10. November 2013

Kehrtwende in Hamburgs Radverkehrspolitik?

Turnaround in Hamburg Bicycle Policy?


zukünftige Veloroute 8 - Steintorplatz
Zukünftige Veloroute 8, Steintorplatz

Viel Aufmerksam bekam in den vergangenen Tagen ein Antrag einiger SPD-Abegordneter in Hamburgs Bürgerschaft. Der Antrag beschäftigte sich mit der Führungsform des Radverkehrs in Hamburgs Straßenräumen. U.a. stimmte nun auch die SPD dem Rückbau von "Radwegen" und der Verlagerung des Radverkehrs von "Radwegen" auf die Fahrbahnen oder auf Radfahrstreifen zu. Auch solle der Radweg neben der Außenalster sicherer, komfortabler und attraktiver gestaltet werden.
Der Senat wird ersucht,
1. neben den laufenden Radverkehrsprojekten, wie dem Ausbau der Velorouten und der Verbesserung von Radverkehrsanlagen, an stark befahrenen Straßen, wie zum Beispiel entlang der Außenalster, die Fuß- und Radverkehrsführung sicherer, komfortabler und attraktiver zu gestalten,
2.das bestehende Hamburger Radverkehrsnetz dahin gehend zu überprüfen, welche Radwege
a. erhalten bleiben können,
b. um- oder ausgebaut beziehungsweise durch markierte Radverkehrsführungen ersetzt werden sollten,
c. aufgehoben und gegebenenfalls ersatzlos zurückgebaut werden können,und die Ergebnisse der Überprüfung insbesondere im Rahmen des Straßenerhaltungsmanagements umzusetzen.


Beim Schlump /Bogenstraße
Beim Schlump / Bogenstraße

Fahrradbeauftragter der SPD-Fraktion Lars Pochnicht fordert - wie seit einigen Jahren auch schon die Grünen, bei jeder Straßensanierung den Ersatz alter herkömmlicher "Radwege" durch Radfahrstreifen zu überprüfen. Auch sollten stark befahrene Radfahrstrecken wie an der Straße An der Alster ausgebaut werden. Pegelzählungen der Wirtschaftsbehörde ergaben, dass dieses Jahr an einem Tag rund 10.000 Radfahrer den dortigen Radweg nutzten, ein Rekordwert für Hamburger Verhältnisse. Der Zweirichtungsradweg am Alsterufer windet sich im unübersichtlichen Slalom um Parkbuchten, Gehölzinseln und Müllcontainerystellflächen. Will die SPD Hoffnung auf Abhilfe machen?
So könnten dort auch Stellplätze wegfallen, um mehr Platz für Radler und Fußgänger zu erhalten, sagt SPD-Radexperte Pochnicht.

Hallerstraße
Hallerstraße

Hallerstraße
Hallerstraße

Sicherlich macht es Sinn "Radwege", die unbenutzbar sind, aufzugeben oder eine Alternative zu schaffen. Nicht ganz so glücklich scheinen Radfahrer am Siemersplatz mit den neuen Radfurten und Radfahrstreifen nach Umbau der Kreuzung im Rahmen des Busbeschleunigungsprogramms zu sein. Im NDR-Interview empfiehlt ADFC-Referentin für Verkehr Merja Spott auf den neuen Radfahrstreifen ganz besonders vorsichtiges Fahren:
Radfahrern auf dem Siemersplatz raten wir eben extrem vorsichtig zu sein. Man muss zurückstecken, obwohl man auch im Zweifel Vorfahrt hat.

Veloroute 3 - Bogenstraße / Beim Schlump
Veloroute 3 - Bogenstraße / Beim Schlump

Veloroute 3 - Bogenstraße / Beim Schlump
Veloroute 3 - Bogenstraße / Beim Schlump

Waren wir das nicht schon von den bisherigen "Radwegen" so gewohnt? Vorsicht an jeder Querstraße und Grundstückszufahrt, ob der rechtsabbiegende Autolenker auch wirklich den Schulterblick übt? Vorsicht an jeder Grundstücksausfahrt, ob der Autolenker auch den Blickkontakt mit uns aufnimmt? Vorsicht an parkenden Autos neben dem "Radweg", ob nicht gleich eine Tür uns gegen das Rad gestemmt wird? Vorsicht bei Fußgängern, ob die nicht gleich die Richtung ändern und quer über den Radweg laufen? Vorsicht bei freilaufenden Hunden auf dem Radweg, ob die nicht gleich ohne mein Einverständnis mit mir "spielen" wollen? Aber warum sollen wir zukunftig immer mehr auf Radfahrstreifen ausweichen, wenn wir dort "extrem" vorsichtig fahren sollen und - wie schon immer bei "Radwegen" an Querstraßen - auf unser Vorrecht verzichten?


