23. November 2013

Noch mehr Baustellen

More Road Works
Aktualisiert am 24.11.2013

© hamburgize.com / Stefan Warda
Immer noch sehr beliebt in Hamburg: "Radfahrer absteigen". Einmal kurz ab- und aufsteigen? Oder wie lange, und wann wieder aufsteigen, oder was? - siehe Fehler 5 im Baustellenfortschrittsbericht

Hamburg ist bekannt für seine ungewöhnlichen Radverkehrsführungen an Baustellen. Nun hat es wieder neue interessante Baustellen, die Rad-, Autofahrer und Fußgänger vor neue Herausforderungen stellen. Höhepunkt ist dieses Mal die Baustelle am Heidenkampsweg. Ab Nordkanalstraße hat es Richtung Süden eine Baustelle, die bis etwa zur Bille reicht. Der Radweg taucht zwischen Nordkanalstraße und Gotensraße unter der Baustelle ab, eine laut den Richtlinien vorgesehene Radverkehrsführung hat es nicht. Radler müssen daher gemäß der StVO auf die Fahrbahn. Das ist eigentlich sehr ungewöhnlich, ist doch sonst bei solchen Straßen in Hamburg der Radwegezwang vorgesehen. An Werktagen hat es laut Verkehrsmengenkarte der BSU von 2009 58.000 Kraftfahrzeuge im Heidenkampsweg. Ärgerlich ist das Fehlen der Aufleitung auf die Fahrbahn sowie das Fehlen einer Markierung auf der Fahrbahn, damit es nicht zu aggressivem Verhalten seitens unbelehrbarer Kampffahrer kommt.

Die hier aufgezeigten Beispeile zeigen wieder einmal, dass es keine Regel für die Baustellen in Hamburg gibt. Die gleichen Problemfälle werden an jeder Baustelle ganz unterschiedlich behandelt. An der Barmbeker Straße gilt bei Einengung von Geh- und Radweg der gemeinsame Geh- und Radweg mit "Absteigehinweis", an der Willy-Brandt-Straße dagegen dürfen Radler fahre, Fußgänger dagegen müssen auf die andere Straßeseite oder Parallelstraßen aufsuchen, woanders wie an der Hoheluftchaussee müssen Radler ohne Aufleitungshilfe sich in den Autoverkehr auf die Fahrbahn mischen. Das immer wieder kehrende Chaos steht ganz im Gegensatz zu den Marketingsprüchen im Fortschrittsbericht zur Radverkehrsstrategie für Hamburg.


"Radfahrer absteigen"
Zur Erinnerung: Schon in der PLAST 9 Ausgabe 2000 (Planungsrichtlinie für die Anlage von Stadtstraßen) würde erwähnt, dass das Zusatzschild "Radfahrer absteigen" keine Anwendung finden soll.

Die Beschilderung "Radfahrer absteigen" soll grundsätzlich nicht zur Anwendung kommen, zumal sie in der Praxis nur unzureichend Akzeptanz findet. Ebenso soll eine Umleitung des Radverkehrs über die andere Straßenseite oder über einen anderen Straßenzug vermieden werden.

Eine ausführliche Behandlung des Themas Baustellen und Radverkehr bietet die Broschüre Baustellenabsicherungen im Beriech von Geh- und Radwegen, nach der eigentlich alle Straßenverkehrsbehörden in Hamburg arbeiten sollen. Hierin eingeflossen sind auch die bundeseinheitlichen "Richtlinien für die sicherung von Arbeitsstätten an Straßen (RSA)". 

