürlich auch. Doch scheint mir das derzeit noch sehr utopisch. Leider.
    Lesetipp: http://st-pedali.blogspot.de/

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    1. Rad fahren ist doch aber kein spezielles Event wie z.B. die Harley-Days, es sei denn die Cyclassics ;)

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