Siemersplatz
Siemersplatz

Etwas anders verhält es sich vielleicht mit der Esplanade. Dort wurden die Fahrbahndecken saniert, doch nach dem Umbau blieb für Radfahrer alles so wie zuvor. Wer vom Hauptbahnhof Richtung St. Pauli entlang des Walrings radelt, für den endet an der Kreuzung Lombardsbrücke / Neuer Jungfernstieg / Esplande der benutzungspflichtige Radweg. Erst ab Stephansplatz hat es wieder einen benutzungspflichtgen Radweg, dazwischen entlang der Esplanade müssen Radler - ohne Aufleitung, ohne grüne Welle - auf die Fahrbahn. Alternativ dürfen sie im Schritttempo den Gehweg befahren. Eine Anfrage des Abgeordneten Till Steffen ergab, dassim Rahmen der Verkehrssicherheit keine Zeit für die Überprüfung der Radverkehrsführung bestand.
Nach Feststellung des Sanierungsbedarfs war zunächst die Gewährleistung der Verkehrssicherheit vorrangig. Der Straßenzustand erforderte eine möglichst baldige Sanierung. Die Anlage von Radfahr- beziehungsweise Schutzstreifen hätte eine zeitin-tensive Überplanung des Straßenquerschnittes erfordert und konnte deshalb zu die-sem Zeitpunkt nicht durchgeführt werden.

Esplanade / Neuer Jungfernstieg / Lombardsbrücke
Esplanade / Neuer Jungfernstieg / Lombardsbrücke: Hier hat es keine Aufleitung vom Radweg aus Richtung Lombardsbrücke auf die Fahrbahn

Das Fehlen der Aufleitung vom Radweg auf die Fahrbahn am Neuen Jungfernstieg scheint demnach absolut verkehrssicher zu sein. Radler werden an der Kreuzung mehrfach gegängelt, weil bei Grün für den Geradeausverkehr Radler stehen bleiben müssen, um die Rechtsabbieger durchzulassen. Wenn dann das Radlergrün kommt, müssen Radler mitten auf der Kreung warten weil dann der Querverkehr Grün hat. Wenn die Signale den Radler Grün zeigen, hat auch wieder der Geradeausverkehr auf der Fahrbahn Grün - für Radler wiederum keine Chance auf die Fahrbahn zu gelangen. Es fehlt eine Schleuse, die Radler vom Radweg auf der Lombardsbrücke zügig, sicher und komfortabel auf die Fahrbahn der Esplanade leitet - ohne mehrmaliges Warten. Das führt ansonsten zu Fehlverhalten.


Esplanade / Casino
Esplanade ohne Radverkehrsanlagen: Unsichere Radler dürfen auf dem Gehweg im Schritttempo geradeln


Alles andere als eine Veloroute: Beengte Verhältnisse auf Hamburgs meist befahrenem Radweg



Von einer Fahrradstadt ist Hamburg noch sehr weit entfernt. Ein Radweg wie an der Außenalster wäre in Kopenhagen nicht für den Zweirichtungsverkehr zugelassen, sondern wäre gemessen an seiner Breite das Minimum für den Einrichtungsverkehr. Die Kopenhagener Radwegphilosophie deckt sich auch mit Erkenntnissen aus den Niederlanden. Eine Studie im Auftrag des niederländischen Tranportministeriums empfiehlt innerstädtische Radwege für den Einrichtungsverkehr mit einer Mindestbreite von 2,25 Metern anzulegen. Schmalere Radwege führen zu Konfliktsituationen. Wer im Berufsverkehr morgens oder nachmittags den Radweg An der Alster befährt, der weiß sehr wohl, welche Konflikte gemeint sind. Fazit: Hamburg muss den Raum für den Radverkehr verdoppeln, um den kommenden Fahrradboom und den erwarteten Radverkehrsanteil von 18% gemäß der Radverkehrsstrategie zu bewältigen und tatsächlich fahrradfreundlicher zu werden.


http://hamburgize.blogspot.de/2013/06/hamburgs-radwege-gelten-allesamt-als.html










http://hamburgize.blogspot.de/2013/08/reine-nervensache-radfahren-zur-arbeit.html




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1 Kommentar:

  1. ...Hamburger Radfahrer auf die Straße...
    ist das gefährlichste und blödeste Programm, was dem Senat einfallen konnte!! heute auf der noch immer nicht fertiggestellten Osterstraße mit dem Rad unterwegs gewesen--- Stop and go- Zick-Zack um parkende Zulieferer,Busse und Falschparker!! Parker, die die Fahrertür aufreißen!!! Was soll das sein???? Ständig absteigen und warten?- über den Gehweg schieben? auf die Fahrbahn ausweichen und den Bus umrunden??? lebensgefährlich und nervig!!!
    Von solch hochgradig gefährlichen Stellen- wo man z.B. den Abbiegerverkehr kreuzen muss ( Hallerstraße, Siemersplatz usw.) gibt es unzählige...
    Völliger Schwachsinn sowas!!!
    Und die Krönung ist der Rückbau des wunderschönen Alsterradweges!!!
    Ein Radweg gehört nicht auf die Straße vor parkende Autos- viel zu gefährlich... Busse, Autos, Anlieferer, Abbieger achten nicht auf Fahrräder!!! Und der Fahrradfahrer ist matsch oder tot...
    Mann, Mann, Mann...

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