Radfahrer absteigen?
Das Zusatzzeichen 1012-32 „Radfahrer absteigen“ ist – das sagt ja schon der Begriff „Zusatzzeichen“ – nur als Zusatzschild zu anderen amtlichen Verkehrszeichen zu verwenden. Eine alleinige Aufstellung kommt somit nicht in Betracht!
Dann allerdings ist es ohnehin überflüssig, da die Verkehrszeichen für die sinnhaft möglichen Kombinationen (z. B. Z 239 „Fußweg“; Z 254 „Verbot für Radfahrer“) Radfahrern ohnehin die Weiterfahrt verbieten. Die Kombination mit Z 237 „Radweg“ (sowie Z 240 „gemeinsamer Fuß- und Radweg“ und Z 241 „getrennter Rad- und Fußweg“) ist unzulässig, weil widersprüchlich – Radwege sind zum Rad fahren da.
Daher gibt es keinen vernünftigen Grund, das Schild „Radfahrer absteigen“ überhaupt einzusetzen; es gibt immer eine bessere Lösung.



Heidenkampsweg
Bei einer Testfahrt auf der Fahrbahn im Baustellenbereich gab es das übliche Revierverhalten der vorbeifahrenden Taxifahrer: Aggressives Hupen. Dabei habe ich mich absolut regelkonform verhalten. Trotz der vielen Tempo 30-Abschnitte im Baustellenbereich war die Geschwindigkeit nahezu aller Fahrzeuge deutlich höher, und damit nicht regelkonform.


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An der Nordkanalstraße fährt der Radler ahnungslos auf dem Radweg Richtung Süden

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Kurz vor der Gotenstraße ist Schluß mit dem Radweg. Hier müssen Radler umdrehen und sich einen sicheren Weg auf die Fahrbahn suchen. Ortskundige Radler fahren natürlich schon ab Nordkanalstraße auf die Fahrbahn - sieh Fehler 3 im Baustellenfortschrittsbericht

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Kurz vor dem Ende des "Radwegs" (rechts im Bild) beginnt der Verschwenk der Fahrspuren auf die rechte Straßenseite. Ab hier muss durchgehend  bis zur Billstraße auf der Fahrbahn geradelt werden. So geht es zügig voran

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Nicht nur Richtung Süden müssen Radler auf die Fahrbahn, auch Richtung Norden ist der Radweg blockiert - durch Kampfparker

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Kurz hinter Grüner Deich wechseln die Fahrspuren auf die rechte Straßenseite

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Die nächste Aufleitung auf einen Radweg ist in Höhe Billstraße

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Baustelle Heidenkampsweg: Rot die Radwegeführungen, schwarz die Radverkehrsführung auf der Fahrbahn


Barmbeker Straße
Richtung Norden hat es statt des benutzungspflichtigen Radwegs einen gemeinsamen Geh- und Radweg mit "Absteigehinweis". Anschließend beginnt wieder ein benutzungspflichtiger zugestellter "Radweg".

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Achtung: Hier massregeln Fußgänger radelnde Radfahrer - siehe Fehler 5 im Baustellenfortschrittsbericht

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Unbenutzbarer "Radweg" - siehe Fehler 3 im Baustellenfortschrittsbericht


Willy-Brandt-Straße

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Ohne "Radfahrer absteigen" kommt kaum eine Hamburger Baustelle aus. Das Zeichen hat hier keinerlei Bedeutung - siehe Fehler 5 im Baustellenfortschrittsbericht

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Zwischen Grimm und Neue Gröningerstraße ist der Gehweg abgesperrt. Es gibt keine Verbindung entlang der Willy-Brandt-Straße für Fußgänger, ganz im Gegensatz zur Baustelle an der Barmbeker Straße. Fußgänger dürfen den Radweg nicht benutzen


Burgstraße

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Im Verlauf der Burgstraße Richtung Süden hat es einen nicht benutzungspflichtigen Radweg. Wer auf der Fahrbahn fährt soll gemäß VZ240 an der Baustelle kurz vor der Klaus-Groth-Straße über den hohen Kantstein und den Grünstreifen hoppeln, um unbedingt an der engsten Stelle gemeinsam mit den Fußgängern an der unübersichtlichen Ecke den Gehweg streitig zu machen - siehe Fehler 2 im Baustellenfortschrittsbericht

