11. September 2014

Dänischer Radverkehrsexperte Klaus Bondam zu Gast in Hamburg

Klaus Bondam, former Technical Mayor of Copenhagen, visited Hamburg
Aktualisiert am 12.09.2014
© hamburgize.com / Stefan Warda
Martin Bill (Grüne), Till Steffen (Grüne), Klaus Bondam (DCF)

Klaus Bondam, Radverkehrsexperte aus Kopenhagen, besuchte heute auf Einladung der Grünen die Hansestadt. Als technischer Bürgermeister von Kopenhagen formulierte Klaus Bondam 2007 bei der Velocity-Konferenz in München den Anspruch Kopenhagens Fahrradstadt Nummer 1 der Welt zu werden. In seiner Amstzeit prägte er maßgeblich das Bild Kopenhagens als vorbildliche Fahrradstadt.
Heute ist er Leiter des Dänischen Radfahrerverbandes.


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Zukünftige Veloroute 6 entlang Uferstraße
Planned cycle route along Uferstraße

Bei der heutigen Radtour gab Klaus Bondam den mitradelnden Politikern und weiteren Radverkehrsexperten viele Tipps, wie Hamburg eine echte Fahrradstadt werden könnte. Auf der Route durch den Bezirk Nord lagen Wiesendamm, wo neue Radfahrstreifen unbenutzbare "Radwege" ersetzen sollen, Weidestraße mit neuen "Schutz"-Streifen, Uferstraße und Lortzingstraße mit Fahrradstraßen, sowie die Krausestraße ohne Radverkehrsanlagen.

"One of the things, that many German cities do, which is a big, big, big mistake, is mixing pedestrians and cyclists. It is error number one."

Klaus Bondam empfahl den Hamburgern sich für den Radverkehr der Zukuft Ziele und Prioritäten in Zehn-Jahres-Etappen zu setzen. Größter Fehler seien die historischen Bordsteinradwege, also die Führung des Radverkehrs mit schmalen Radwegen auf den Gehwegen. Moderne breite Radfahrstreifen seien dagegen eine gute Alternative. Alle großen Straßenzüge sollten mit guten Radverkehrsanlagen ausgestattet sein. Hauptstraßen ohne separate Wege für Radfahrer wären ein Hindernis für viele Menschen das Fahrrad als Verkehrsmittel zu benutzen. Zum Ende der Tour stellte er fest, dass er einige Straßen gesehen hatte, in denen es noch zu viele Autos gäbe. Beeindruckt zeigte sich der Gast aus Dänemark von zahlreichen Kindern, die mit Rädern unterwegs waren.

Wenn die jungen Radler von heute auch noch in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren in Hamburg per Rad unterwegs sein werden, ist Hamburg auf einem guten Weg.

Laut Klaus Bondam plant Kopenhagen im nächsten Jahr zehn Millionen Euro für den Radverkehr bereitzustellen. Das entspricht 17,50 Euro je Einwohner. Im Vergleich müsste Hamburg nächstes Jahr 30,6 Millionen Euro in den Radverkehr investieren.


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Krausestraße - bislang ohne Radverkehrsanlagen
Krausestraße - still without seperated space for cyclists

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Radeln in der Krausestraße
Vehicular cycling along Krausestraße

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"Schutz"-Streifen in der Weidestraße
"Protection" lanes along Weidestraße

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Drosselstraße / Bramfelder Straße: Abbiegende Radler blockieren den Längsverkehr [Gegenbeispiel Kopenhagen]
Cyclists blocking the cycle track for other cyclists going straight

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Baustelle an der Wagnerstraße
Road works at Wagnerstraße

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Baustelle an der Fuhle: Kein Weg für Radfahrer [Gegenbeispiel Kopenhagen]
Construction site at Fuhlsbüttler Straße: No way for cyclists
 
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Baustelle Wiesendamm: "Radfahrer absteigen"
Road works: "Cyclists dismount"

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7 Kommentare:

