30. April 2012

"Hamburg ist für Fahrradfahrer eine Zumutung"

Unflattering: "Hamburg is a disaster for cyclists"

Kajen 2012: Radfahrer werden immer noch gerne als Fußgänger mit Zusatzpedal behandelt

Die Hamburger Morgenpost packt zum 1. Mai die verstaubten Fahrräder aus dem Keller. Und stellt fest: Die Radwege sind mies, oder es fehlen grundsätzlich geeignete Wege für Radfahrer. Der Ausbau der Radwege stockt. Die zur Verfügung gestellten Mittel werden teilweise gar nicht abgerufen, weil es nicht gelinge, sie zu verbauen, so die Verkehrsbehörde. Von 10 Mio. Euro Radverkehrs-Etat konnten nur 6,9 Mio Euro verbaut werden. Vermutlich scheut die Stadt Konflikte und sitzt die Beseitigung der Problemstellen vorerst aus - wie z.B. die unbenutzbaren benutzungspflichtigen "Radwege" in der Langenhorner Chaussee. Dort wird weiterhin erst noch abgewartet, anstelle regelkonforme benutzbare Radverkehrsanlagen herzustellen.

Tatsache ist: Seit Jahrzehnten gibt Hamburg Geld für das Radwegenetz bevorzugt dort aus, wo es keine Konflikte mit dem bevorrechtigtem Autoverkehr gibt. Dort, wo aber die wichtigen Problemstellen für Radfahrer sind, passiert in der Regel nichts.

Der ADFC wirft dem Senat vor im Zweifel eher den Lkw- und Kfz-Verkehr zu fördern, anstelle den Radverkehr: "Bürgermeister Scholz verpasst die Chance Hamburg zu einer fahrrdfreundlichen Metropole zu machen," so der ADFC-Sprecher. Doch die Kritik des ADFC prallt beim Senat ab. Senatssprecher Christoph Holstein: "Hamburg ist jetzt schon eine fahrradfreundliche Metropole".

Erfreulich die neue Zahl: Hamburg soll mittlerweile einen Radverkehrsanteil von 13% haben, so die MoPo. Von dem ursprünglichen Ziel, bis 2015 einen Radverkehrsanteil von 18% zu erreichen, hat sich der SPD-Senat allerdings verabschiedet.

Kajen 2012: "Kampf-Radler"? Laut Verkehrszeichen soll der Radfahrer hier erstmal ganz locker absteigen, dann über die Fahrbahn schieben, auf der anderern Straßenseite ist dann wieder ein benutzungspflichtiger Radweg

Kajen 2012: "Kampf-Radlerin"?

Kajen 2012: Diese Verkehrsführung ist mir seit 1995 in der Art bekannt. Trotz mehrfacher Hinweise an Straßenverkehrsbehörde, Straßenbaubehörde bzw. Bezirkspolitiker seit fast 20 Jahren unverändert.

Kajen 2011: Trotzdem die querende Fahrbahn wegen Bauarbeiten stillgelegt ist sollen währedn der Bausphase Radfahrer absteigen

Kajen 2004: Radfahrer absteigen!

Kajen 1995: Radfahrer absteigen - siebzehn Jahre lang war die Stadt Hamburg nicht in der Lage, die Radfahrer-absteigen-Stelle zu beseitigen


Fragwürdige "Radverkehrsförderung"


Heimfelder Straße: Schmaler "Radweg" neben legalisiertem Parken und schmalem Gehweg. Dieser "Radweg" soll nun zurückgebaut werden, trotz Protesten der anliegenden Radfahrer und einiger merkwürdiger Politiker.


Heimfelder Straße: Erkennbar in diesem Abschnitt das relativ neue Radwegpflaster. Auch dieser "Radweg"-Abschnitt wird rückgebaut, trotz der relativ neuen Instandsetzung. Schon zum Zeitpunkt der Instandsetzung war allerdings bekannt, dass das Parken neben dem Radweg unverträglich mit dem Radverkehr ist und gemäß der VwV-StVO das Parken neben dem Radweg unterbunden werden muss. Dich der Sieger ist fast immer der Parkplatz - zumundest in Hamburg. Wegen der Unverträglichkeit wird nicht der Parkplatz beseitigt, sondern der Radweg. Dabei gibt es ein Wegegesetz in Hamburg, dass dem fließenden Verkehr Vorrang vor dem ruhenden Verkehr einräumt. Doch in der Realität wird in Hamburg kaum jemals danach gehandelt, das Wegegesetz wird faktisch gar nicht angewendet. Parkplätze sind "heilig" - zumindest in Hamburg. Kein Politiker traut sich den heimlichen Autoparklatzvorrang an irgendeiner Stelle anzutasten, es sei denn, er möchte nicht wiedergewählt werden. Für den Radverkehrsetat bedeutet das Beispiel Heimfelder Straße: Die Instandsetzung des "Radweges" war rausgeschmissenes Geld, da der Radweg ohnehin nun beseitigt werden muss, weil die Parkplätze auf Dauer bestehen bleiben sollen. Für den Radverkehr werden oftmals ähnliche unsinnige Ausgaben getätigt, weil die tatsächlichen Probleme in der Regel nicht gelöst werden, sondern ausgesessen werden.

