11. Juni 2015

Aktion: Radlshuttle für Radfahrstreifen auf Münchens Lindwurmstraße

Best practice: Bike-shuttle at Lindwurmstraße in Munich to get a wide bike lane
Aktualisiert um 17:42

© Green City e.V., Michaila Kühnemann
So geht´s: Radlshuttle auf der Lindwurmstraße [Foto: Green City e.V., Michaila Kühnemann]


Horrorradwege Lindwurmstraße

Die Lindwurmstraße ist eines der besonders extremen Nadelöhre im Münchner Radverkehrsnetz. Sehr schmale Fakeradwege aus dem letzten Jahrhundert genügen schon lange nicht mehr den Massen an Radlern, die dort weiterhin in langen Kolonnen entlangradeln sollen. Die Fakeradwege sind leider immer noch benutzungspflichtig. Es gibt Konflikte mit Fußgänger, Kampfparkern und Geschäftsauslagen. Langsame Radler können leider nicht überholt werden. Nebeneinander radeln ist unmöglich.


Nicht mehr zeitgemäß: Radeln auf den Radwegen der Lindwurmstraße

© hamburgize.com / Stefan Warda

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Radfahrstreifen Lindwurmstraße

Vor drei Jahren, als wegen Leitungsarbeiten die Nebenfläche aufgerissen war, dürften Radler auf einem Radfahrstreifen ausweichen. Green City e.V. und andere Verbände forderten den Radfahrstreifen auch nach Ende der Baumaßnhamen dauerhaft einzurichten. Mit der neuen Stadtregierung, eine Koaltion aus SPD und CSU, wird das wohl nichts. Denn CSU-Politiker forderten den Radverkehr generell möglichst stadtweit in Nebenstraßen zu verdrängen. Hauptverkehrsstraßen sollen dem MIV vorbeihalten bleiben. Mit solchen Ansinnen machen sich die Konservativen in Deutschlands Großstädten unwählbar.


Radfahrstreifen Lindwurmstraße 2012

© hamburgize.com / Stefan Warda

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Aktion Radlshuttle

Heute startete Green City mit einem Radl-Shuttle, der ähnlich einer Critical Mass funktioniert. Berufspendler, die um halb neun auf dem stauanfälligen Radweg zusammenkamen, wurde in einem Konvoi sicher und bequem auf der Fahrbahn in die Innenstadt zum Arbeitsplatz geleitet.

Die Idee reifte aus dem Bedürfnis vieler RadfahrerInnen, sicher zu Arbeit zu gelangen. Andreas Schuster, Mobilitäts-Experte bei Green City e.V. erklärt: „Auf den schmalen Radwegen und angrenzenden Gehwegen herrscht jeden Morgen aufgrund der großen Anzahl von PendlerInnen gefährliche Enge. Der zur Verfügung stehende Platz reicht bei weitem nicht aus. Wie soll das erst werden, wenn der Radverkehr nach dem erklärten Ziel der Landeshauptstadt München in den nächsten Jahren zunimmt?“ Seit Green City e.V. sein Büro in der Lindwurmstraße bezogen hat, sehen und erleben die Umweltschützer selbst täglich brenzlige Situationen. Sie wissen, dass im Rathaus die Problematik bekannt ist, aber auch dass die derzeitige Stadtregierung aus CSU und SPD bislang keine Lösung vorgelegt hat. Deshalb hat Green City sich nun selbst um eine Lösung gekümmert und möchte mit dem „Radlshuttle“ die Sicherheit für RadfahrerInnen und FußgängerInnen erhöhen. Dafür macht sich die Umweltorganisation Paragraph 27 der Straßenverkehrsordnung (StVO) zu nutze. Er sieht vor, dass 15 oder mehr RadfahrerInnen einen sogenannten „geschlossenen Verband“ bilden, der sinngemäß gleiche Rechte wie ein Fahrzeug genießt. Dies bedeutet beispielsweise, dass der komplette Radlerzug über eine rote Ampel fahren darf, wenn die/der Erste der Gruppe sie noch bei Grün passiert. Zudem ist die Radwegbenutzungspflicht nach Paragraph 2 (4) StVO aufgehoben und die RadlerInnen dürfen auf der Fahrbahn zu zweit nebeneinander fahren. Schuster ist wichtig, dass die Umweltschutzakteure mit ihrer Aktion nicht die AutofahrerInnen provozieren wollen: „Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind Teil des Verkehrs!“ Er zieht ein zufriedenes Resümee: „Es haben fast doppelt so viele RadlerInnen teilgenommen, wie erwartet. Sie haben heute morgen davon erfahren und sich spontan angeschlossen. Unsere wichtigste Erkenntnis: Alle AutofahrerInnen haben gelassen auf uns reagiert. Da sind die BürgerInnen weiter als Politik und Planer. Sie teilen sich die vorhandene Fläche und respektieren einander. Manchmal muss man Dinge eben einfach nur machen!“ Er würde sich freuen, wenn das Beispiel Schule macht und sich auf allen gefährlichen Straßenabschnitten RadlerInnen zu einem „Shuttle“ zusammenschließen. Interessenten können sich dafür gerne bei Green City e.V. melden: andreas.schuster@greencity.de, (089) 890 668 -319. Der „Radlshuttle“ ist eine Aktion der Kampagne #MucOhneMief, mit der sich Green City e.V. für eine neue Verkehrskultur in München einsetzt.

©  Green City e.V., Michaila Kühnemann
[Foto: Green City e.V., Michaila Kühnemann]


Radlshuttle auch in Hamburg?

Ob das nicht ein Vorbild für Hamburgs Velorouten 5/6 entlang der hoffnunsglos überlasteten Radwege an der Außenalster wäre? Wenn dann nur kein Stau auf der Fahrbahn wäre . . .

Auch  die Stresemannstraße wäre geeignet, denn die Radwege sind zum Teil unbenutzbar . . .

© hamburgize.com / Stefan Warda
Stresemannstraße: Eine Kolonne Kampfradler neben dem unbenutzbaren benutzungspflichtigem Fakeradweg. Es gilt sogar Tempo 30 bis zur Lerchenstraße. Demnächst mit dem Radlshuttle sicher und bequem in die Innenstadt?


Mehr . . . / More . . . :
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1 Kommentar:

  1. Stresemannstraße - Holstenplatz-Sternenbrücke: Es stimmt die Radwege dort sind sehr blöd zu befahren, überall die Poller, sehr uneben. Aber leider gerade zur Hauptverkehrszeit meist das kleinere Übel, da die Straße einfach dicht ist. Hinter der Sternenbrücke,also hinter der Ampel besteht meist auch morgens die Chance problemfrei auf der Straße zu fahren. Da bremst eh der Blitzer den Kfz-Verkehr. Aber es nützt alles nichts, wenn die Strese dicht ist, denn ich werde mich mit dem Rad sicher nicht dem Stau anschließen, weswegen der "Radweg" bei aktuellem Stand auf jeden Fall seine Existenzberechtigung hat.

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