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Unmittelbar hinter der Baustelle des vorherigen Bildes folgt nach Queren der Klaus-Groth-Straße eine weitere Baustelle. Der Radweg ist dort unpassierbar, Radler müssen auf die Fahrbahn, da der Gehweg nicht befahren werden darf - im Gegensatz zur gegenüberliegenden Straßenseite. Es fehlt nun im Verlauf der Fahrtrichtung in der Burgstraße eine sichere Aufleitung auf die Fahrbahn

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Die Baustelle Burgstraße / Klaus-Groth-Straße im Verlauf der im Bau befindlichen Veloroute 8 aus Richtung Süden: Es ist zwar erfreulich, dass die Radwegverschwenkung beseitigt wird und die Radfurt über die Klaus-Groth-Straße zukünftig fahrbahnnah geführt wird, doch das darf eine misslungene Radverkehrsführung an der Baustelle nicht entschuldigen

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Klaus-Groth-Straße / Burgstraße im Blick des Radlers im Verlauf der geplanten Veloroute 8. Der Radler aus der Klaus-Groth-Straße kann nur ungewöhnlich den Radweg in der Hammer Landstraße auf der linken Straße erreichen, um in Richtung Thörls Park zu fahren. Er muss nun rechts abbiegen in die Burgstraße, dort den linken Linskabbieger-Fahrstreifen an der Kreuzung mit der Borgfelder Straße / Hammer Landstraße nehmen und nach Grün auf der Mittelinsel warten

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Hier der Blick in die Burgstraße von der Ecke an der Borgfelder Straße. Für die Funktion der Veloroute 8 ist es erfoderlich, dass dieser linke Radweg bis zur Klaus-Groth-Straße ein Zweirichtungsradweg ist. Das entsprechende Schild wurde entfernt, der Radweg ist - wie die vorherigen Bilder zeigen - ohnehin unterbrochen. Der Gehweg ist nicht freigegeben. so ist an dieser Stelle die Veloroute 8 aus Richtung Thörls Park zum Berliner Tor hier unterbrochen. Eine Ausweichempfehkung, wie es die Richtlinien vorsehen, fehlt. Ortskundige Radler können die Borgfelder Straße nutzen, der Radweg im Park Oben Borgfelde ist wegen Bauarbeiten noch abgesperrt - siehe Fehler 8 im Baustellenfortschrittsbericht



Hoheluftchaussee
Noch immer ist bei Haus-Nr. 25-19 der Radweg unterbrochen. Radfahrer müssen weiterhin ohne eine hilfreiche Aufleitung auf die Fahrspuren, um die Baustelle, die mit VZ239 (Gehweg) gekennzeichnet ist, zu umfahren.

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Hoheluftchausse 25: Radler müssen hier auf die Fahrbahn - mehr zu dieser Baustelle im Baustellenreport



So geht Baustelle - das abweichende Ausnahmebeispiel
Eine außergewöhnliche nahezu regelkonforme Baustelle ist an der Willy-Brandt-Straße am Rödingsmarkt eingerichtet. Dort ist an der Kreuzung der benutzungspflichtige Radweg unterbrochen ähnlich wie das vorherige Beispiel an der Burgstraße bei der Klaus-Groth-Straße. Der Radverkehr wird dort auf die rechte Fahrspur geführt. Radler gelangen an der nächsten Kreuzung mit der Holzbrücke wieder auf den benutzungspflichtigen Radweg. Einziger Schönheitsfehler: Es fehlen die blauen VZ oder eine andere deutliche Orientierungshilfe für verusicherte Radler, damit diese nicht auf den Gehweg ausweichen. Positive Beispiele gibt es leider viel zu selten.


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Willy-Brandt-Straße / Rödingsmarkt: Sperren der echten Fahrspur zugunsten Radverkehrsführung

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Willy-Brandt-Straße an der Ecke mit Rödingsmarkt: Der Radweg ist abgesperrt, eine Aufleitung auf die Fahrbahn ist eingerichtet.

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Willy-Brandt-Straße / Rödingsmarkt



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