Heimfelder Straße: Wie auch in der Langenhorner Chaussee blockieren die parkenden Autos den "Radweg", das Befahren des "Radweges" ist unmöglich. Daher wird der "Radweg" aufgegeben.

Heimfelder Straße: An den "Bushaltestellen" ist der "Radweg" unterbrochen. Nur "Kampfradler" fahren hier, alle anderen steigen natürlich ab und schieben.

Eppendorfer Baum: Parken neben dem "Radweg" ist gefährlich, das zeigt die über den "Radweg" geöffnete Tür. Dieser Radweg ist sogar benutzungspflichtig

Harvestehuder Weg: Trotz der bekannten Gefahren dürfen hier weiterhin Autos dirkt neben dem schmalem Radweg parken. Besonders gefährlich ist diese Konstellation, weil durch eine sich öffnende Autotür ein Radfahrer auf die Fahrbahn gekickt wird und von nachfolgenden Kfz gleich überrollt werden kann. Laut der Radverkehrsstrategie für Hamburg sollten allerdings schon längst solche Kombinationen beseitigt worden sein

Harvestehuder Weg: Schöner Radfahren? Auf jeden Fall nicht sicher!

Harvestehuder Weg: Übungsparcour für Geschicklichkeitsfahrten?

Bellevue: Radwegleichen, rausgeschmissenes Geld

Velorouten 3 und 4, Neuer Jungfernstieg, die "Creme" der Hamburger Radwege: Mit dem Ausbau der Velorouten am Neuen Jungfernstieg wurde der Radverkehr auf nur eine Straßenseite verlegt. Zuvor gab es unter der Bahnbrücke auf beiden Seiten Radwege, nunmehr ist das Geisterradeln vorgeschrieben

Velorouten 3 und 4, Neuer Jungfernstieg: Auf dieser Straßenseite gab es einen Radweg bis zum Umbau für die Veloroute. Da der Seitenwechsel zwei zusätzliche Ampelquerungen abverlangt, fahren die meisten Radfahrer als "Kampffahrer" auf dem Gehweg. Der Radweg wurde abgebaut, damit es unter der Brücke eine zusätzliche Autofahrspur gibt, und das als Ergebnis der Einrichtung sogenannter Velorouten.

Veloroute 4, Neuer Jungfernstieg: Der Radverkehr muss einem einseitigen Zweirichtungsradweg folgen. Im Kreuzungsbereich müssen Radfahrer daher viermal Fahrbahnen queren und jeweils Ampeln berücksichtigen. Die gestrichelte Linie zeigt den Verlauf des für eine zusätzliche Autospur aufgegeben ehemaligen Radweg, wo heute nur noch Platz für Fußgänger eingerichtet blieb. Entlang dieses Weges muss nur zweimalig die Fahrbahn gequert werden, also weniger Wartezeiten an Ampeln, kurzer direkter Weg, kein Unweg. Kein Wunder, dass sich viele Radfahrer den Weg abkürzen, aber Achtung: Die Fahrradstaffel der Polizei lauert dort gern den "Kampfradlern" auf. Der stetigen Zunahme des Radverkehrs wird diese Lösung auf Dauer nicht gerecht und sollte umgebaut werden. Auch das kostet wieder Geld (Quelle: Luftbildkarte 1:5000, aus Stadtkarte von Hamburg, Ausgabe 2008, 6. Auflage auf DVD. Vervielfältigt mit Zustimmung der Freien und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung,www.geoinfo.hamburg.de)

"Radweg" Reeperbahn
Reeperbahn: Wer erkennt den "Radweg"? Zumindest nicht die Fußgänger - oder sind es hier "Kampfgeher"? Den Radfahrern dient dieser "Radweg" auf keinen Fall - Fehlinvestition! Hier wurde die Fahrradstaffel zur Kontrolle der "Kampfgeher" allerdings noch nie gesichtet . . .



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29. April 2012

Wirtekrieg in Altona: Bezirksamtsleiter prognostiziert Nachteile für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen

Fight of inn keepers against pedestrians: District manager predicts disadvantages for pedestrians, wheelchair users and people with prams



Altonas Gehwege sollen wieder schmaler werden. Das Regelmaß für Gehwege beträgt zukünftig wieder nur noch 1,5 Meter, wie auch in den Jahren zuvor. Dies hat die Bezirksversammlung beschlossen, und die fußgängerfreundliche Zwei-Meter-Regelung von Februar diesen Jahres rückgängig gemacht. Neben legalisierten sog. Sondernutzungen, wie z.B. Außengastronomie und Geschäftsauslagen, soll für den Fußgängerverkehr nur noch ein Verkehrsraum von 1,5 Meter Restgehwegbreite verbleiben. Die Zwei-Meter-Regel soll nur noch für "sehr stark von Fußgängern benutzte Gehwege" gelten.