  1. "Größter Fehler seien die historischen Bordsteinradwege, also die Führung des Radverkehrs mit schmalen Radwegen auf den Gehwegen. Moderne breite Radfahrstreifen seien dagegen eine gute Alternative"
    Das hat der gesagt? Immer wieder verwunderlich, welch unterschiedliche Realitäten Teilnehmer ein und derselben Veranstaltung erleben.
    Vor dem Hintergrund, dass im von Bondam verantworteten Radwegenetz Kopenhagens fast ausschließlich gerade nicht auf Radstreifen, sondern auf besser vor dem Kfz-Verkehr geschützten Hochbord gesetzt wird, wäre das auch eine seltsame Aussage.
    Ich habe Klaus Bondham an der Schule Roggenkamp, dort radelten viele Kinder auf der Radwegleiche bzw auf dem Gehweg, und dort fiel sein Statement zu den kindern, ich habe ihn dort über die Planung in Kenntnis gesetzt:
    Das die Radwegleiche völlig verschwinden soll und ein Streifen auf der Fahrbahn eingerichtet werden soll, auf dem die kinder radeln sollen/müssen. Das ganze auf Betreiben von Grünen/ADFC bzw ADAC, wer kann das schon immer auseinanderhalten.

    Seine Reaktion: Ein entsetztes: Really? The children? Crazy, crazy, crazy!

    Er erklärte dann noch, dass sie in Kopenhagen genau mit Radförderung für die Kinder angefangen hätten. Zuerst hätten sie die Schulen mit geschützter Infra vernetzt:
    Denn wo Kinder radeln können, da können alle radeln.

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    1. Seine Einschätzung zu Radfahrstreifen fiel bei dem Zwischenstopp am Wiesendamm, wo es um die Hamburger Möglichkeiten ging, die geplante Einrichtung von Radfahrstreifen als Ersatz für Fakeradwege, nicht um Kopenhagens Infrastruktur. Übrigens hatte er schon in einem Beitrag für SWR Odysso im Jahr 2012 folgendes gesagt: "One of the things, that many German cities do, which is a big, big, big mistake, is mixing pedestrians and cyclists. It is error number one." Und auch: "You have to build bicycle lanes, you have to build bicycle parkings."
      Fast identisch äußerte er sich in Hamburg.

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  2. "Seine Einschätzung zu Radfahrstreifen fiel bei dem Zwischenstopp am Wiesendamm, wo es um die Hamburger Möglichkeiten ging, die geplante Einrichtung von Radfahrstreifen als Ersatz für Fakeradwege, nicht um Kopenhagens Infrastruktur."
    Naja, Klaus Bondam war meines Wissens nicht eingeladen, um HHer Radstreifen zu planen. Er war eingeladen aufgrund seiner Kompetenz. Die hat er sich erworben als Verantwortlicher für den Ausbau der Kopenhagener Radinfra. Mit dieser Kompetenz hat die GAL ihre Wahlkampfveranstaltung auch beworben. Mit HHer Radinfra war Klaus Bondam meines Wissens beruflich nicht befasst.
    Es ging also darum: Was sagt Klaus Bondam, als einer der Hauptverantwortlichen der Rad-Weltstadt Kopenhagen zu den HHer Versuchen, wie sie von den Grünen und dem ADFC gehypt werden: Die unsägliche Rad-/Parkstreifen-Politik.

    Als er von mir hörte, die Radstreifen seien auch schon für Kinder ab 10 Jahren obligatorisch, sagte er: Really? Children? Crazy, crazy, crazy!"
    Das war genau da am Wiesendamm (Ecke Roggenkamp will ich nicht beschwören) wo Bondam sich gerade positiv überrascht über die vielen Kinder geäußert hatte, die da auf dem "radweg" und dem Gehweg dauernd längsradelten.
    Dreimal "Crazy!"

    Nach dem Radstreifen Weidestrasse wirkte er auch leicht traumatisiert, das war wohl dem sehr eng und schnell vorbeirauschendem Kfz-Verkehr geschuldet. Üble Führung da.

    Ebenso zum Schluss, wo er die Frage stellte, was denn los sei in Hamburg, geografisch und politisch ("social democrats") sähe es doch ganz ähnlich wie in Kopenhagen aus.
    Da alle nur die Schultern zuckten, übernahm ich die Antwort:
    In Deutschland arbeitet Alles und Alle, das heißt Social Democrats, Grüne (böse Blicke), Fahrradvereine, Gewerkschaften usw der Kfz-Industrie zu.