Abgesehen von der taz bejubeln die Medien einhellig das Einknicken der Bezirkspolitiker gegenüber den Gastwirten und anderen Geschäftsleuten. Für viele Straßenzüge wird die Regel den gleichen Trott wie früher bedeuten. Kritik gab es schließlich vom Bezirksamtsleiter:

"Bezirkschef Warmke-Rose warnt indessen davor, nur die Gastwirte im Auge zu haben. Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen können das Nachsehen haben. Es steht zu befürchten, dass sich hier „lautstarke Interessen“ durchsetzen konnten, aber nicht die schweigende Mehrheit von Betroffenen." (Hamburger Abendblatt)

Den alten Trott gab es am Wochenende auch gleich in der Schanzenstraße zu bewundern. Die neue alte Restgehwegbreite wurde traditionell wie Jahrzehnte zuvor wieder nicht eingehalten. An einigen Stellen gab es das inoffizielle "Wirtegehwegmaß" von einem Meter. Das führt selbstverständlich wie gehabt zu den üblichen Konflikten zwischen Fußgängern untereinander, aber auch mit Radfahrern. Offensichtlich hat es nun die schweigende Mehrheit getroffen.


Altonas neue alte Gehwegbreiten - und die Realität danach 





Schanzenstraße: Die neuen alten Gehwegbreiten
The new old sidewalk limits

















(alle Bilder vom Wochenende nach Bezirksversammlungsbeschluß)


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27. April 2012

StadtRAD zur IBA nach Harburg?

StadtRAD going to Harburg?

StadtRAD


Bergedorf und Harburg bleiben vorerst aus dem Bedienunsgebiet des Hamburger Stadtrades ausgespart, so Staatsrat Rieckhof bei der Eröffnung der Bergedorfer Radstation. Der Harburger SPD-Abgeordnete Frank Wiesner würde jedoch gern das StadtRAD nach Harburg holen. "Sein Ziel sei es, dass die ersten Stationen im Hamburger Süden zur Eröffnung der internationalen Bauausstellung eröffnen könnten," so das Hamburger Abendblatt.

Achtung an alle StadtRAD- und Museumsfans: Morgen zur Langen Nacht der Museen ist StadtRAD von 18-2 Uhr kostenlos!


Mehr / More:
StadtRad soll in Harburg anrollen (Hamburger Abendblatt, 24.04.2012)
Hamburg steht beim StadtRad auf der Bremse (Hamburger Abendblatt, 20.04.2012)

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Frühling

Spring



Frühlingssonne im Alstervorland
Enjoy the sunshine along the cycle route

Solange es nicht ausreichend grünt und blüht hilft Selbsthilfe
Cyclists can help for more green in urban space

Auch Apotheker haben Radfahrer entdeckt: Fit in den Frühling mit den richtigen Anti-Schmerzmitteln
Even pharmacists have discovered cyclists: Fit into the spring with the right anti-pain medication

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26. April 2012

Behörde bestätigt: Radwege entlang der Langenhorner Chaussee sind unsanierbar

Authority: Cycle tracks at Langenhorner Chaussee are unredevelopable

Langenhorner Chaussee
"Radweg" Langenhorner Chaussee immer noch benutzungspflichtig, aber jetzt vom Senat als "unsanierbar" eingestuft

Die gruseligen "Radwege" der Langenhorner Chaussee seien unsanierbar, bestätigte die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Bleibt nun zu hoffen, dass sofort die Benutzungspflicht entfällt und Radfahrstreifen angelegt werden. Wenn die Bezirkskoalition nicht so autofreundlich wäre, wäre eine Besserung zügig zu erreichen.


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Bergedorf hat eine Fahrradstation

Bergedorf got a cycle parking

Rad und Bahn: ideale Verknüpfung


Bergedorfs Radstation wurde eröffnet. Damit hat Hamburg nun zwei vollwertige Fahrradstationen. Die ersten Überlegungen für ein Fahrradparkhaus in Bergedorf wurden noch Ende der 1990er Jahre angestellt. Damals stellte ich als Vertreter des ADFC den Bergedorfer Bezirkspolitikern das Modell des früheren vollautomatischen Fahrradparkhauses vor dem Innsbrucker Hauptbahnhof als Konzept für den Bergedorfer Bahnhof vor.

Innsbruck: Velomat vor dem Hauptbahnhof

Staatsrat Rieckhoff stellte bei der Eröffnung der neuen Radstation eine weitere für den Stadtteil Harburg in Aussicht. Da sowohl Bergedorf als auch Harburg auch in naher Zukunft nicht an das Fahrradverleihsystem StadtRAD angeschlossen werden sollen seien Fahrradstationen eine sinnvolle Alternative als Kompensation.



Die neue Radstation ist nach dem StadtRAD das herausragende Projekt zur Verbesserung des Hamburger Radverkehrs. Mit dem Bergedorfer Fahrradparkhaus findet Hamburg wieder Anschluß an andere Velostädte, die schon seit vielen Jahren etablierte Fahrradstationen besitzen. 

Münster: Radstation am Hauptbahnhof - Vorbild für alle deutschen Radstationen

Basel: Veloparking am Bahnhof SBB

Basel: Einfahrt zum Veloparking unter dem Centralbahnplatz

Kopenhagen: Fahradparken im Einkaufszentrum Fisketorvet



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