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    1. Als die Beteiligten am Wiesendamm einen Zwischenstopp einlegten, ging es nicht um irgendeine "unsägliche Rad-/Parkstreifen-Politik" - was auch immer das sein soll. Es wurde genauestens erklärt, dass in Hamburg im Gegensatz zu Kopenhagen andere Prioritäten in der Straßenraumaufteilung gesetzt werden: Parkplätze und Bäume haben in Hamburg einen höheren Stellenwert als in Kopenhagen. Klaus Bondam sprach sich auch für den Erhalt der Bäume aus und befürworte in dem Zusammenhang - wie zuvor schon erwähnt - das Projekt mit den Radfahrstreifen.
      Übrigens arbeitet hamburgize.com nicht der Kfz-Industrie zu [böser Blick!].

      Vielleicht beruhen die unterschiedlichen Wahrnehmungen während der Tour in unterschiedlichen Erwartungen und Missverständnissen. Auch glaube ich nicht, dass die Grünen der Autoindustrie zuarbeiten wollen. Es sollte wohl klar sein, dass in Hamburg von heute auf morgen keine Radwege nach Kopenhagener Muster umsetzbar sind. Dreh- und Angelpunkt sind die Parkplätze (und Bäume). Ein gutes Beispiel ist die Diskussion um die Umgestaltung der Papenhuder Straße. Für beidseitig 2,2 Meter breite Kopenhagener Radwege blieben dort unter Wahrung der Bäume wohl so gut wie keine Parkplätze. Bei dem jetzigen Streit um den Verlust von "nur" 35 Parkplätzen von insgesamt 93 Parkplätzen bei Aufgabe der unbenutzbaren Fakeradwege und Einführung von Schutzstreifen bei einer Verkehrsmenge von 5600 Autos am Tag (ist wirklich sehr wenig) mag ich mir gar nicht ausmalen, was sich bei Abbau aller Parkplätze abspielen würde.

      Über die Radverkehrsführung in der Weidestraße waren wohl alle Teilnehmer nicht entzückt. Es wurde aber auch während der längeren Paus vor Befahren der "Schutz"-Streifen deutlich gemacht, welche Vorgeschichte es gab, wie die Führung vorher ausgesehen hatte (ursprünglich Gehwegradeln bei VZ240), und dass die Überlegung war die Radler runter von den engen Gehwegen zu bringen. Bei Kopenhagener Radwegen gäbe es in der Weidestraße keine Parkplätze mehr. Das müsste von Politik und Verwaltung getragen werden, und bei der nächsten Wahl im Bezirk oder Hamburg landesweit wären die Befürworter der "Parkplatzvernichtung" vermutlich abgewählt. So viel Realismus sollte auch ein Radler aufbringen, und eigentlich hätte ich erwartet, dass ein Teilnehmer der Veranstaltung mit Klaus Bondam, der zugehört hatte, soweit denken kann.

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    2. Na, vielleicht war er ja 2mal da.
      Bei dem Mal, wo ich dabei war, und ich meine, ich hätte dich auch gesehen, aber es war wohl doch ein Double ;-), da hat Bondam auf Nachfrage ("Wie würden Sie das planen?") auf den Mittelstreifen des Wiesendamms verwiesen.
      Die dänen sind nun wirklich sehr zivilisierte Leute, Weder schlagen die Dänen ihre kleinen Kinder noch schicken sie sie mit Rädern auf die Fahrbahn. Wü+rden diem nie machen.
      Über diese Lösung, und gar, dass sich ADFC/Grüne dafür noch von ihm loben lassen wollten, darüber war der gute Mann sichtlich verstört ("Crazy, crazy, crazy.").

      Zu "Bäumen" meinete er: Die kann man um- bzw neupflanzen.

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    3. Am 8. Dezember soll er ein zweites Mal nach Hamburg kommen. Da kannst du dich ja nochmals vergewissern, ob er Radfahrstreifen ablehnt.

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  3. Und?

    Wie ging die Story weiter?

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